• 15.05.2019
      20:15 Uhr
      Wir Deutschen und Europa Film von Stefan Brauburger und Christian Frey | phoenix
       

      Viele Partner in der EU erwarten mehr Führungsstärke und Engagement von Berlin, andere hingegen warnen vor einem "Diktat" der Deutschen. Wie stark darf oder soll Deutschland sein, damit die europäische Balance stimmt? Diese Frage stellte sich immer wieder in der Geschichte.
      Anlässlich der Europawahlen im Mai 2019 widmet sich der Film von Stefan Brauburger und Christian Frey diesem Thema und spannt den Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

      Mittwoch, 15.05.19
      20:15 - 21:00 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      VPS 20:14
      Stereo

      Viele Partner in der EU erwarten mehr Führungsstärke und Engagement von Berlin, andere hingegen warnen vor einem "Diktat" der Deutschen. Wie stark darf oder soll Deutschland sein, damit die europäische Balance stimmt? Diese Frage stellte sich immer wieder in der Geschichte.
      Anlässlich der Europawahlen im Mai 2019 widmet sich der Film von Stefan Brauburger und Christian Frey diesem Thema und spannt den Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

       

      Im Mai 2019 wählen die EU-Bürger zum neunten Mal direkt das Europaparlament. Den Wahltermin nehmen die Filmautoren Stefan Brauburger und Christian Frey zum Anlass, eine aktuelle Debatte aufzugreifen und sie historisch zu reflektieren: Ist Deutschland zu mächtig oder manchmal sogar eher zu ohnmächtig im europäischen Gefüge? Die einen sehen Deutschland wegen seiner Wirtschaftskraft in der gesamteuropäischen Pflicht, Vorreiter zu sein, die Einigung voranzutreiben. Andere fürchten sich vor zu viel deutschem Einfluss, Bevormundung und Dominanz.

      Die Debatte, wie Deutschland sich als zentrale Macht des Kontinents im Verhältnis zu seinen europäischen Nachbarn aufstellt, ist nicht neu. Jahrhundertelang ging es dabei um Fragen des Gleichgewichts, imperialer Macht und Ohnmacht, um Fragen nach Krieg und Frieden. Um die Frage nach dem Gleichgewicht in Europa drehten sich bereits die großen Friedenskongresse nach den schlimmsten europäischen Kriegen. Sowohl nach dem Dreißigjährigen Krieg als auch nach der Napoleonischen Ära hielten die Mächte Europas daran fest, Deutschland geteilt zu lassen, zumal die deutschen Herrscher untereinander auch nicht einig waren. Bismarck schuf mit der Reichsgründung 1871 ein Machtzentrum in der Mitte des Kontinents, aber er suchte stets den Ausgleich durch eine vermittelnde Außenpolitik. Kaiser Wilhelm II. hingegen wollte Weltgeltung auch für das Deutsche Reich und provozierte damit jene Nationen, die schon darüber verfügten. Nach dem Ersten Weltkrieg sollte der Versailler Vertrag Sicherheit nicht mit, sondern vor Deutschland gewähren. Hitler führte seinen rasseideologisch begründeten Vernichtungskrieg auch um der Vorherrschaft über Europa willen. Die Teilung Deutschlands im Ost-West-Konflikt entschärfte die Frage nach der deutschen Mittellage zwar, doch Erinnerungen an die Vergangenheit wurden wieder wach, als sich 1989 die Möglichkeit einer deutschen Wiedervereinigung bot.

      Die Gleichzeitigkeit von deutscher Einheit und stärkerer europäischer Einbindung und Integration schuf in den 90er Jahren eine Balance, die weiterhin eine Herausforderung bleibt. Beispiel Finanzkrise: Deutschland half zwar, einen Rettungsschirm für Partnerländer zu spannen, die daran geknüpften Bedingungen aber lassen Berlin als "Zuchtmeister" erscheinen. Ein anderes Beispiel ist die Flüchtlingskrise: Als Angela Merkel die Grenzen für Kriegsflüchtlinge offen hielt und danach von den europäischen Partnern Solidarität einforderte, wurde der Vorwurf eines Alleingangs und des "moralischen Imperialismus" gegen Deutschland laut.

      2019 ist die Frage der deutschen Machtstellung längst eine des Miteinanders und nicht mehr des Gegeneinanders in Europa. Und doch bleibt die Frage, nach dem Beitrag Deutschlands zum europäischen Gleichgewicht virulent, vor allem im Rahmen der EU. Dazu nehmen renommierte Europa-Experten, Historiker und Journalisten wie Anne Applebaum, Christopher Clark, Ian Kershaw, Hélène Miard-Delacroix, Andreas Rödder, Linn Selle sowie Heinrich August Winkler Stellung und ziehen Bilanz.

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      Mittwoch, 15.05.19
      20:15 - 21:00 Uhr (45 Min.)
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