Ende der 1930er-Jahre bietet Joseph Goebbels dem mäßig erfolgreichen Darsteller Ferdinand Marian die Hauptrolle in dem antijüdischen Propagandafilm "Jud Süß" an. Moralische Skrupel lassen den Schauspieler zögern, doch die Aussicht auf Weltruhm ist zu verlockend. Er will der Titelfigur freundliche Züge verleihen, steigert die gewünschte Wirkung dadurch aber umso mehr. Der zweifelhafte Erfolg reißt ihn mit sich, Marian verliert seine Frau und seine Selbstachtung. Tobias Moretti und Moritz Bleibtreu glänzen in dieser aufwühlenden Studie über Rassenhass und die Wirkung aufkommender Massenmedien.
Ende der 1930er-Jahre bietet Joseph Goebbels dem mäßig erfolgreichen Darsteller Ferdinand Marian die Hauptrolle in dem antijüdischen Propagandafilm "Jud Süß" an. Moralische Skrupel lassen den Schauspieler zögern, doch die Aussicht auf Weltruhm ist zu verlockend. Er will der Titelfigur freundliche Züge verleihen, steigert die gewünschte Wirkung dadurch aber umso mehr. Der zweifelhafte Erfolg reißt ihn mit sich, Marian verliert seine Frau und seine Selbstachtung. Tobias Moretti und Moritz Bleibtreu glänzen in dieser aufwühlenden Studie über Rassenhass und die Wirkung aufkommender Massenmedien.
Stab und Besetzung
Ferdinand Marian | Tobias Moretti |
Joseph Goebbels | Moritz Bleibtreu |
Anna Marian | Martina Gedeck |
Veit Harlan | Justus von Dohnányi |
Adolf Wilhelm Deutscher | Heribert Sasse |
Heinrich George | Armin Rohde |
Kristina Söderbaum | Paula Kalenberg |
Frau Frowein | Gudrun Landgrebe |
Regie | Oskar Roehler |
Kamera | Carl-Friedrich Koschnick |
Drehbuch | Klaus Richter |
Musik | Martin Todsharow |
Berlin, 1939. Joseph Goebbels (Moritz Bleibtreu), Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, plant das NS-Prestigeprojekt "Jud Süß". Die großen Ufa-Stars machen einen Bogen um den antisemitischen Hetzfilm, weswegen der Minister die Hauptrolle dem Österreicher Ferdinand Marian (Tobias Moretti) andient. Der weniger bekannte Darsteller wittert die einmalige Karrierechance, doch seine Frau Anna (Martina Gedeck) befürchtet, dass er sich zu sehr auf jüdische Rollen festlegt.
Goebbels erhöht den Druck, worauf Marian schließlich den Pakt mit dem Teufel schließt. Um sein Gewissen zu beruhigen, redet er sich ein, er könne dem grotesk überzeichneten Titel-Bösewicht sympathische Züge verleihen. Diese hehre Absicht macht Goebbels, der die Dreharbeiten persönlich überwacht, sich geschickt zunutze.
Als Marian schmerzlich bewusst wird, welch verwerfliche Rolle er in dieser wirksamen filmischen Propagandawaffe spielt, flüchtet er in Alkoholexzesse und Seitensprünge. Um seinen Star unter Kontrolle zu bekommen, lässt Goebbels Anna deportieren.
Der Erfolg des Films erweist sich als Fluch, den der Schauspieler auch nach dem Krieg nicht loswird. Während der "Jud-Süß"-Regisseur Veit Harlan (Justus von Dohnányi) sich distanzieren kann, erfährt Marian von Annas Tod im KZ. Sie wurde Opfer des fanatischen Rassenhasses, den er durch seinen Filmauftritt noch geschürt hat.
Das bewegende Historiendrama nach Friedrich Knillis Ferdinand-Marian-Biographie rekonstruiert die Entstehungsgeschichte des NS-Propagandafilms "Jud Süß". Für seine packende Studie über die Verführbarkeit des Einzelnen in der Diktatur versammelt Oskar Roehler ein außergewöhnliches Ensemble: Als eitler Darsteller, der sich selbst belügt, macht Tobias Moretti spürbar, was Zusammenarbeit mit den Nazis bedeutete. Moritz Bleibtreu entlarvt Goebbels als clowneske Karikatur. Zurückhaltend agieren Justus von Dohnányi, der den "Jüd-Süß"-Regisseur Veit Harlan als berechnenden Mitläufer zeigt, und Martina Gedeck als Marians leidgeprüfte Ehefrau. Mit blassen Farben, die eine bedrückende Nähe zu den 1930er Jahren erzeugen, wirft der Film ein neues Licht auf die Banalität der Bösen.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 27.09.2023