• 16.07.2011
      20:15 Uhr
      Kannibalen - Im Herzen Europas? Dokumentation Deutschland / Frankreich / Schweiz 2011 | arte
       

      Anhand eines aufsehenerregenden archäologischen Funds im pfälzischen Herxheim untersuchen Archäologen die Frage, ob es im Neolithikum Kannibalismus auf europäischem Boden gab oder ob sich die Spuren auch andere Praktiken erklären lassen.

      Samstag, 16.07.11
      20:15 - 21:05 Uhr (50 Min.)
      50 Min.
      HD-TV Stereo

      Anhand eines aufsehenerregenden archäologischen Funds im pfälzischen Herxheim untersuchen Archäologen die Frage, ob es im Neolithikum Kannibalismus auf europäischem Boden gab oder ob sich die Spuren auch andere Praktiken erklären lassen.

       

      Stab und Besetzung

      Regie Jeanine Isabel Butler

      Im pfälzischen Herxheim entdecken Archäologen zahlreiche Gruben mit menschlichen Überresten. Analyseergebnisse datieren das Alter der gefundenen Knochen auf 7.000 Jahre und lassen nicht auf reguläre Bestattungen schließen. Die Knochen waren auseinandergerissen, in Tausende von Stücken zerbrochen und wiesen Bissspuren auf. Schädel waren aufeinander gehäuft, Beinknochen aufgeschlagen, um das Mark herauszuholen. Und die Rippen könnten geröstet worden sein. Die Toten waren Männer, Frauen und Kinder. Sie gehörten zur linearbandkeramischen Kultur, einer frühen landwirtschaftlich geprägten Zivilisation in Europa, die ihre Keramikgefäße mit Bandmustern verzierte. Doch plötzlich verschwanden sie spurlos.

      Archäologen wollen nun anhand des Herxheimer Fundes klären, ob Feinde von außen über diese egalitäre Gesellschaft von Ackerbauern herfielen, ihre Kultur zerstörten und die Menschen grausam töteten. Oder weisen die Knochenfunde von Herxheim auf einen letzten, verzweifelten Versuch einer zum Untergang bestimmten Gesellschaft hin, durch Menschenopfer und rituellen Kannibalismus dem eigenen Ende zu entgehen? Andrea Zeeb-Lanz, Mitglied in dem Expertenteam aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich, will mit den Methoden der forensischen Archäologie klären, was in Herxheim geschehen ist.

      Der französische Anthropologe Bruno Boulestin findet ein Muster bewusst gesetzter Schnitte, Kratzer und Bissspuren, wie sie nur das menschliche Gebiss erzeugen kann. Er glaubt, diese Menschen wurden geschlachtet und gegessen. Andrea Zeeb-Lanz untersucht nicht nur die menschlichen Überreste, sondern auch die zerstörte Keramik, die Tierknochen und die Steinwerkzeuge, die sich mit in den Gruben befinden.

      Eine Erkenntnis hat sie schon gewonnen: die Keramik zeigt, dass alle diese Menschen im relativ kurzen Zeitraum von fünf Jahren den Tod fanden. Was auch immer als Ursache ermittelt wird: An den Nachweis von Kannibalismus werden hohe Anforderungen gestellt, denn Menschenfresserei ist ein sensibles und kontrovers diskutiertes Thema.

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