• 18.10.2019
      00:30 Uhr
      Weltbilder Moderation: Julia-Niharika Sen | tagesschau24
       
      • Niederlande: Steigt Regierung ins Cannabis-Geschäft ein?
      • Brasilien: Das Ende des Zölibats im Amazonas?
      • Mexiko: Deutsche Rechtsmediziner klären Verbrechen auf
      • Simbabwe: Großmütter als Psychologinnen
      • Polen: Als Putzfrau nach Deutschland. Lohnt das?

      Nacht von Donnerstag auf Freitag, 18.10.19
      00:30 - 01:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      • Niederlande: Steigt Regierung ins Cannabis-Geschäft ein?
      • Brasilien: Das Ende des Zölibats im Amazonas?
      • Mexiko: Deutsche Rechtsmediziner klären Verbrechen auf
      • Simbabwe: Großmütter als Psychologinnen
      • Polen: Als Putzfrau nach Deutschland. Lohnt das?

       

      Stab und Besetzung

      Produktion Stefanie Röhrig
      Moderation Julia-Niharika Sen
      Redaktionelle Leitung Clas Oliver Richter
      Redaktion Nicole Bölhoff
      Christiane Justus
      • Niederlande: Steigt Regierung ins Cannabis-Geschäft ein?

      Den Niederlanden sagt man gerne eine laxe Drogenpolitik nach. Jeder darf sich etwa eine Cannabispflanze ins Wohnzimmer stellen, ernten und rauchen. Jetzt überlegt sogar die Regierung, ob sie nicht selbst mitmischen soll bei der Produktion.

      • Brasilien: Das Ende des Zölibats im Amazonas?

      Derzeit sind die Mitarbeiter des Indigenen Missionsrates der katholischen Kirche im Amazonas schwer beschäftigt. Sie ziehen durch das Land und befragen Urwaldbewohner zu ihren sexuellen Gewohnheiten und zur Kirche. Es geht vor allem um ein Thema: die strengen Regeln der Kirche in Bezug auf das Zölibat. Die meisten Menschen im Amazonas sehen diese alte Tradition kritisch. Nach der Befragung wird der Abschlussbericht zur ersten Amazonas-Synode von Papst Franziskus im Vatikan entgegengenommen. Und schon jetzt ist klar, was von den südamerikanischen Bischöfen in Rom wohl gefordert wird: nicht weniger als das Ende des Zölibats. Es könnte die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern. Der Grund für den revolutionären Vorstoß aus Brasiliens Regenwald ist einfach: Im Amazonas ist der Mangel an Priestern extrem. Die Kirche findet einfach keinen Nachwuchs, der in der tropischen Schwüle bereit ist, sich den strengen Enthaltsamkeitsregeln zu unterwerfen. So könnte es passieren, dass der Papst auf der Amazonas-Synode erstmals Verheiratete als "katholische Agenten" zulässt, die die Eucharistie und Salbung durchführen dürfen.

      • Mexiko: Deutsche Rechtsmediziner klären Verbrechen auf

      40.000 Menschen gelten in Mexiko als vermisst. Die meisten wurden wohl Opfer eines Gewaltverbrechens. Immer wieder findet die Polizei Massengräber, manchmal nur mit verkohlten Resten menschlicher Körper. Die Identifizierung geht sehr schleppend voran. Zurück bleiben verzweifelte Angehörige, die keinen Frieden ohne Gewissheit finden. Vor dem Rechtsmedizinischen Institut in Guadalajara fordern Familien Antworten vom Staat. Wer sind die Toten, die hier seit Jahren liegen? Leticia Noriega erklärt: Ich durchlebe die Hölle, heute vor vier Jahren ist mein Sohn verschwunden. Ich bekomme keine Antwort auf meine Fragen." Neue Hoffnung bringt Besuch aus Deutschland. Die Menschenrechtsbeauftrage der Bundesregierung ist gekommen, zusammen mit zwei Frankfurter Rechtsmedizinern. Sie erwartet ein gruseliger Arbeitsplatz: Regale voller Gewaltopfer. 600 sind es insgesamt. Ein halbes Jahr lang werden sie die Mexikaner bei der Arbeit unterstützen. Christoph Birngruber vom Institut für Rechtsmedizin in Frankfurt sagt: "Das Ausmaß ist unbeschreiblich und sich klarzumachen, dass hinter jedem Sack eine Familie steht, die nicht trauern kann, weil sie nicht weiß, dass ihr Angehöriger verstorben ist, das ist ein bedrückendes Gefühl. Gleichzeitig weiß man wofür man seinen Job macht, wenn man Rechtsmediziner ist." Jeden Tag kommen weitere Tote hinzu. Es fehlt an Personal und Technik, um die Masse an Identifizierungen zu bewältigen. Die Rechtsmediziner wissen, sie werden ein Ausmaß an Gewalt sehen, das sie so nicht kennen.

      • Simbabwe: Großmütter als Psychologinnen

      Viele Menschen in Simbabwe leiden unter Depressionen. Die Gründe sind vielfältig. Geschätzte 80 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos. Vor einigen Jahren gab es eine Superinflation und bis heute kaum Besserung. Lange Schlangen an den Tankstellen alltäglich. Benzin ist teuer und knapp, so wie viele Dinge des täglichen Lebens. Politische Demonstrationen enden oft in Gewalt, auch von Seiten der Polizei und Armee. Geschätzt jeder Vierte in Simbabwe hat psychische Probleme, erklärt Hausfrau und Großmutter Grace Choga. Doch pro halbe Million Einwohner gibt es nur einen Psychiater oder Psychotherapeuten. Grace Choga will deshalb helfen, hat sich als Psychologin schulen lassen. Freundschaftsbank nennt sich das Projekt. Hier trifft Choga an diesem Tag Blangina Munhenga. Seit vier Wochen ist sie bei Grace Choga in der Beratung. Bei einer Frau also, die selbst nur Hausfrau und Großmutter ist. Munhenga leidet an einer Depression und bekommt jetzt Hilfe. "Was denkst du, was kannst du selbst tun?", fragt Grace Choga. Sie wendet ein Konzept der Verhaltenstherapie an: Sie hört zu, wenn ihre Patienten von ihren Problemen erzählen und hilft ihnen, dann selbst Lösungen zu finden. Patientin Blangina Munhenga meint: Wenn ich hier mit einer Großmutter spreche, dann fühle ich mich wohler als im Gespräch mit einem Arzt, ich bin viel offener. Und einen Arzt kann ich mir ohnehin nicht leisten." Auf den Freundschaftsbänken kümmern sich nun Großmütter um die Sorgen der Menschen. 400 sind es inzwischen landesweit. Eine deutsche Psychologin ist eine der Gründerinnen des Projekts. "Wichtig ist auch, dass die Geschichten unserer Patienten uns selbst nicht zu sehr belasten", erklärt sie den Großmüttern. Die allerdings sagen, dass sich ihr Lebensgefühl sogar verbessert hat, seit sie als Beraterinnen arbeiten. Regelmäßig werden die alten Damen geschult, damit sie lebensbedrohlichen Fällen mit Wissen begegnen und nicht mit Aberglauben.

      • Polen: Als Putzfrau nach Deutschland. Lohnt das?

      Hunderte von Polinnen aus der Grenzregion pendeln täglich nach Deutschland, um hier zu putzen. Eine von ihnen ist Joanna Hein aus Slubice. Joanna hat zwei Kinder. Wenn alles gut läuft, ist sie in zwölf Stunden wieder zu Hause. Im Zug organisiert sie das Familienleben. "Machen wir uns nichts vor. Die Pendelei zehrt an den Nerven, wenn die Züge ausfallen, fahren wir schon mal drei Stunden zur Arbeit. Die Familie und die Kinder leiden darunter." Seit sieben Jahren putzt Joanna in Berlin. Sie ist Teamleiterin im Hotel Capri am Alex. Ihr Job ist es, die Zimmer zu kontrollieren, die die Zimmermädchen sauber machen. Aber weil diese unter großem Zeitdruck stehen, wischt sie oft selbst. Zwölf der 14 Putzfrauen hier kommen aus Polen. Sie verdienen 10,56 Euro pro Stunde. Die körperliche Arbeit und der Zeitdruck machen den Job für Deutsche unattraktiv. Joanna, die in Polen als Verkäuferin gearbeitet hat, ist hin und her gerissen, ob der doppelte Lohn, den sie in Deutschland verdient, die Plackerei wert ist. Für polnische Verhältnisse haben sich Joanna und ihr Mann Lukasz einen gewissen Wohlstand erarbeitet. Sie verreisen, haben zwei Autos und können ihren Kindern Nachhilfe bezahlen, die fast so teuer ist wie in Deutschland.

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