Ein tolles Auto können sich viele leisten, aber wer hat schon ein Original von Richter oder Warhol an der Wand? Kunst zu besitzen ist gut fürs Prestige und verspricht hohe Rendite. Auktionspreise von hundert Millionen und mehr für ein Gemälde sind nichts Ungewöhnliches. Wie entstehen solche Preise? Wer verdient daran? Und was bedeutet das für öffentliche Museen? Können sie es sich überhaupt noch leisten in diesem Betrieb mitzuspielen?
Ein tolles Auto können sich viele leisten, aber wer hat schon ein Original von Richter oder Warhol an der Wand? Kunst zu besitzen ist gut fürs Prestige und verspricht hohe Rendite. Auktionspreise von hundert Millionen und mehr für ein Gemälde sind nichts Ungewöhnliches. Wie entstehen solche Preise? Wer verdient daran? Und was bedeutet das für öffentliche Museen? Können sie es sich überhaupt noch leisten in diesem Betrieb mitzuspielen?
Die Filmemacherin Martina Müller blickt hinter die Kulissen des Kunstmarktes, in dem es um astronomische Wertsteigerungen, Spekulanten und Kunstvermittler geht - und um ein System, in dem das Geld die Kunst frisst.
Der Konzeptkünstler Hans-Peter Feldmann bringt es auf der Kölner Kunstmesse auf den Punkt: Eine Performance mit Pappschild und der Aufschrift: "Hell erstrahlen alle Mienen bei dem schönen Wort verdienen".
Wer keine Ahnung von Kunst hat, nimmt sich einen Kunstberater wie den Düsseldorfer Helge Achenbach. Sechs Jahre Gefängnis hat er sich eingehandelt, weil er seinem Kunden, dem ALDI-Erben Berthold Albrecht, überhöhte Preisaufschläge in Rechnung gestellt hat. 5,2 Millionen hat Achenbach für die Vermittlung von Kunst eingestrichen - eine Provinzposse für einen Markt, in dem es um ganz andere Gewinnmargen geht. Davon erfährt die Öffentlichkeit aber nur, wenn die Staatsanwaltschaft ermittelt. So soll der Schweizer Yves Bouvier bei seinen Kunstgeschäften mit dem russischen Oligarchen Dimitri Rybolovlev eine Milliarde verdient haben. Das bestreitet Bouvier auch gar nicht. Schließlich sei er Händler und könne seine Gewinnspannen selber festlegen. Im Prozess geht es darum auch gar nicht um die exorbitanten Preise der Kunstwerke sondern um die Frage, ob Bouvier nicht doch eher als Berater und nicht als Händler tätig war. Denn dann hätte er nicht so viel aufschlagen dürfen.
Dabei könnte es der Öffentlichkeit doch eigentlich egal sein, wenn die Superreichen viel Geld für Kunst ausgeben und sich dabei übers Ohr hauen lassen. Aber leider trifft dies auch die Museen: Auktionshäuser orientieren sich an den Preisen, die beim privaten Verkauf von Kunst erzielt werden. Der Auktionspreis beeinflusst wiederum den Wert vergleichbarer Werke im Museum. Steigt deren Wert, steigen auch die Versicherungsprämien, die das Museum aufbringen muss - selbst, wenn das ausgestellte Werk nur eine Leihgabe ist.
Der Eigentümer spart durch die Leihgabe nicht nur die Versicherung fürs teure Werk - er muss nach zehn Jahren im Museum auch keine Erbschaftssteuer mehr zahlen und kann sich zudem über eine saftige Wertsteigerung durch die öffentliche Ausstellung freuen. Was nicht steuersparend im Museum hängt, wird anderswo gelagert: Für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, lagern die Kunstwerke in den Freihandelshäfen von Genf, Luxemburg oder Singapur - steuerfreie Zonen und zugleich die größten geheimen Museen der Welt.
Welches Geschäft mit der Kunst zu machen ist, hat auch die Luxusindustrie längst entdeckt. Künstler gestalten Handtaschen, Halstücher, Modeschauen. Gibt es noch einen Unterschied zwischen Kunst und Luxus - beides geschaffen für eine weltweite Verwertungskette? Während viele Künstler und Galerien ums Überleben kämpfen, beherrscht ein kleiner, aber sehr dominanter Teil ein System, in dem es um alles geht, nur nicht um Kunst.
Ein Film von Martina Müller
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 30.11.2023