• 02.11.2011
      00:15 Uhr
      Die Bagdadbahn (1/2) Aufbruch ins Ungewisse - THEMA: Zugluft - auf Schienen unterwegs | phoenix
       

      1903 fällt im Orient der Startschuss für ein technisch wie politisch waghalsiges Unternehmen. Es beginnen die Bauarbeiten zur Bagdadbahn, einer Eisenbahnstrecke, die die beiden Metropolen Konstantinopel und Bagdad verbinden soll.

      Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 02.11.11
      00:15 - 01:00 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      1903 fällt im Orient der Startschuss für ein technisch wie politisch waghalsiges Unternehmen. Es beginnen die Bauarbeiten zur Bagdadbahn, einer Eisenbahnstrecke, die die beiden Metropolen Konstantinopel und Bagdad verbinden soll.

       

      Die Idee zum Bau stammt von Sultan Abdulhamid II. Er ist Herrscher über das riesige Osmanische Reich. Es erstreckt sich von Konstantinopel bis an den Persischen Golf, vom Schwarzen Meer bis nach Mekka. Um sein Herrschaftsgebiet wirtschaftlich zu erschließen und die weit auseinanderliegenden Provinzen enger aneinander zu binden will er ein modernes Verkehrssystem schaffen. Aber allein ist das Osmanische Reich zu schwach um einen solchen Plan in die Tat umzusetzen. Der Sultan braucht Partner.

      Der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Adolf Freiherr Marschall von Biberstein schafft es mit diplomatischem Geschick, dass die Konzession zum Bau der Bahn an die Deutschen geht. Deutsche Banken finanzieren die Bahn, deutsche Unternehmen stellen die Ingenieure und leiten den Bau. Lokomotiven, Schienen, Schwellen, Nieten, Wassertanks, alles kommt aus dem Deutschen Reich und wird mit Schiffen in den Orient transportiert. Ein lukratives Geschäft für die deutsche Wirtschaft, aber auch ein Risiko. Denn die Bahn führt über weite Strecken durch abgelegene, menschenleere Gebiete, über hohe Gebirge, reißende Flüsse, durch Steppen und glühende Wüsten. Keiner hat bisher gewagt unter solchen Bedingungen eine Eisenbahnstrecke zu bauen. Trotz aller Schwierigkeiten gehen die Arbeiten zunächst gut voran, doch dann machen Probleme bei der Finanzierung des Millionenprojekts und politische Unruhen den Ingenieuren zu schaffen.

      Sechs Jahre ruhen die Arbeiten an der Bahn. Lange ist ungewiss ob sie je wieder aufgenommen werden können. Erst 1910 hat sich die politische Lage beruhigt, die deutschen Banken haben das Geld bereitgestellt, der Bau kann weitergehen. Jetzt beginnt der schwierigste Bauabschnitt, die Trasse über das Taurusgebirge. Unzählige Tunnel und Brücken müssen gebaut, Zufahrtswege zu den Baustellen und das Gleisbett in den steilen Fels gesprengt werden. Als sich die Trasse im Süden der syrischen Stadt Aleppo nähert, alarmiert das die Briten. In Aleppo hat die Bagdadbahn Anschluss an eine Pilgerbahn, die der deutsche Ingenieur Heinrich August Meissner im Auftrag des Sultans gebaut hat. Damit können Pilger, aber auch Soldaten und Waffen in die Sinairegion transportiert werden. Die Briten fürchten, dass die Osmanen mit Hilfe der Bahn einen Angriff auf den Suezkanal unternehmen könnten - die Lebensader des britischen Empire und die wichtigste Verbindung zwischen Großbritannien und der Kronkolonie Indien.

      Die Briten beginnen Informationen über die Bahn zu sammeln. Gertrude Bell, die orientbegeisterte Tochter eines britischen Stahlmagnaten trägt dazu bei, wie auch der später als "Lawrence von Arabien" bekannt gewordene britische Archäologe und Abenteurer Thomas Edward Lawrence. Was sie nach London berichten lässt nur einen Schluss zu: Die Fertigstellung der Bahn ist nur noch eine Frage der Zeit, die Deutschen werden es schaffen. Doch da ändert sich durch den Beginn des Ersten Weltkriegs alles.

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      Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 02.11.11
      00:15 - 01:00 Uhr (45 Min.)
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