• 28.01.2023
      21:45 Uhr
      Setzen, Sechs! Verpasste Chancen | tagesschau24
       

      Schule nach 1945: Es fehlt an Räumen, an Papier und Bleistiften, an Büchern - und an Lehrern. Die als faschistisch eingestuften Lehrer werden erst einmal entlassen. In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) nutzt man die Chance zu einem "echten Neuanfang". 15.000 Lehrer werden hier auf die Schnelle neu eingestellt. Darunter viele, die im "Dritten Reich" verfolgt wurden. Die Pädagogen orientieren sich zunächst konsequent an den Reformschulen aus der Weimarer Zeit. In den Westzonen dagegen etabliert sich schnell wieder das dreigliedrige Schulwesen.

      Samstag, 28.01.23
      21:45 - 22:30 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Schule nach 1945: Es fehlt an Räumen, an Papier und Bleistiften, an Büchern - und an Lehrern. Die als faschistisch eingestuften Lehrer werden erst einmal entlassen. In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) nutzt man die Chance zu einem "echten Neuanfang". 15.000 Lehrer werden hier auf die Schnelle neu eingestellt. Darunter viele, die im "Dritten Reich" verfolgt wurden. Die Pädagogen orientieren sich zunächst konsequent an den Reformschulen aus der Weimarer Zeit. In den Westzonen dagegen etabliert sich schnell wieder das dreigliedrige Schulwesen.

       

      Und das, obwohl die amerikanischen Besatzer vor allem das tradierte Schulsystem dafür verantwortlich machen, dass die Deutschen sich durch die Nazi-Ideologie verführen ließen.

      "Re-Education" heißt das Zauberwort, "Umerziehung" zur Demokratie. Wegen des notorischen Lehrermangels stehen dann aber doch wieder viele Alt-Nazis stramm vor den Klassen.

      Die von den Amerikanern geforderte Schulreform, die eine Vereinheitlichung des Schulwesens, Ganztagesschulen und eine Verlängerung der Grundschulzeit auf sechs Jahre vorsieht, scheitert am Veto konservativer Kreise und an der Kulturhoheit der Bundesländer, die sich partout nicht auf ein einheitliches Schulsystem einigen können.

      Ganz anders in Ostdeutschland: Dort gibt es inzwischen Einheitsschulen mit Ganztagsunterricht, außerdem Krippen und Vorschulen, damit die Frauen Kinder und Berufstätigkeit verbinden können und sollen. Aber der Staat will auch frühzeitigen Einfluss auf die Erziehung der Kinder nehmen, will sie zu kleinen "sozialistischen Persönlichkeiten" formen. Deswegen gelangen vor allem in den ersten beiden Jahrzehnten viele unterprivilegierte Kinder durch gezielte Förderung zu Hochschulreife und Studium.

      Und: Der Unterricht ist wesentlich praxisorientierter als im Westen, von Anfang an berufsbezogen. "Polytechnisches Prinzip" nennt man das. Im Westen dagegen bringt das althergebrachte dreigliedrige Schulsystem viel zu wenig Facharbeiter und Abiturienten hervor und ignoriert die bildungspolitischen Erfolge der Nachbarländer, denen Halbtagsschulen fremd sind.

      1968 dann springt der Funke der Studentenrevolte auch auf die Schüler über: Sie demonstrieren und debattieren, werfen Schulreformen, Notstandsgesetze und Che Guevara in einen Topf. Die geforderte Bildungsrevolution jedoch verlief im Sand. An der alten Schulstruktur hat auch 68 nichts geändert.

      Die letzte Folge zeigen wir am 13. September um 20.15 Uhr.

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