• 12.12.2010
      10:50 Uhr
      Die Zofen Aufzeichnung vom Oktober 2008 in der Volksbühne Berlin | arte
       

      Zwei Dienstmädchen lieben und hassen ihre Herrin. Ihre Herrin wiederum liebt und demütigt sie. Luc Bondy hat Genets Spiel um Erotik und Macht mit Edith Clever, Caroline Peters und Sophie Rois für die Wiener Festwochen in Szene gesetzt.

      Sonntag, 12.12.10
      10:50 - 13:00 Uhr (130 Min.)
      130 Min.
      Stereo

      Zwei Dienstmädchen lieben und hassen ihre Herrin. Ihre Herrin wiederum liebt und demütigt sie. Luc Bondy hat Genets Spiel um Erotik und Macht mit Edith Clever, Caroline Peters und Sophie Rois für die Wiener Festwochen in Szene gesetzt.

       

      Stab und Besetzung

      Gnädige Frau Edith Clever
      Solange Sophie Rois
      Claire Caroline Peters
      Fernsehregie Andreas Morell
      Inszenierung Luc Bondy
      Ausstattung Bert Neumann

      Sobald die beiden Zofen Claire und Solange allein sind, tauschen sie die Rollen: Im täglichen Wechsel darf eine von ihnen die Kleider der Gnädigen Frau tragen, während die andere sich erniedrigen lassen muss. Bis zur Rückkehr der Herrin ist das rituelle Spiel beendet. Die Zofen nehmen wieder devote Haltung an, aber der Wunsch, vom Dienstmädchen zur Madame zu werden, bleibt bestehen.

      Als eine Intrige von Claire gegen den Gnädigen Herrn aufzufliegen droht, eskaliert die Situation. Die Zofen wollen ihre Herrin mit einem vergifteten Lindenblütentee umbringen. Doch der Plan misslingt.

      In Luc Bondys Inszenierung bricht der unterschwellige gnadenlose Kampf der Protagonisten immer wieder durch die Schicht der Komödie. Hass und Liebe verstricken sich in ständig wechselnden Konstellationen von erotisch aufgeladenem Trug und gewalttätigen Charaden.

      "Die Zofen sind Ungeheuer wie wir selber, wenn wir dieses oder jenes träumen", schreibt Jean Genet über seine beiden Figuren Claire und Solange. Genet, der sich als Findelkind früh als Außenseiter der französischen Gesellschaft sieht, schließt sich der Fremdenlegion an, desertiert schon bald, wird verhaftet. Er wird wegen Diebstahls, Vagabundierens, Desertion, neuerlichen Diebstahls - vor allem von Büchern - zwischen 1937 und 1943 13 Mal inhaftiert und aus fünf Ländern ausgewiesen. Im Gefängnis beginnt er zu schreiben. Der Doppelmord der Schwestern Lea und Christine Papin an ihrer Dienstherrin und deren Tochter 1933 in Le Mans veranlasst Genet, sein Spiel über ein erotisch besetztes Herrschaftsverhältnis zu schreiben, das letztlich auch exemplarisch für die privaten und gesellschaftlichen Machtstrukturen steht.

      Luc Bondy gilt als der sensible Poet unter den großen deutschsprachigen Theaterregisseuren: Er wurde am 17. Juli 1948 in Zürich geboren, wuchs aber in Südfrankreich auf. In Paris erhielt er zunächst eine Schauspielausbildung bei Jacques Lecoq. Als Regisseur debütierte er im Theater der Pariser Cité Internationale Universitaire mit einer von ihm selbst dramatisierten Gombrowicz-Novelle. Der Durchbruch gelang ihm 1973 mit der Inszenierung von Edward Bonds "Die See" am Münchner Residenztheater. In den 80er Jahren feierte er mit einigen heute legendären Inszenierungen - insbesondere mit Botho Strauß-Stücken - große Erfolge an der Berliner Schaubühne. Nach dem Ausscheiden von Peter Stein übernahm er 1985 die Intendanz an der Schaubühne, welche er zwei Jahre lang als Kodirektor innerhalb einer Dreier-Direktion leitete. In den 90er Jahren inszenierte er zahlreiche Opern, in Wien, Salzburg, Brüssel, Mailand und Edinburgh, um nur einige Stationen zu nennen. Seit über zehn Jahren ist Luc Bondy nun künstlerischer Leiter der Wiener Festwochen, deren alleiniger Intendant er seit 2001 ist; sein Vertrag wurde inzwischen bis 2013 verlängert.
      "Die Zofen" ist eine Koproduktion der Volksbühne Berlin mit den Wiener Festwochen und hatte am 4. Juni 2008 in Wien Premiere.

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      Sonntag, 12.12.10
      10:50 - 13:00 Uhr (130 Min.)
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      Stereo

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