• 01.11.2011
      07:00 Uhr
      Der Kontinent (4/4) Die Zukunft Europas | phoenix
       

      Europa im dritten Jahrtausend. 730 Millionen Menschen nehmen Einfluss auf den Kontinent. Mensch und Natur finden neue Wege der Koexistenz.

      Dienstag, 01.11.11
      07:00 - 07:45 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Europa im dritten Jahrtausend. 730 Millionen Menschen nehmen Einfluss auf den Kontinent. Mensch und Natur finden neue Wege der Koexistenz.

       

      Nach einer wechselvollen Geschichte, begonnen vor drei Milliarden Jahren, gehen die Veränderungen seit des 20. Jahrhunderts so rasant voran, wie niemals zuvor. Neue Technologien, neue Einwanderer und neue Anstrengungen, verlorengegangene Natur zurückzubringen prägen unsere Zeit. In Folge 4 der Reihe begeben sich die Filmemacher des ZDF, der BBC und des ORF auf die Spuren der Wildnis, mitten im am dichtesten besiedelten Kontinent der Welt.

      Europa ist heute ein großenteils urbaner Kontinent. Fast alles Land ist von Menschen kontrolliertes Kultur- und Wirtschaftsland. Und doch geht es ökologisch gesehen unserem Kontinent besser als vermutet. Die Natur Europas hat in ihrer jüngsten Geschichte nicht nur die industrielle Revolution und zwei Weltkriege überstanden, sie erobert sich mittlerweile überall neues Terrain bzw. verlorengegangene Regionen zurück.

      Viele Tierarten haben sich den Menschen angepasst und profitieren sogar von unseren Städten und unseren landwirtschaftlichen Nutzflächen. Stare fallen jeden Herbst scharenweise in Rom ein - die Wärme der Stadt macht das Leben angenehmer als das kalte Umland. Monumentale Bauwerke wie der Stephansdom in Wien haben vieles mit steilen Felswänden gemein. So finden hier typische Felsbrüter wie Turmfalken und Tauben beste Bedingungen. Marder haben sich mittlerweile auf Autos spezialisiert: der warme Motorraum bietet Schutz und so manches zum Knabbern. Auf Europas Müllhalden finden Wildtiere nicht nur Nahrung. Londons Stadtfüchse leben schon lange nicht mehr in Erdhöhlen. Zwischen Altreifen finden sie sicheren Unterschlupf für ihre Familien.

      Manche Arten haben wir nach Jahrhunderte langer Verfolgung wieder eingebürgert: Biber in den Donau-Auen oder Lachse in den Nebenflüssen des Rheins sind Beispiele für solche Erfolgsgeschichten. Andere finden den Weg ganz alleine zurück. Seit mehr als einem Jahrhundert waren die Wälder Osteuropas Rückzugsgebiete von Tierarten, die ursprünglich auf dem ganzen Kontinent heimisch waren. Auch heute leben in der Slowakei und Rumänien Europas größte Populationen von Wolf, Bär und Luchs. Über 50 Jahre waren die weiten Wälder von den inselhaften Waldgebieten des Westens abgeschnitten. Von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer war Europa zweigeteilt. Dreitausend Kilometer Grenzlinie zwischen Ost und West. Heute ist aus der ehemaligen Todeszone des eisernen Vorhangs ein grüner Korridor quer durch den Kontinent geworden. Eine Kette von Nationalparks schafft hier für die Tierwelt Bedingungen, sich auszubreiten, wie sonst nirgends in Europa.

      In den unzugänglichsten Gebieten des Kontinents, im hohen Norden und auf den höchsten Gipfeln der Gebirge, hat sich trotz Kleinräumigkeit noch echte Wildnis erhalten. In wunderschönen Naturaufnahmen werden die grandiosen Landschaften präsentiert. Natürlich gibt es noch viele ungelöste ökologische Probleme, noch immer werden wertvolle Landschaften zerstört, Flüsse und Küsten mit Industrieabfällen verschmutzt, geht Lebensraum für die Natur verloren. Dennoch hat sich in Europa ein neues Umweltbewusstsein etabliert. Die großen Flussläufe wie Rhein und Elbe sind heute insgesamt sauberer als vor hundert Jahren. Immer mehr ökologisch wertvolle Landstriche werden unter Schutz gestellt und landwirtschaftliche Flächen vielfach nur noch extensiv bewirtschaftet.

      Im letzten Teil der Reihe wird gezeigt, wie heute europaweit versucht wird, ökonomische Interessen mit ökologischen Notwendigkeiten zu versöhnen. Europa hat selbst nach 10.000 Jahren intensiver Entwicklung noch immer atemberaubende Naturlandschaften mit einer relativ artenreichen Tierwelt. Diese Kostbarkeiten so zu entwickeln, dass sie über den Kontinent hinweg Korridore finden - Waldzonen, Wasserwege, Lufträume - die eine möglichst hohe Vielfalt zulassen, ist die heutige Herausforderung.

      Eines macht dieses ambitionierte Programm deutlich: die Zeit der letzten beiden Jahrhunderte wird im Rückblick nur eine kurze Episode sein. Die Entwicklung des Kontinents geht weiter.

      Nichts in Europa ist, wie es einst war, und nichts wird sein, wie es heute ist. Denn weder der Wandel des Klimas noch die Urgewalten, welche die Fundamente des Kontinents geschaffen haben, werden jemals zur Ruhe kommen. In 250 Millionen Jahren wird Europa mit Afrika vereint sein, das Mittelmeer wird verschwunden sein, ein mächtiges Faltengebirge sich an seiner Stelle erheben. Europa wird mit dem Rest der Welt erneut zu einem Superkontinent wie einst Pangäa verschmelzen.

      Noch einmal wartet diese Dokumentation mit allen Stilmitteln auf, die diese Reihe so einzigartig machen: eine hervorragende Kameraarbeit präsentiert brilliante Tier- und Naturaufnahmen, sorgfältig inszenierte Reenactments lassen historische Ereignisse wieder lebendig werden und modernste Computeranimationen vermitteln die Dimensionen von ungeheuerlichen Kräften des Planeten. Sie schaffen überraschende Verbindungen zwischen fernen geologischen Abläufen und bekannten Alltagserfahrungen.

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      Dienstag, 01.11.11
      07:00 - 07:45 Uhr (45 Min.)
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