• 01.07.2022
      21:45 Uhr
      Die Stille nach dem Schuss Spielfilm Deutschland 2000 | ONE
       

      Im Deutschland der 70er Jahre kommt Rita über eine Phase heiterer Anarchie, verführt von der Liebe zu dem charismatischen Andi, zum Terrorismus. Als sie das Scheitern der Bewegung erkennt, taucht sie mit Hilfe der Staatssicherheit in der DDR unter - bis die Mauer fällt.

      Freitag, 01.07.22
      21:45 - 23:20 Uhr (95 Min.)
      95 Min.

      Im Deutschland der 70er Jahre kommt Rita über eine Phase heiterer Anarchie, verführt von der Liebe zu dem charismatischen Andi, zum Terrorismus. Als sie das Scheitern der Bewegung erkennt, taucht sie mit Hilfe der Staatssicherheit in der DDR unter - bis die Mauer fällt.

       

      Deutschland in den 70er Jahren: Rita Vogt glaubt, dass eine gerechtere Welt mit Anarchie zu erreichen wäre. Aus Liebe zu dem charismatischen Andi kommt sie zum Terrorismus. Gemeinsam mit ihren Genossen überfällt sie eine Bank - "Enteignungsaktion" nennen sie ihren bewaffneten Raubzug. Als Andi gefasst und in Berlin inhaftiert wird, will Rita ihn mit Friederike und Klatte befreien. Die Aktion geht schief, es gibt Verletzte und einen Toten. Über Ost-Berlin, wo sie Bekanntschaft mit der Stasi machen, können die Vier entkommen, zunächst ins vermeintlich sichere Beirut, später nach Paris.

      Jahre später erschießt Rita bei einer Verkehrskontrolle einen Polizisten. Sie flieht nach Ost-Berlin, um für sich und andere Aussteiger die Vermittlung der DDR zu erbitten. Doch der Arbeiter- und Bauernstaat zeigt kein Interesse am Vermitteln, sondern möchte die Leute lieber im eigenen Land haben, unter eigener Kontrolle. So wird aus Rita Vogt Susanne Schmidt, Arbeiterin im VEB Modedruck. Während ihre Kollegin Tatjana gegen die erstarrten Verhältnisse revoltiert und in den Westen will, projiziert Rita den Rest vom Traum von einer besseren Welt auf die DDR.

      Dennoch entsteht zwischen den beiden Frauen eine tiefe Freundschaft, die durch eine Fahndungsmeldung im Westfernsehen abrupt zerstört wird. Wieder muss Rita untertauchen, wieder muss sie eine neue Identität annehmen. In einer neuen Stadt lernt sie Jochen kennen, der sich in sie verliebt und sie mit nach Moskau nehmen will. Doch dann wird Rita von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt, es ist das Jahr 1989 - die Mauer fällt.

      Regisseur Volker Schlöndorff knüpft mit seiner direkten, knappen und klaren Erzählweise an den großen Erfolg seines politisch engagierten Kinos der 70er Jahre an ("Die verlorene Ehre der Katharina Blum", 1975). Sein Film nach dem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase ist eine Überraschung für jeden, der genau zu wissen glaubte, wie man heute über West-Terroristen und Ost-Alltagsleben urteilen müsste. "Die Stille nach dem Schuss" ist kein Dokudrama. Wenngleich Autor Wolfgang Kohlhaase die Terroristen Susanne Albrecht, Hans-Peter Boock und Inge Viett in der Haft besuchte, sind die Figuren frei erfunden. "Alles ist so gewesen, nichts war genau so. Der Film beschreibt das Schicksal einer jungen Frau, wie es wohl nur in Deutschland hätte passieren können", sagte Autor Wolfgang Kohlhaase.

      "Die Stille nach dem Schuss" wurde 2000 als offizieller Wettbewerbsbeitrag auf der Berlinale uraufgeführt. Bibiana Beglau und Nadja Uhl erhielten den Silbernen Bären als beste Darstellerinnen und der Film wurde mit dem Blauen Engel als bester "Europäischer Film" ausgezeichnet. Die Presse urteilte über "Die Stille nach dem Schuss": "Ein überzeugender Versuch deutsch-deutscher Geschichtsaufbereitung. Durch die Zusammenarbeit des DDR-kundigen Autors mit dem auch filmisch der 68er Generation verbundenen Regisseur entstand ein Film von einer im deutschen Nachkriegsfilm selten erlebten Authentizität. Pointiert in den Dialogen und atmosphärisch stimmig inszeniert, besticht vor allem auch das berührende Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen, das die Grenzen zwischen Realität und Fiktion aufhebt", so der "film dienst" (19/2000). Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt: "Schlöndorff sucht nicht nach großen, spektakulären Höhepunkten, sondern erzählt in einem wohltuend lakonischen Ton, mit souverän und trocken auf den Punkt gebrachten Dialogen, eine Farce der permanenten Widersprüche." Und Christina Moles-Kaupp ergänzt in "Spiegel online": "Die fiktiven Erlebnisse der beeindruckend dargestellten Anarchistin im Arbeiter- und Bauernstaat sind wesentlich spannender als das detailgetreue Nachbilden einer politischen Wirklichkeit. Dadurch gewinnt 'Die Stille nach dem Schuss' an undogmatischer, bisweilen sogar humorvoller Leichtigkeit - passend zum Zeitgeist 2000."

      Die Schauspielerin Bibiana Beglau entdeckte Volker Schlöndorff, als sie eine der Hauptrollen in Thomas Ostermeiers Inszenierung "Disco Pigs" in der Berliner Baracke spielte. Neben Schlöndorff ("Ten Minutes Older", 2002; "Der neunte Tag", 2004) arbeitete sie bereits mit Regisseuren wie Matti Geschonneck ("Der Mörder und sein Kind", 1995), Rolf Schübel ("2 ½ Minuten", 1996), Aelrun Goette ("Unter dem Eis", 2005) und Dieter Wedel ("Gier", 2010) zusammen. Sie arbeitete am Burgtheater Wien, an der Schaubühne und Volksbühne in Berlin sowie am Thalia Theater Hamburg. Zuletzt war Beglau in Wolfgang Fischers "Was du nicht siehst" (2009) und in mehrere Krimiserien wie "Tatort" (2010), "Soko-Köln" (2012) und "Der Alte" (2012) zu sehen.

      Nadja Uhl erhielt für ihre Rolle in "Das Wunder von Lengede" von Kasper Heidelbach 2003 den Bambi und den Grimme-Preis. 2005 wurde sie mit dem Silver Hugo Award des Filmfestivals Chicago als beste Darstellerin für "Sommer vorm Balkon" ausgezeichnet. Beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden erhielt sie für ihre herausragende darstellerische Leistungen in "Mord am Meer" 2005 den Sonderpreis der Jury. 2008 spielte sie in Uli Edels und Bernd Eichingers Verfilmung "Der Baader Meinhof Komplex" die Terroristin Brigitte Mohnhaupt, im gleichen Jahr war sie in Doris Dörries "Kirschblüten - Hanami" zu sehen. Für ihre Nebenrolle in Simon Verhoevens Komödie "Männerherzen" (2009) erhielt sie eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis.

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