Wie gefährlich sind die Rocker für unsere Gesellschaft? Wie sind sie in Deutschland und international organisiert? report MÜNCHEN spricht mit Insidern und Aussteigern Rocker- und Rotlichtmilieu und trifft Undercover-Agenten.
Wie gefährlich sind die Rocker für unsere Gesellschaft? Wie sind sie in Deutschland und international organisiert? report MÜNCHEN spricht mit Insidern und Aussteigern Rocker- und Rotlichtmilieu und trifft Undercover-Agenten.
Seit Jahren kämpfen zwei der mächtigsten Rockergangs um die Vorherrschaft in Deutschland: die Bandidos und die Hells Angels. Es geht dabei nicht nur um Machtgehabe im jeweiligen Revier. sondern auch um Waffenhandel, Schutzgelderpressung, Prostitution und Drogengeschäfte.
Anfang dieses Jahres verschärft sich die Lage: Eine Berliner Gruppierung der Bandidos tritt zu den Hells Angels über. Dies gilt in Rockerkreisen als Hochverrat und ist praktisch eine Kriegserklärung. Vor allem im Norden Deutschlands sind daraufhin Kämpfe zwischen den Gruppierungen an der Tagesordnung. Gewaltbereite Rocker schrecken mittlerweile vor nichts mehr zurück: Ende März wird ein Beamter des Sondereinsatzkommandos (SEK) in Anhausen ohne Vorwarnung von einem Rocker der Hells Angels erschossen.
Doch zuviel Unruhe stört die Geschäfte der Rocker. Deshalb schließen Bandidos und Hells Angels publikumswirksam Ende Mai in Hannover einen "Friedensvertrag". Inhalt: Beendigung des Konflikts, Verbot von Clubgründungen im "Hoheitsbereich" der anderen Gruppe und regelmäßige Treffen. Experten halten diese Vereinbarung für reine Augenwischerei. Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Bernd Carstensen, sagte dazu gegenüber report MÜNCHEN: "Das ist für mich lediglich ein Spektakel, eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung, die mit der Einschätzung, welche kriminelle Energie sich hinter diesen Gruppierungen verbirgt, überhaupt nichts zu tun hat."
Frank Hanebuth, Chef des Hannoveraner Chapters der Hells Angels und Verhandlungsführer weist diese Vorwürfe zurück. "Es sind neue Zeiten, die alten Sachen sind vergessen. Jetzt geht s nach vorne und da muss sich jeder an den Vertrag halten, den wir geschlossen haben." Der "Friedensvertrag" wurde einen Tag vor der Innenministerkonferenz in Hamburg geschlossen. Dort wurde über ein bundesweites Verbot diskutiert, das schließlich verworfen wurde. Der bayerische Innenminister Joachim Hermann kündigte aber an, die Rockerbanden noch stärker als bisher zu beobachten. Ein Verbotsverfahren schließt er für die Zukunft nicht aus: "Darüber wollen wir aber nicht öffentlich diskutieren, sondern es, wenn es notwendig ist, einfach durchführen."
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 02.06.2023