• 08.07.2024
      23:15 Uhr
      Supermarkt Spielfilm Deutschland 1974 | NDR Fernsehen
       

      Der 18-jährige Willi schlägt sich auf dem Hamburger Kiez mit kleinen Gaunereien durchs Leben. Nach einer Verhaftung flieht er aus dem Polizeigewahrsam und begegnet einer Reihe von Menschen, die zunächst wie Retter aus seiner misslichen Lage erscheinen, sich aber schon bald als selbstgefällige Ausbeuter des orientierungslosen jungen Mannes erweisen.

      Montag, 08.07.24
      23:15 - 00:35 Uhr (80 Min.)
      80 Min.

      Der 18-jährige Willi schlägt sich auf dem Hamburger Kiez mit kleinen Gaunereien durchs Leben. Nach einer Verhaftung flieht er aus dem Polizeigewahrsam und begegnet einer Reihe von Menschen, die zunächst wie Retter aus seiner misslichen Lage erscheinen, sich aber schon bald als selbstgefällige Ausbeuter des orientierungslosen jungen Mannes erweisen.

       

      Der 18-jährige Willi schlägt sich auf dem Hamburger Kiez mit kleinen Gaunereien durchs Leben. Nach einer Verhaftung flieht er aus dem Polizeigewahrsam und begegnet einer Reihe von Menschen, die zunächst wie Retter aus seiner misslichen Lage erscheinen, sich aber schon bald als selbstgefällige Ausbeuter des orientierungslosen jungen Mannes erweisen.

      Zunächst gerät Willi in die Fänge eines Zuhälters, der ihn auf den Schwulenstrich schickt. Ein Journalist, der ihn zu hoffnungslosen Resozialisierungsprojekten heranzieht, will damit vor allem sein eigenes, frustrierendes Leben aufwerten. Als Willi sich in ein Mädchen verliebt, dem es scheinbar noch dreckiger geht als ihm selbst, macht er es sich zum Ziel, sie zu "retten". Mit allen Mitteln. Doch es dauert nicht lange, bis ihn seine Vergangenheit einholt.

      Hinter der Kamera arbeitete der damals noch unbekannte Jost Vacano, der später für die spektakulären Kamerafahrten in Wolfgang Petersens „Das Boot“ (1981/1997) verantwortlich sein sollte und dann mit Paul Verhoeven in Hollywood Karriere machte („RoboCop“ 1987, „Total Recall“ 1990). „Jost Vacanos bewegliche Kamera eilt in von Klick präzise choreografierten Szenen hinter Charly her, durch die Hinterhöfe eines schmutzigen Hamburgs, durch Kaschemmen und Brachland mit brennenden Autos, bis hin zu dem Überfall auf einen Supermarkt, der sein Triumph wird und sein Ende. Der Film kommentiert nichts, denunziert seinen Helden nicht und heroisiert ihn nicht.“ (Ekkehard Knörer, taz)

      Den Titelsong lieferte Marius Müller-Westernhagens erste Single mit dem Stück „Celebration“. Auch synchronisierte er den Hauptdarsteller Charly Wierzejewski. Roland Klinks Film ist reine Kritik am Konsum und spielt in einer Welt, in der man alles kaufen muss. Alles ist zur Ware geworden, zum Angebot. Und alles ist möglich nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, das Recht des Stärkeren wird großgeschrieben. Und der Stärkere ist immer der materiell besser Ausgestattete.
      Der Supermarkt ist der Umschlagplatz, auf dem sich der Schwächere und der Stärkere messen. Roland Klick macht diese Polarität in seinem Werk „Supermarkt“ auf ebenso einleuchtende wie beklemmende Weise deutlich. Willi erkennt zu spät die Spielregeln einer Gesellschaft, für die er - unwissend - nur die Funktion eines Opfers haben kann. Er gehört jener Generation an, die, in die Situation des totalen Überangebotes hineingeboren, keine Orientierungsmaßstäbe findet, weil sie ihr keiner setzt. Das Leben wird ihr zur Odyssee, an deren Ende nur Verzweiflung oder noch Schlimmeres stehen kann. Willi wird in Klicks Film zum Verbrecher – das Prinzip des Supermarktes, des Umschlagplatzes, hat erfolgreich funktioniert.

      Roland Klick wurde für seinen dritten Film, nach „Bübchen” (1968) und „Deadlock” (1970), 1974 mit dem Filmband in Gold für die Beste Regie ausgezeichnet.

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      Montag, 08.07.24
      23:15 - 00:35 Uhr (80 Min.)
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