• 17.06.2010
      23:00 Uhr
      Der versiegelte Brief des Soldaten Döblin Der DokumentarFilm | rbb Fernsehen
       

      Das Mathematik-Genie Wolfgang Döblin, Sohn des Schriftstellers Alfred Döblin ("Berlin Alexanderplatz"), nahm sich 3 Tage nach der Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 das Leben, um der sicheren Gefangennahme durch die Deutschen zu entgehen.

      Donnerstag, 17.06.10
      23:00 - 00:25 Uhr (85 Min.)
      85 Min.
      Stereo

      Das Mathematik-Genie Wolfgang Döblin, Sohn des Schriftstellers Alfred Döblin ("Berlin Alexanderplatz"), nahm sich 3 Tage nach der Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 das Leben, um der sicheren Gefangennahme durch die Deutschen zu entgehen.

       

      Stab und Besetzung

      Redaktionelle Zustaendigkeit Jürgen Ellinghaus
      Hubert Ferry

      Wolfgang Döblin, geboren am 17. März 1915 in Berlin, war einer der vier Söhne des Schriftstellers Alfred Döblin und dessen Ehefrau Erna. Alfred Döblin musste als Jude und exponierter Gegner des Nationalsozialismus 1933 mit seiner Familie aus Deutschland fliehen und ließ sich in Paris nieder. Sohn Wolfgang, der noch in Berlin sein Abitur abgelegt hatte, absolvierte in Paris in kürzester Zeit ein Mathematikstudium. Er war der jüngste promovierte Mathematiker Frankreichs und galt als einer der begabtesten und viel versprechendsten Wahrscheinlichkeitstheoretiker seiner Generation. Seit 1936 französischer Staatsbürger, wurde er 1938 zum Wehrdienst in der französischen Armee einberufen. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war er in den Ardennen stationiert. In den Jahren 1939/ 40 verfasste Wolfgang Döblin, der sich seit seiner Einbürgerung auch Vincent Doblin nannte, umfangreiche wahrscheinlichkeitstheoretische Arbeiten. Doch seine letzten Manuskripte konnten erst 60 Jahre später eingesehen werden. Ihre Lehrsätze bestätigen wie auch frühere Skizzen und Vorarbeiten, die ebenfalls erst kürzlich wieder entdeckt wurden, dass Wolfgang Döblin in seinem Forschungsbereich, den "zufallsunterworfenen Bewegungen", seiner Zeit weit voraus war. Sie lassen ihn als mathematisches Genie und einen der großen Erneuerer der modernen Wahrscheinlichkeitsrechnung erscheinen. Döblin wurde bald nach dem deutschen Angriff auf Frankreich mit seinem Regiment zum Rückzug gezwungen. In Lothringen wurde er Zeuge der verheerenden Niederlage Frankreichs, die ihn seiner letzten Hoffnungen und jeder Verbindung mit seiner Familie beraubte. Drei Tage nach der Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 tötete er sich in dem Vogesendorf Housseras, um der sicheren Gefangennahme durch die Deutschen zu entgehen. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Geschichte des "Soldaten Doblin"' in ihrer ganzen Tragweite erkannt wurde. Alfred und Erna Döblin ließen sich 1957 in Housseras an der Seite ihres Sohnes beisetzen.
      Der Dokumentarfilm führt an die wichtigsten Schauplätze von Wolfgang Döblins Leben zwischen Deutschland und Frankreich. Er zeichnet mit Hilfe von Aufzeichnungen und Korrespondenzen Wolfgang Döblins, der Aussagen seiner Brüder und anderer Zeugen, die fatale Verkettung von Entscheidungen, Fügungen und Ereignissen nach, die den 25-Jährigen schließlich in eine ausweglose Situation brachten.
      Es kommen u. a. zu Wort: zwei Brüder Wolfgang Döblins, darunter der Ende 2005 verstorbene Claude Doblin (Klaus Döblin), die Pariser Mathematiker und Berichterstatter der Académie des Sciences, Prof. Bernhard Bru und Prof. Marc Yor, sowie Zeugen des Geschehens in Housseras während der Kapitulation im Juni 1940.

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      Donnerstag, 17.06.10
      23:00 - 00:25 Uhr (85 Min.)
      85 Min.
      Stereo

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