Eine gigantische Lagune in der Ostsee: Das Stettiner Haff, Mündungsbereich von Oder und Peene, einst so fern, heute ganz nah. Dicht an der Grenze zeigen die Menschen hier Lebensart und Gelassenheit: Der Wildhüter ist stolz auf seine Herde polnischer Ur-Pferde, die Schlepperbesatzung legt Ozeanriesen an die Leine, ein Pole trifft nach 40 Jahren seinen verbotenen Jugendschwarm von der DDR-Seite wieder und der Kapitän des alten russischen Tragflächenbootes gibt Vollgas: Kurs Swinemünde.
Eine gigantische Lagune in der Ostsee: Das Stettiner Haff, Mündungsbereich von Oder und Peene, einst so fern, heute ganz nah. Dicht an der Grenze zeigen die Menschen hier Lebensart und Gelassenheit: Der Wildhüter ist stolz auf seine Herde polnischer Ur-Pferde, die Schlepperbesatzung legt Ozeanriesen an die Leine, ein Pole trifft nach 40 Jahren seinen verbotenen Jugendschwarm von der DDR-Seite wieder und der Kapitän des alten russischen Tragflächenbootes gibt Vollgas: Kurs Swinemünde.
Stab und Besetzung
Autor | Claudia Wallbrecht |
Claudia Wallbrecht | |
Redaktion | Alexander von Sallwitz |
Alexander von Sallwitz | |
Ralf Quibeldey | |
Ralf Quibeldey | |
Produktion | Eva-Maria Wittke |
Eva-Maria Wittke |
Das Stettiner Haff ist eine verträumte Gegend - besonders im Sommer. Am Ostufer des Haffs liegt der Czarnocin Nationalpark. Früher wurde das Land intensiv bewirtschaftet. Heute ist nur einmal im Jahr Heuernte, den Rest erledigen 75 seltene polnische Ur-Pferde. Die frei lebenden Tiere sind die Lieblinge des Wildhüters Czeslaw Wilkowiecki. Und es fällt ihm schwer, nicht einzugreifen, wenn ein Tier der Herde in freier Wildbahn verletzt wird - zum Beispiel durch Wölfe.
Der "Bosman-Express" sieht aus, als könnte man damit direkt zum Mond fliegen. Doch das Tragflächenboot aus sowjetischer Produktion pendelt nur zwischen Stettin und Swinemünde - allerdings mit 55 Kilometern pro Stunde. Niemand sonst darf so schnell über das Haff düsen. Kapitän Janusz Olszewski ist ganz vernarrt in sein Schiff, das die Russen "Raketa" nannten. Sein Arbeitsplatz hat tatsächlich etwas von Raumfahrt: von standesgemäßer Kommandobrücke, keine Rede. Janusz kauert während der Fahrt auf einem unbequemen Stahlrohrsitz in einer winzigen stickigen Glaskapsel ohne Klimaanlage - bei 40 Grad im Sommer.
Wenn Mietek Kopiecki und Tadeusz Glowacki morgens aufs Haff hinausfahren, ist es noch stockfinster. Und geredet wird nicht. Die beiden freuen sich still, wenn die Zander-Saison vielversprechend beginnt. Höhepunkt der Ausfahrt ist die Begegnung mit Seeadlern. Wie zum Dank für die waghalsigen Flugmanöver der majestätischen Greifvögel teilen die Fischer immer ein paar Fische ihres Fangs mit ihnen. Ehrensache: Der Adler ist auch Polens Wappentier.
Das "flüssige Gold" Polens aus Stettin
Krzysztof Banaszewski riskiert für seinen Beruf seine Leber: Er ist Wodka-Meister in Stettin. Sein Reich liegt 20 Meter unter den alten Jugendstilhäusern der Stadt. Dort lagert in einem Kellerlabyrinth das "flüssige Gold" Polens in dicken Eichenfässern. Was Krzysztof aus verschiedenen Jahrgängen zusammenmischt, nennt sich "Starka" und erinnert kaum noch an das klare "Wässerchen", das man aus Russland kennt. Polnischer "Starka" hat einen warmen Goldton und entsteht nach einem Geheimrezept aus dem 15. Jahrhundert. Außer Krzysztof kennt das nur noch Jolanta Sikorska, die im Labor Wodka-Wissenschaft mit Alchemie verbindet.
Idylle und Tücke
Ohne Schlepper käme kein großes Schiff in den Stettiner Hafen. Lukasz Godyn dampft mit seiner Mannschaft dem nächsten Kunden entgegen: einem Containerfrachter. Gegenüber der Stettiner Werft beginnt der Grüngürtel des Haffs. Die Schrebergärten, unbewohnten Inseln und schmalen Kanäle wirken idyllisch, doch für den Schlepperkapitän ist das Revier tückisch. Ständig wechseln Windrichtung und Strömung.
Beim Schlittschuhlaufen verliebt
Stefan Holub aus Nowe Warpno, Volksrepublik Polen, war 19 Jahre alt, als er sich im Winter 1969 beim Schlittschuhlaufen mitten auf dem Haff verguckt hat - in Eleonore aus Altwarp, DDR. Doch für die beiden Bürger der "sozialistischen Bruderstaaten" war das nicht erlaubt. Als Stefan in der Silvesternacht mit Eleonore ins neue Jahr feiern wollte, wurde er von DDR-Grenzern verhaftet und landete für drei Monate im Gefängnis. Nach über vier Jahrzehnten sehen sich Stefan und Eleonore wieder - dank "Lütt Matten", einem Kutter, der heute zwischen Altwarp und Nowo Warpno pendelt. Ein später Sieg der Völkerfreundschaft.
Das Stettiner Haff ist eine verträumte Gegend - besonders im Sommer. Am Ostufer des Haffs liegt der Czarnocin Nationalpark. Früher wurde das Land intensiv bewirtschaftet. Heute ist nur einmal im Jahr Heuernte, den Rest erledigen 75 seltene polnische Ur-Pferde. Die frei lebenden Tiere sind die Lieblinge des Wildhüters Czeslaw Wilkowiecki. Und es fällt ihm schwer, nicht einzugreifen, wenn ein Tier der Herde in freier Wildbahn verletzt wird - zum Beispiel durch Wölfe.
Der "Bosman-Express" sieht aus, als könnte man damit direkt zum Mond fliegen. Doch das Tragflächenboot aus sowjetischer Produktion pendelt nur zwischen Stettin und Swinemünde - allerdings mit 55 Kilometern pro Stunde. Niemand sonst darf so schnell über das Haff düsen. Kapitän Janusz Olszewski ist ganz vernarrt in sein Schiff, das die Russen "Raketa" nannten. Sein Arbeitsplatz hat tatsächlich etwas von Raumfahrt: von standesgemäßer Kommandobrücke, keine Rede. Janusz kauert während der Fahrt auf einem unbequemen Stahlrohrsitz in einer winzigen stickigen Glaskapsel ohne Klimaanlage - bei 40 Grad im Sommer.
Wenn Mietek Kopiecki und Tadeusz Glowacki morgens aufs Haff hinausfahren, ist es noch stockfinster. Und geredet wird nicht. Die beiden freuen sich still, wenn die Zander-Saison vielversprechend beginnt. Höhepunkt der Ausfahrt ist die Begegnung mit Seeadlern. Wie zum Dank für die waghalsigen Flugmanöver der majestätischen Greifvögel teilen die Fischer immer ein paar Fische ihres Fangs mit ihnen. Ehrensache: Der Adler ist auch Polens Wappentier.
Das "flüssige Gold" Polens aus Stettin
Krzysztof Banaszewski riskiert für seinen Beruf seine Leber: Er ist Wodka-Meister in Stettin. Sein Reich liegt 20 Meter unter den alten Jugendstilhäusern der Stadt. Dort lagert in einem Kellerlabyrinth das "flüssige Gold" Polens in dicken Eichenfässern. Was Krzysztof aus verschiedenen Jahrgängen zusammenmischt, nennt sich "Starka" und erinnert kaum noch an das klare "Wässerchen", das man aus Russland kennt. Polnischer "Starka" hat einen warmen Goldton und entsteht nach einem Geheimrezept aus dem 15. Jahrhundert. Außer Krzysztof kennt das nur noch Jolanta Sikorska, die im Labor Wodka-Wissenschaft mit Alchemie verbindet.
Idylle und Tücke
Ohne Schlepper käme kein großes Schiff in den Stettiner Hafen. Lukasz Godyn dampft mit seiner Mannschaft dem nächsten Kunden entgegen: einem Containerfrachter. Gegenüber der Stettiner Werft beginnt der Grüngürtel des Haffs. Die Schrebergärten, unbewohnten Inseln und schmalen Kanäle wirken idyllisch, doch für den Schlepperkapitän ist das Revier tückisch. Ständig wechseln Windrichtung und Strömung.
Beim Schlittschuhlaufen verliebt
Stefan Holub aus Nowe Warpno, Volksrepublik Polen, war 19 Jahre alt, als er sich im Winter 1969 beim Schlittschuhlaufen mitten auf dem Haff verguckt hat - in Eleonore aus Altwarp, DDR. Doch für die beiden Bürger der "sozialistischen Bruderstaaten" war das nicht erlaubt. Als Stefan in der Silvesternacht mit Eleonore ins neue Jahr feiern wollte, wurde er von DDR-Grenzern verhaftet und landete für drei Monate im Gefängnis. Nach über vier Jahrzehnten sehen sich Stefan und Eleonore wieder - dank "Lütt Matten", einem Kutter, der heute zwischen Altwarp und Nowo Warpno pendelt. Ein später Sieg der Völkerfreundschaft.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 03.10.2023