Täglich werden in der indischen Metropole Mumbai, dem ehemaligen Bombay, circa 200.000 Dabbas, Essensbehälter aus Blech ausgeliefert. Die 5.000 Dabbawalas, die Essensträger, arbeiten ohne Computer und andere technische Hilfsmittel.
Täglich werden in der indischen Metropole Mumbai, dem ehemaligen Bombay, circa 200.000 Dabbas, Essensbehälter aus Blech ausgeliefert. Die 5.000 Dabbawalas, die Essensträger, arbeiten ohne Computer und andere technische Hilfsmittel.
Stab und Besetzung
Regie | Nicolas Autheman |
Sonstige Mitwirkung | Les Poissons Volants |
Centre Pompidou |
Sie sind zumeist Analphabeten. Wer jedoch daran zweifelt, dass das Essen im Chaos der Megacity seinen Empfänger erreicht, liegt falsch. Ein System aus Zeichen und Farben garantiert die prompte Lieferung.
Der britische Thronfolger Prinz Charles hat sie besucht und internationale Softwarefirmen und Managementinstitute interessieren sich für sie. Diesen einzigartigen Beruf gibt es nur hier im ehemaligen Bombay. "Dabbas" sind Blechbehälter für Essen, und "Walas" heißen deren Träger. In der 20-Millionen-Metropole Mumbai liefern täglich 5.000 Dabbawalas hunderttausende Mittagessen aus. Die Hausmannskost für indische Angestellte wird zubereitet von der Ehefrau oder der Mutter, denn sie möchten wissen, wer für sie gekocht hat.
Die Mahlzeiten in den Dabbas, hierzulande als Henkelmänner bekannt, gehen durch unzählige Hände und legen bis zu 70 Kilometer zurück - per Rad, in Zügen, auf Karren und auf dem Kopf. Ein Code aus Zahlen, Buchstaben und Farben weist den Weg. Und das System funktioniert nahezu fehlerlos. Die logistische Meisterleistung wurde vom "Forbes Global Magazine" mit dem Qualitätssiegel "Six Sigma" ausgezeichnet. Nur eine von 16 Millionen Dosen geht jemals verloren, obwohl die meisten Dabbawalas Analphabeten sind. Sie glauben, jemandem Essen zu liefern, erzeuge gutes Karma, und fühlen sich ihren Kunden gegenüber tief verpflichtet.
Gemeinsamer Glaube und gleiche Herkunft schweißen die Dabbawalas zusammen. Die Organisationsstruktur ist mit einem Verein oder Familienbetrieb vergleichbar. Um als Dabbawala arbeiten zu können, braucht man einen Bürgen und darf sich nichts zuschulden kommen lassen. Immerhin zahlt die Organisation auch Krankengeld und Rente.
Die Dabbawalas, die es seit 120 Jahren in Mumbai gibt, verkörpern mehr denn je Tradition und Moderne in der rasant wachsenden Metropole. Bis heute hat sich an ihrer Arbeitsweise wenig geändert, doch hat Mumbai mittlerweile 20-mal so viele Einwohner wie zu der Zeit, als das Liefersystem entstand. Wie gelingt es den Dabbawalas in einer der größten Städte der Welt den Durchblick zu behalten?
Filmemacherin Antje Chist stellt die Frage, ob es sich beim System der Dabbawalas vielleicht nicht nur um ein logistisches, sondern auch um ein soziales Phänomen handelt, von dem selbst hoch entwickelte Industriestaaten noch etwas lernen könnten.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 28.09.2023