In seinem unterhaltsamen und aufschlussreichen Film über die sogenannten "Hollywood-Indianer" beleuchtet Filmemacher Neil Diamond aus dem Volk der Cree die filmische Darstellung der nordamerikanischen Ureinwohner in einem Jahrhundert Kinogeschichte. Dazu unternimmt er eine Reise vom tiefen Süden der USA bis in den Norden Kanadas und geht dabei der Frage nach, inwieweit der Mythos vom "Indianer" weltweit zum Verständnis und zum Missverständnis der amerikanischen Ureinwohner beigetragen hat.
In seinem unterhaltsamen und aufschlussreichen Film über die sogenannten "Hollywood-Indianer" beleuchtet Filmemacher Neil Diamond aus dem Volk der Cree die filmische Darstellung der nordamerikanischen Ureinwohner in einem Jahrhundert Kinogeschichte. Dazu unternimmt er eine Reise vom tiefen Süden der USA bis in den Norden Kanadas und geht dabei der Frage nach, inwieweit der Mythos vom "Indianer" weltweit zum Verständnis und zum Missverständnis der amerikanischen Ureinwohner beigetragen hat.
Stab und Besetzung
Regie | Neil Diamond |
Die filmische Darstellung der amerikanischen Ureinwohner von der Stummfilmzeit bis heute steht im Mittelpunkt der vorliegenden Dokumentation. Filmemacher Neil Diamond präsentiert unzählige Filmausschnitte aus historischen und aktuellen Hollywoodfilmen und stellt Fragen an berühmte Filmpersönlichkeiten, Aktivisten, Filmkritiker und Historiker, die teilweise selbst von amerikanischen Ureinwohnern abstammen. So diskutiert er mit der Filmlegende Clint Eastwood in dessen Filmstudio im kalifornischen Burbank über die Darstellung von "Indianern" im Western und über die Bedeutung des Mythos von "Cowboys und Indianern" für die USA. Auch bekannte Aktivisten für die Rechte der Ureinwohner wie John Trudell, Russell Means und Sacheen Littlefeather kommen im Dokumentarfilm zu Wort.
Darüber hinaus bietet der humorvolle Film Kommentare verschiedener Filmkritiker und Historiker, darunter Jesse Wente, Filmkritiker des kanadischen Fernsehsenders CBC, Angela Aleiss, Autorin und Studentin von "Native American Studies", sowie Melinda Micco, Professorin für "Ethnic Studies" am kalifornischen Mills College.
Der Film bietet einen wunderbaren Blick auf das Kino aus dem Blickwinkel der Menschen, die Darsteller in den allerersten bewegten Bildern waren. Sie haben überlebt und können heute ihre Geschichten auf ihre eigene Art erzählen.
Zu den prominenten Gesprächspartnern gehören unter anderem der Musiker und Filmkomponist Robbie Robertson, dessen Vater Jude ist und dessen Mutter aus dem Volk der Mohawk stammt ("Wie ein wilder Stier", "Casino", "Gangs of New York"), der Schauspieler Wes Studi aus dem Volk der Cherokee ("Der letzte Mohikaner", "Geronimo"), die Filmemacher Jim Jarmusch ("Dead Man") und Chris Eyre ("Smoke Signals") sowie gefeierte Schauspieler, die von Ureinwohnern abstammen, wie Graham Greene ("Der mit dem Wolf tanzt", "Halbblut Thunderheart") und Adam Beach ("Smoke Signals", Clint Eastwoods "Flags of our Fathers"). Für ein Interview mit dem Regisseur Zacharias Kunuk, der für seinen Film "Atanarjuat" in Cannes die Goldene Palme bekam, reiste Diamond bis in die 1.500-Seelen-Gemeinde Iglulik in der entlegenen nordkanadischen Region Nunavut.
Seit über hundert Jahren können Literatur und vor allem die Traumfabriken des Kinos nicht von all den Dramen und Tragödien des "Wilden Westen" lassen. Dabei werden die eigentlichen Ureinwohner leider all zu oft zur Karikatur oder zum Klischee. So fungiert die "Rothaut" meist lediglich als Gegenspieler des guten "weißen Mannes", als Inkarnation des Bösen, des Wilden und des unkultivierten Barbaren, der Kinder raubt, Frauen schändet und Besiegte skalpiert. Auf der anderen Seite gibt es aber auch den guten Wilden wie Winnetou, der Stärke, Mut und Gerechtigkeitssinn verkörpert. Dabei dienen die Indianer als Projektionsfläche heimlicher Träume und der Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer jenseits der zivilisierten Bürgerwelt. Als Hagenbeck in Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem staunenden Publikum federgeschmückte, echte Indianer aus dem Wilden Westen hautnah präsentierte, sollen gut betuchte Damen der Hamburger Gesellschaft einiges dafür gegeben haben, Zugang zu den "edlen Wilden" zu bekommen. Das ist zugegeben ein eher kurioser Höhepunkt der Indianer-Begeisterung des Abendlandes.
Bis heute scheint das Interesse am Mythos Indianer ungebrochen. Die Indianer-Geschichten und Abenteuer von Karl May stacheln auch noch 100 Jahre nachdem sie der Sachse sich fern ab der Prärie ausgedacht hat die Fantasie an. Und nicht weniger Menschen lieben die unzähligen Western, die Kino und TV zu bieten haben.
Der ARTE-Themenabend unternimmt den neuerlichen Versuch, das äußerst populäre Thema Indianer auszuleuchten. Zu Beginn ist der mit Starbesetzung gedrehte Spielfilm-Klassiker "Jeremiah Johnson" von Sydney Pollack zu sehen. Es war der erste Western, der auf dem Filmfestival von Cannes gezeigt wurde. Es schließt sich die aktuelle Dokumentation "Begrabt mein Herz in Dresden" an, die der außergewöhnlichen Lebensgeschichte von Edward Two Two nachspürt, dessen Wurzeln im Wilden Westen liegen und der in Dresden seine letzte Ruhe fand.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 05.12.2023