• 15.05.2024
      11:30 Uhr
      Die Nordreportage: Fahrschule für Senioren Lappen weg oder weiterfahren? | NDR Fernsehen
       

      Viele Senioren hängen an ihrem Führerschein. Er gibt ihnen die Freiheit, weiter mobil zu bleiben, morgens einkaufen zu fahren, nachmittags zum Sport, abends zum Schach mit dem Kumpel. Aber natürlich bauen Menschen im Alter ab: die Hör- und Sehfähigkeit, das Reaktionsvermögen sind oft eingeschränkt. Aber wie werden Ältere wieder sicher hinterm Steuer? "Die Nordreportage" zeigt, wie Fahrlehrer ihre Seniorenschüler fit machen.

      Mittwoch, 15.05.24
      11:30 - 12:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.

      Viele Senioren hängen an ihrem Führerschein. Er gibt ihnen die Freiheit, weiter mobil zu bleiben, morgens einkaufen zu fahren, nachmittags zum Sport, abends zum Schach mit dem Kumpel. Aber natürlich bauen Menschen im Alter ab: die Hör- und Sehfähigkeit, das Reaktionsvermögen sind oft eingeschränkt. Aber wie werden Ältere wieder sicher hinterm Steuer? "Die Nordreportage" zeigt, wie Fahrlehrer ihre Seniorenschüler fit machen.

       

      Klaus ist 74 Jahre alt und kurvt gerade unter den strengen Blicken der Fahrlehrerin durch enge Wohn- und über vierspurige Ausfallstraßen. "Schulterblick, Klaus"! sagt Fahrlehrerin Dörte streng und Klaus reagiert ein bisschen verschnupft: "Als ich vor 50 Jahren den Führerschein gemacht habe, hat mein Fahrlehrer gesagt: Klaus, geradeaus gucken, nicht rechts und links!" Das ist jetzt anders, ermahnt Dörte ihren Fahrschüler streng. Und brav wendet Klaus den Kopf.

      Klaus macht gerade ein paar Fahrstunden zur Auffrischung. Seine Enkelsöhne und die Tochter haben gedrängt: "Mensch Papa, haben sie gesagt, wenn du in den Urlaub fährst, machen wir uns Sorgen. Prüf mal, ob du das wirklich noch kannst." Anfangs war Klaus ein bisschen beleidigt, hat gegrummelt, aber nun lässt er sich bereitwillig von Dörte korrigieren. "Doch, ich habe heute was gelernt", gibt er zu, als er eine Stunde später aus dem Auto klettert.

      Die 63-jährige Frauke hatte immer einen Führerschein, aber gefahren ist immer ihr Mann. Sie waren oft mit dem Wohnmobil unterwegs, und sie fühlte sich sicher, aber als Beifahrerin. Doch dann starb ihr Mann plötzlich. Nun stand Frauke vor der Frage: Sollte sie den Führerschein abgeben, in Zukunft Bus und Bahn fahren oder ihre Fahrkünste noch einmal auffrischen? Einmal im Jahr muss ihre Katze zum Tierarzt, nach einem abendlichen Treffen mit ihrer Freundin fährt sie ungern U-Bahn und um Getränkekisten nach Hause zu bekommen, will sie nicht immer die Nachbarn und ihren Sohn bitten. Also geht sie nochmal zur Fahrschule, staunt über die vielen neuen Radwege und Schilder, grüne Pfeile, vierspurige Straßen, merkt, dass es gar nicht so einfach ist, im immer dichter werdenden Verkehr den Überblick zu behalten. Fahrlehrer Maik Burmeister bleibt ruhig. Jüngere Fahrschüler muss er bremsen, ältere eher ermuntern. Er würde es offen sagen, wenn er Frauke nicht für fahrtüchtig halten würde, aber er findet, sie macht sich prima. Alles eine Frage der Zeit.

      Dass Klaus und Frauke freiwillig noch einmal ihre Kenntnisse überprüfen lassen, findet die Polizei vorbildlich. Denn Senioren gehören inzwischen, wie junge Fahranfänger, zur Risikogruppe. Fast 12.000 Verkehrsunfälle gab es 2023 mit Seniorinnen und Senioren ab 65. Ältere Menschen am Steuer verwechseln manchmal Brems- und Gaspedal, brausen als Geisterfahrer über die Autobahn, verheddern sich bei mehrspurigen Straßen beim Abbiegen oder krachen in ein Schaufenster. Im Jahr 2022 betrug der Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter in Hamburg 17,9 Prozent. Der Anteil älterer Menschen in ganz Deutschland nimmt kontinuierlich zu. 22 Prozent der Gesamtbevölkerung sind Senioren.

      Inzwischen gibt es in Hamburg einige Fahrschulen, die sich auf ältere Menschen eingestellt haben, Senioren wieder fit machen fürs Fahren, Auffrischungskurse und Überprüfungsfahrten anbieten.

      Jürgen legt sich am Fahrsimulator der Fahrschule in die Kurven. Der agile 80-Jährige hatte einen Unfall. Ein anderer hatte ihm die Vorfahrt genommen, ist in seinen Wagen gekracht. Sein Auto hatte Totalschaden, Jürgen und seine Frau haben überlebt, aber der Knall des Aufpralls hat sein Gehör geschädigt. Sein Arzt riet ihm dringend, erstmal in Begleitung eines Fahrlehrers zu fahren, um den Schock sicher zu verarbeiten. Fahrlehrer Junis kennt Jürgens Geschichte, lässt es behutsam angehen. Für Jürgen bedeutet der Führerschein ein bisschen Freiheit. Er fährt einmal in der Woche zu seinem Kumpel , um Schach zu spielen, hat Bekannte und Freunde in Bremen, findet, Bus und Bahn seien unzuverlässig und unbequem. Treppen hoch und runter, im Gedränge ein- und aussteigen, umsteigen und das noch mit Tüten und Taschen! Jürgen ist aber selbstkritisch genug: "Falls ich merke, es geht nicht mehr, gebe ich den Lappen ab."

      Auch Konrad sieht das so. Der 93-Jährige wohnt am Rande von Hamburg in einem idyllischen ruhigen Wohnviertel. Still auch deshalb, weil alle Geschäfte in den letzten Jahren dichtgemacht haben. Der Supermarkt, Ärzte, [...]

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