• 04.04.2018
      00:00 Uhr
      Emil Nolde - Maler und Mythos Ein Film von Wilfried Hauke | NDR Fernsehen
       

      Zu Emil Noldes 150. Geburtstag am 7. August 2017 spürt der Film von Wilfried Hauke der bis heute spürbaren Faszination, aber auch der dunklen Seiten des großen norddeutschen Malers nach. Seine Farbenwelt fasziniert, aber sein Leben zwischen Genie, Eitelkeit und geistiger Nähe zum Nationalsozialismus spiegelt die Brüche und Widersprüche seiner Zeit.

      Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 04.04.18
      00:00 - 01:00 Uhr (60 Min.)
      60 Min.
      HD-TV Stereo

      Zu Emil Noldes 150. Geburtstag am 7. August 2017 spürt der Film von Wilfried Hauke der bis heute spürbaren Faszination, aber auch der dunklen Seiten des großen norddeutschen Malers nach. Seine Farbenwelt fasziniert, aber sein Leben zwischen Genie, Eitelkeit und geistiger Nähe zum Nationalsozialismus spiegelt die Brüche und Widersprüche seiner Zeit.

       

      Zum 150. Geburtstag von Emil Nolde am 7. August 2017 wirft der Film von Wilfried Hauke einen neuen Blick auf den wohl bekanntesten und beliebtesten norddeutschen Maler. Er zeigt einen Künstler in seiner bis heute faszinierenden weiten Landschaft und einen durch und durch widersprüchlichen Menschen, der keineswegs nur das "Opfer" der NS-Zeit war, als den ihn die Menschen in der jungen Bundesrepublik nur allzu gern sehen wollten.
      Der Film ist keine Nacherzählung einer Biografie, sondern zunächst einmal ein Besuch in "Noldes Land". Es wird mit Zeitzeugen gesprochen, die sich noch an ihre Kindheit erinnern, in der unter einem Reetdach in der Nachbarschaft ein alter, verschwiegener Maler lebte. Da ist die Grundschullehrerin, die aus Begeisterung für Noldes Bilder aus Berlin nach Seebüll gezogen ist und den Kindern die großartige Farbenwelt dieses Werks nahebringen will. Weitere sind der Landschaftsmaler, der sich bis heute von Nolde inspirieren lässt, und der Gärtner, der Noldes berühmte Blumenwelt hegt und pflegt. Sie alle stehen dafür, dass Nolde bis heute seine Anziehungskraft nicht verloren hat.

      In einem zweiten Strang spürt der Film den Widersprüchen und vor allem Selbststilisierungen dieses Künstlers nach, der eben alles andere war als nur der unpolitische, von Licht und Blumen, von Meer und Weite schwärmende Naturmaler. Durch Recherchen von Kunsthistorikern und Biografen, zum Teil aktiv (und selbstkritisch) initiiert von der Nolde-Stiftung in Seebüll, hat Noldes Lebensbild in jüngster Zeit viele dunkle Stellen bekommen.

      Briefe und Dokumente sind aufgetaucht, und werden erstmals in diesem Film gezeigt, in denen Noldes Nähe zum Nationalsozialismus und sein Antisemitismus überdeutlich werden. So schrieb er an Goebbels, er habe "von Beginn der Nationalsozialistischen Bewegung an als fast einzigster (sic) deutscher Künstler im offenen Kampf gegen die Überfremdung der deutschen Kunst, gegen das unsaubere Kunsthändlertum und gegen die Machenschaften der Liebermann- und Cassirerzeit (Anmerkung: jüdische Künstler und Kunsthändler) gekämpft."

      Bekenntnisse wie diese gibt es viele. Nolde bekam trotzdem Berufsverbot, weil, kurz gesagt, Hitler seinen Kunstgeschmack gegen den von Goebbels durchsetzte, nicht aber, weil er irgendeine Art von Oppositionsfigur gewesen wäre.
      Als Opfer der Nazis stilisierte sich Nolde nach dem Krieg. Besuche von bundesrepublikanischer Politprominenz, die Sehnsucht der Nachkriegsgesellschaft nach "sauberen" Bildern und nicht zuletzt auch Siegfried Lenz' "Deutschstunde" haben einen Nolde-Mythos entstehen lassen, der wenig mit den Widersprüchen und Abgründen dieses Malers zu tun hat.

      Die Zeit ist reif, das ganze Bild zu zeigen: prächtige Werke, einen großen Künstler und einen Menschen, der kein stiller Held des 20. Jahrhunderts war.

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      Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 04.04.18
      00:00 - 01:00 Uhr (60 Min.)
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