• 07.04.2020
      03:30 Uhr
      mein ausland Zwischen Wurzeln und Flügeln | phoenix
       

      Asien gehört die Zukunft - das hört man immer wieder. Aber was das Morgen beschreiben soll, ist im Jetzt und Hier oft noch eine ferne Vorstellung. In Asien aufzuwachsen, heißt für viele Kinder noch immer arm zu sein, benachteiligt, unterdrückt. Wir erzählen von Schicksalen, aber wir erzählen auch von den großen Hoffnungen kleiner Leute. Von Traditionen geprägt, von Visionen angetrieben. Zwischen Wurzeln und Flügeln - Kind sein in Asien.

      Nacht von Montag auf Dienstag, 07.04.20
      03:30 - 04:15 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Asien gehört die Zukunft - das hört man immer wieder. Aber was das Morgen beschreiben soll, ist im Jetzt und Hier oft noch eine ferne Vorstellung. In Asien aufzuwachsen, heißt für viele Kinder noch immer arm zu sein, benachteiligt, unterdrückt. Wir erzählen von Schicksalen, aber wir erzählen auch von den großen Hoffnungen kleiner Leute. Von Traditionen geprägt, von Visionen angetrieben. Zwischen Wurzeln und Flügeln - Kind sein in Asien.

       

      Mamta will Fußball spielen. Für ein 16-jähriges Mädchen in Europa, im Westen wäre das längst kein Problem mehr. In Indien schon. Hausarbeit, Kochen, Kinderkriegen - das war der Plan, den Mamtas Eltern für ihre Tochter auserkoren hatten. So wie es das traditionelle Rollenbild verlangt. Und das ist umso ausgeprägter, je ärmer die Leute sind. Mamtas Familie wohnt im Slum vom Mumbai. Aber Mamta hat Willen und Durchsetzungskraft - auf dem Sportplatz und daneben. Für Jungs ist alles einfacher - zumindest beim Fußball. Oder nicht? Nong Pee gilt in Thailand als ein Fußball-Wunderkind. Vielleicht könnte er eine ganz große Karriere machen. Der englische Proficlub Leicester City hat den 7-Jährigen jedenfalls schon zum Probetraining eingeladen. Doch es gibt ein Problem: als Kind myanmarischer Flüchtlinge gilt er in Thailand als staatenlos. Er hat keinen Pass. Er darf nicht reisen. Nong Pees Traum scheint greifbar und ist doch so fern. Anton - noch so ein Wunderkind - aber eine ganz andere Geschichte. Anton ist aus Frankfurt nach Neuseeland gezogen. Er will Rugby-Profi werden. Und da ist Neuseeland eben das Maß aller Dinge. Mit 16 Jahren in die weite Welt, 18.000 Kilometer von zuhause entfernt, voller Motivation und Ambition. Anton ordnet dem Sport alles unter, denn seine Trainer bescheinigen ihm ein unglaubliches Talent. Der Griff nach den Sternen scheint möglich, sogar Nationalspieler der „Allblacks“ könne er werden. Und wer Anton spielen sieht, für den ist in der Tat schwer vorstellbar, dass ihn etwas aufhalten kann. Von neuseeländischen Elite-Internaten ist die Wirklichkeit in Pakistan unendlich weit entfernt. Jedes zweite Kind geht nicht zur Schule, 25 Millionen. Es gibt zu wenig Schulen, und ihr Ruf ist oftmals schlecht. Schlechte Lehrer, schlechte Ausstattung, oft fehlt Strom, Wasser, alles. Seema Azeez will das nicht hinnehmen. Mehr als 260 neue Schulen hat ihre private Stiftung inzwischen ins Leben gerufen. Die Kinder dort haben eine Chance, die doch eigentlich jedes Kind verdient hat: die Chance auf einen guten Start ins Leben. Auch in Bangladesch bleibt so ein guter Start vielen verwehrt. Mohammed arbeitet in einer Textilfabrik, Tag für Tag, von früh bis spät. Der Ton ist rau, die Arbeit hart: das Nähen geht auf die Augen, Chemikalien auf die Atemwege. Menschen sind billiger als Maschinen. Das Gesetz schreibt ein Mindestalter von 18 vor. Mohammed ist 13. Mit seiner Arbeit wird viel Geld verdient, aber von anderen. Die Waren werden exportiert in ferne Länder, von denen Mohammed noch nichts gehört hat. Mit den 40 Euro, die Mohammed jeden Monat beisteuert, kann seine Familie überleben. Und nur darum geht`s: ums Überleben. Matina lebte ein ganz anderes Leben - das Leben eine Göttin. Als solche wurde sie in Nepal verehrt. Zur Kumari hat man sie bestimmt, zur Inkarnation der Gottheit Durga. Neun Jahre ging das so, aber jetzt ist Matina zwölf und eine Göttin außer Dienst. Denn mit der ersten Menstruation erlischt der göttliche Zauber - so der Glaube. Matina muss jetzt zurück ins wahre Leben, während ihr die kleine Trishna auf dem Thron nachfolgte. Sie wird nun verehrt als allwissend und mit heilenden Kräften ausgestattet. Trishna ist drei. Gottheit statt Kindheit.

      Eine Prozession weiß gekleideter Kinder zieht durch das Dorf im indischen Maharashtra. Sie singen, führen ein kleines Stück auf, sie haben eine Botschaft an die Bauern. „Bringt Euch nicht um“, rufen sie. „Denkt an Eure Familien, an Eure Töchter, Eure Söhne.“ Sie selbst sind Waisenkinder. Ihre Eltern haben Suizid begangen. Sie waren Bauern, die keinen anderen Ausweg mehr sahen, weil ihre Felder vertrocknen – vom Klimawandel geplagt. Weil sie die Wucherzinsen für ihre Investitionen nicht mehr zahlen konnten. Schätzungen sprechen von 300.000 Selbstmorden in den letzten 20 Jahren. Oder: alle acht Stunden ein Suizid.

      Monica ist blind. Sie ist in die Hauptstadt Delhi gekommen, für eine Operation, die ihr das Augenlicht bringen soll. Aber was soll sie damit anfangen? Monica ist von Geburt an blind, auch mit Augenlicht muss sie das Sehen erst lernen. Wie das geht, was im Gehirn passiert, ließe sich an einem Säugling nicht untersuchen, an Kindern aber schon. In Indien leben fast 40 Prozent aller Blinden dieser Welt. Für die Wissenschaftler ein Schatz, den sie heben wollen. Fälle wie Monica bringen ihnen viele neue Daten. Und Monica bringen sie die Hoffnung auf ein Leben im Licht.

      Bali ist eine Trauminsel. Zumindest im Prospekt der Reiseveranstalter. Die Wirklichkeit sieht manchmal anders aus. Denn die Trauminsel versinkt im Müll. Stehen Wind und Strömung schlecht, baden die Touristen im Plastik. Man müsste was dagegen tun, denken viele. Wir tun was dagegen, sagen die Schwestern Melati und Isabel. Die beiden haben die Initiative „Bye bye Plastic Bags“ gegründet. Die Politik hat sich lange nicht gerührt, aber die Mädchen ließen nicht locker. Und inzwischen hat zumindest bei einigen auf der Insel tatsächlich ein Umdenken begonnen. Bali hat also auch eine Greta Thunberg - oder zwei sogar.

      Klimawandel und Umweltzerstörung machen auch anderen Kindern Asiens zu schaffen. Im Regenwald Borneos kämpfen die Orang Utans ums Überleben. In einer Aufzuchtstation werden kleine Affen aufgepäppelt und in die Dschungelschule geschickt. Auf dem Stundenplan steht: Klettern üben, Feinde erkennen, Futter finden – wer das nicht lernt, kann nicht entlassen werden in die Freiheit. Es ist der Aufbruch ins wilde Leben. Das geht nicht ohne Gefahren. Und Garantien gibt es keine. Aber zumindest haben die kleinen Affen eine Chance – wenn der Mensch sie nur lässt.

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      Nacht von Montag auf Dienstag, 07.04.20
      03:30 - 04:15 Uhr (45 Min.)
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