• 14.08.2020
      09:15 Uhr
      corona nachgehakt Warum ist Corona gefährlicher als Grippe? | phoenix
       

      "Doc" Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt für Innere Medizin und Leiter der Pneumologie am Klinikum Remscheid. Im Gespräch mit Alfred Schier spricht Doc Esser darüber, ob und inwieweit Sars-Cov-2 gefährlicher als Influenza ist und welche möglichen Langzeitfolgen nach einer Corona-Erkrankung entstehen können.

      Freitag, 14.08.20
      09:15 - 09:30 Uhr (15 Min.)
      15 Min.
      Stereo

      "Doc" Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt für Innere Medizin und Leiter der Pneumologie am Klinikum Remscheid. Im Gespräch mit Alfred Schier spricht Doc Esser darüber, ob und inwieweit Sars-Cov-2 gefährlicher als Influenza ist und welche möglichen Langzeitfolgen nach einer Corona-Erkrankung entstehen können.

       

      "Doc" Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt für Innere Medizin und Leiter der Pneumologie am Klinikum Remscheid. Im Gespräch mit Alfred Schier spricht Doc Esser darüber, ob und inwieweit Sars-Cov-2 gefährlicher als Influenza ist und welche möglichen Langzeitfolgen nach einer Corona-Erkrankung entstehen können.

      • Wie schwer ist der Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit Sars-Cov-2?

      Bei einer Infektion mit dem neuartigen SARS-CoV-2 gibt es viele Menschen, die nur leichte und grippeähnliche Symptome haben. Einige haben sogar gar keine Beschwerden. Menschen, die der sogenannten Risikogruppe angehören, haben ein höheres Risiko, schwer zu erkranken und auch an der Infektion zu sterben. Etwa Menschen mit Vorerkrankungen wie z.B. Herzkreislauferkrankungen, Erkrankungen des Atemwegssystems und Krebserkrankungen sowie Menschen mit unterdrücktem Immunsystem haben ein erhöhtes Risiko, besonders schwer zu erkranken. Zudem kann das Risiko ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren stetig ansteigen.

      • Wie hoch ist die Sterblichkeit bei Sars-Cov-2 und Influenza?

      Aufgrund der anhaltenden Pandemie des Corona-Virus ändern sich die Daten zur Sterblichkeitsrate fortlaufend. Zudem ist das weltweite Testaufkommen und die Methodik sehr divers, was Letalität zudem beeinflusst. Des Weiteren steht die Sterblichkeitsrate bisher noch nicht endgültig fest, da die Zahl der gesamten Infizierten nicht bekannt ist – so wird bisher nur die Zahl der Fallsterblichkeit veröffentlicht, die immer höher ist, als die tatsächliche Letalität. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern liegt die tatsächliche Letalität bei 0,3 bis 0,7 Prozent. Die Letalität der saisonalen Influenza liegt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei 0,1 – das bedeutet, es stirbt ein Infizierter von 1000 Menschen, die an der Infektion erkrankt sind.
      Ein großes Problem bei SARS-CoV-2 ist die nicht vorhandene Grundimmunität in der Bevölkerung - die Ausbreitung kann dadurch schneller erfolgen. Bisher seien wenige Prozent der Bevölkerung in Deutschland an dem Corona-Virus erkrankt und es gibt auch noch keinen Impfstoff. Im Gegensatz dazu infizieren sich jährlich etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung mit einem aktuellen Influenzastämmen und erlangen dadurch teilweise eine Immunität – außerdem lassen sich viele Menschen gegen Grippe impfen. Die Ausbreitung des Virus wird dadurch insgesamt verlangsamt.

      • Welche Organe sind vom Corona-Virus betroffen?

      In einer Studie des Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg wurde herausgefunden, dass das Corona-Virus neben der Lunge noch weitere Organe befällt. Aus diesem Grund schätzen die Mediziner der Studie das Corona-Virus als ein Multiorganvirus ein. Die Studie wurde im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. An der Studie waren Nierenexperten, Rechtsmediziner und Mikrobiologen des UKE beteiligt, die die Ergebnisse der Autopsie von 27 an Covid-19 verstorbenen Personen untersuchten.
      Die höchste Konzentration des Corona-Virus pro Zelle wurde in den Atemwegen nachgewiesen. Jedoch wurde der Erreger auch im Rachen, Herz, Nieren, Leber und Gehirn festgestellt: die zweit höchste Konzentration pro Zelle wurde in den Nieren, dann im Herz und danach in der Leber gefunden - im Blut war die niedrigste Konzentration vorhanden. Aus den Erkenntnissen, dass viele Organe von dem Virus betroffen sind, vermuten die Forscher eine mögliche Verbindung zu den Vorerkrankungen und deren Beeinflussung auf die Sterblichkeit von Infizierten.

      • Was sind mögliche Spätfolgen?

      Derzeit wird weltweit in Langzeitstudien daran geforscht, inwiefern Corona-Infektionen langfristige Schäden im Körper hinterlassen können. Das Corona-Virus befällt oft das zentrale Nervensystem – so leiden die Infizierten etwa an Schwindel oder Erschöpfung.

      Etwa ein Drittel der Patienten auf der Intensivstation erleidet zudem Hirnschädigungen, wodurch z.B. Gedächtnisprobleme oder Konzentrationsschwierigkeiten auftreten können, teilte Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie mit. Neurologen nehmen an, dass diese gesundheitlichen Probleme über einen längeren Zeitraum anhalten können. Zudem weisen über 80 Prozent der Corona-Infizierten in Europa Symptome des Geruchsverlusts sowie des Geschmacksverlusts auf. Etwa 90 Prozent haben nach vier Wochen nach der Erkrankung ihren Geruchs- und Geschmackssinn wiedererlangt.

      Das Virus kann auch die Nieren befallen, indem es zum Verstopfen der Blutgefäße kommt, die sich in der Niere befinden. Dadurch entsteht ein Niereninfarkt, bei dem es zu einem Absterben von Teilen der Niere kommen kann, so Jan Galle, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie. In der Lunge bleiben meist keine längerfristigen schweren Schäden zurück: In einer Studie am Klinikum in Stuttgart wurden die Lungen von 50 Corona-Infizierten untersucht. Drei Monate nach Beginn der Erkrankung hatten von 80 Prozent der Infizierten die meisten nur noch leichte Beeinträchtigungen, erklärte der Leiter der Studie, Götz Martin Richter. 20 Prozent der Patienten hatten drei Monate nach Erkrankung wieder eine komplett genesene Lunge.

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