• 10.03.2018
      22:30 Uhr
      'Ich bin da so hineingestolpert...' Die Gedenksteine des Gunter Demnig | tagesschau24
       

      Eigentlich sollte es nur eine einzelne Kunstaktion werden. Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig wollte mit ihr Passanten zum Innehalten und Nachdenken provozieren. Vor Häusern, deren Bewohner von Nationalsozialisten ermordet wurden, schlug er pflastersteingroße Messingplatten in den Boden, die Namen, Geburts- und Sterbedaten der Ermordeten tragen. Mittlerweile ist aus dem Bildhauer und Konzept-Künstler Demnig der Schöpfer einer flächendeckenden 'sozialen Skulptur' geworden, die sich über ganz Europa spannt. Seine Stolpersteine holen die Erinnerung an Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in den Alltag hinein.

      Samstag, 10.03.18
      22:30 - 23:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      Stereo

      Eigentlich sollte es nur eine einzelne Kunstaktion werden. Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig wollte mit ihr Passanten zum Innehalten und Nachdenken provozieren. Vor Häusern, deren Bewohner von Nationalsozialisten ermordet wurden, schlug er pflastersteingroße Messingplatten in den Boden, die Namen, Geburts- und Sterbedaten der Ermordeten tragen. Mittlerweile ist aus dem Bildhauer und Konzept-Künstler Demnig der Schöpfer einer flächendeckenden 'sozialen Skulptur' geworden, die sich über ganz Europa spannt. Seine Stolpersteine holen die Erinnerung an Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in den Alltag hinein.

       

      Eigentlich sollte es nur eine einzelne Kunstaktion werden. Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig wollte mit ihr Passanten zum Innehalten und Nachdenken provozieren. Vor Häusern, deren Bewohner von Nationalsozialisten ermordet wurden, schlug er pflastersteingroße Messingplatten in den Boden, die Namen, Geburts- und Sterbedaten der Ermordeten tragen. Doch bei einer einmaligen Aktion sollte es nicht bleiben: Mittlerweile ist aus dem Bildhauer und Konzept-Künstler Demnig der Schöpfer einer flächendeckenden 'sozialen Skulptur' geworden, die sich über ganz Europa spannt. Für ihn wurde sie zu einer Lebensaufgabe, die ihn aus seinem Atelier heraus und in ein Nomadenleben im VW-Bus führte.

      Mittlerweile hat Demnig fast 30.000 Stolpersteine in über 600 deutschen Städten verlegt. Rund 250 Tage im Jahr reist er durch die Lande, sein Bus ist fahrende Werkstatt und Logistik-Zentrale in einem. Seine Stolpersteine holen die Erinnerung an Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in den Alltag hinein.
      Das Vorgehen ist dabei immer gleich: Die Lebensgeschichten der Opfer werden von lokalen Initiativen recherchiert. Paten übernehmen dann die Kosten für die Herstellung und Verlegung der Steine: Privatleute, Schulklassen, Geschichtsvereine, politische oder kirchliche Gruppen tragen die 120 Euro pro Stein. Demnigs Augen leuchten, wenn er von dem generationsübergreifenden Netz aktiver Menschen erzählt, das in den vergangenen acht Jahren durch seine Arbeit entstanden ist.

      Autorin Annette Wagner begleitete mit einem Kamerateam des SWR Gunter Demnig im Sommer 2011 zu Stolperstein-Verlegungen in Baden-Württemberg und Berlin. In Kehl stellen sich zwei Referendarinnen der besonderen Herausforderung, Grundschülern die Geschichte eines 1943 ermordeten Lehrers ihrer Schule zu vermitteln. Gymnasiasten arbeiten engagiert NS-Geschichte auf und bemühen sich um das Prädikat 'Rassismusfreie Schule'. In Berlin übernimmt Filmproduzent Artur Brauner die Kosten und die Patenschaft für zwei Steine, die nahe seines 'Hollywood Media'-Hotels verlegt werden.

      Doch Demnigs Erinnerungsarbeit hat auch Gegner: Während er auf dem Berliner Kurfürstendamm Gedenksteine für die ermordeten Eltern des aus Chicago angereisten jüdischen Emigrantenpaares Veit verlegt, werden im Osten der Stadt einige Stolpersteine mit brauner Farbe beschmiert. Demnig und seine Lebensgefährtin fahren tags darauf an den Tatort. 'Antifa verrecke' haben die Täter neben den mittlerweile von der Polizei gereinigten Steinen aufs Pflaster geschrieben.
      'Um die Inschriften zu lesen, muss man sich verbeugen' beschreibt Bildhauer Demnig die Geste der Demut, die Betrachter seiner Gedenksteine häufig unwillkürlich einnehmen. Bücken muss sich auch der Künstler selbst. Das akkordartige Verlegen - manchmal in drei bis vier verschiedenen Städten pro Tag - hat Knie und Rücken des Bildhauers mittlerweile ramponiert. Demnig nimmt es ergeben an: 'Einfach aufhören kommt bei so einem Projekt nicht infrage.'

      Film von Annette Wagner

      Menschen unter uns

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      Samstag, 10.03.18
      22:30 - 23:00 Uhr (30 Min.)
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