"Netzwerk Pervers" ist eine "Rabiat"-Reportage, die mit den gängigen Klischees bricht und den Zuschauer fordert. Wie fühlen sich diejenigen, die offen zu ihrem von der Mainstream-Norm abweichendem Sexualleben stehen? Wie tolerant sind wir? Was heißt eigentlich normal? Wenn laut Studien fast jeder Zweite Fantasien hat, die BDSM-Praktiken entsprechen, und jeder Dritte solche bereits ausprobierte, dürften die ehrlichen Antworten spannend sein.
"Netzwerk Pervers" ist eine "Rabiat"-Reportage, die mit den gängigen Klischees bricht und den Zuschauer fordert. Wie fühlen sich diejenigen, die offen zu ihrem von der Mainstream-Norm abweichendem Sexualleben stehen? Wie tolerant sind wir? Was heißt eigentlich normal? Wenn laut Studien fast jeder Zweite Fantasien hat, die BDSM-Praktiken entsprechen, und jeder Dritte solche bereits ausprobierte, dürften die ehrlichen Antworten spannend sein.
Auf dem Fußboden ihres Schlafzimmers liegt eine junge Frau, ihr Spitzname ist Pumuckl. Über ihr steht ihr Freund Niko. Er trägt eine NVA-Uniform, schwere Stiefel und schwarze Lederhandschuhe. "Zu faul?", fragt er sie ernst. Dann greift Niko mit seiner Hand feste ihren Hals und verpasst der Akademikerin und selbsternannten Feministin mit seiner anderen eine heftige Ohrfeige, noch bevor sie hätte antworten können. Dann noch eine. Und eine weitere.
Das Unwohlsein alleine beim Zuschauen sieht man dem "Rabiat"-Reporter Manuel Möglich deutlich an. Obwohl er weiß, dass das Paar einvernehmlich handelt und bei diesem Spiel nicht nur Spaß hat, sondern auch Lust empfindet, ändert es wenig an der bedrückenden Situation. Am Ende vergewissern beide sich gegenseitig ihrer Liebe, sitzen innig beisammen, streicheln sich zärtlich. Die junge Frau aus der hessischen Provinz strahlt jetzt vor Glück.
Kennengelernt hat Möglich das Paar und nahezu alle anderen Protagonisten der "Rabiat"-Reportage "Netzwerk Pervers" über FetLife - ein soziales Netzwerk aus Kanada, das wie Facebook funktioniert. Dabei sind die Inhalte maximal explizit. Die Betreiber sehen ihre Seite als das Facebook für Perverse.
FetLife hat in Deutschland mehr als 90.000 Mitglieder, Tendenz steigend. Es versteht sich als Plattform für die BDSM-Szene, eine sexy Gemeinschaft und Menschen, die ihren Fetisch oder ihre Sado-Maso-Neigung leben. Dem "Rabiat"-Reporter dient FetLife wie ein Kompass, es lotst ihn nach Berlin, dort erfährt er von einer 21 Jahre alten Studentin am eigenen Leib, wie sich Bondage anfühlt. In Hamburg besucht Manuel Möglich seine erste SM-Party, in der Stadt hat er außerdem eine Verabredung mit einem reflektierten Softwareprogrammierer - als Pet-Player liebt es Klaus, sich als Zebra zu verkleiden und die Kontrolle abzugeben. Wenn eine Fantasy real wird, kann das so aussehen: Klaus zieht als Zebra den "Rabiat"-Reporter auf einer Kutsche durch Altona, die Umwelt staunt, lacht oder ignoriert das Treiben.
"Netzwerk Pervers" von Manuel Möglich ist eine "Rabiat"-Reportage, die mit den gängigen Klischees bricht und den Zuschauer fordert. Wie tolerant sind wir? Was heißt eigentlich normal? Wie fühlen sich diejenigen, die offen zu ihrem von der Mainstream-Norm abweichendem Sexualleben stehen? Wenn laut Studien fast jeder Zweite Fantasien hat, die BDSM-Praktiken entsprechen, und jeder Dritte solche bereits ausprobierte, dürften die ehrlichen Antworten spannend sein.
Ob es verwerflich ist, wenn eine junge Frau wie Pumuckl auf Verhörspiele mit Angst und Schrecken steht und Uniformen extrem stimulierend findet? Die Mutter der Master-Studentin, die Manuel Möglich auch kennenlernt, hat ihr Urteil gefällt: "Wenn du damit glücklich wirst, Kind, dann mach das."
Radio Bremen wird rabiat. Der Sender bringt ein Reportageformat ins Erste, das jungen Reporterinnen und Reportern die Möglichkeit gibt, ihre Geschichte für ein großes Fernsehpublikum zu erzählen. Die Autorinnen und Autoren sind preisgekrönt, nominiert, mindestens aber auffällig. Journalistinnen und Journalisten mit Haltung und Tiefgang im On, die auch mal voll in die Kamera sprechen. Öffentlich-rechtliche Werte hat das Team verinnerlicht, doch die Schmerzgrenze liegt woanders. Der Fokus richtet sich auf die teilnehmende Beobachtung, das Kennenlernen, das Erleben. In den sechs Reportagen der Staffel, die ab dem 30. April 2018 immer montags um 22:45 Uhr im Ersten laufen, sind sie ganz nah dran; ob bei einem Koks-Deal, als Zielscheibe eines Shitstorms im Netz oder bei einer Partynacht im SM-Club.
Die Macherinnen und Macher werden mit ihrer subjektiven Erzählweise Zuschauerinnen und Zuschauern auch mal vor den Kopf stoßen. Sie bauen Klischees in den Filmen auf, um sie postwendend zu brechen. Neue Sichtweisen sollen sich eröffnen. Die Filme wollen, sollen, ja sie müssen polarisieren, denn das macht gute Geschichten aus.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 01.10.2023