Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland immer mehr auseinander. Das trifft auch die Rentner. Seit 2006 hat sich die Zahl der in Armut lebenden Rentner vervierfacht. Konkret heißt das: Wer als Alleinstehender weniger als 979 Euro netto im Monat zur Verfügung hat, ist arm. 37 Grad begleitet Rentner, die ums tägliche Überleben kämpfen. Solange sie bei stabiler Gesundheit sind, geht das ganz gut - aber was, wenn sie krank werden?
Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland immer mehr auseinander. Das trifft auch die Rentner. Seit 2006 hat sich die Zahl der in Armut lebenden Rentner vervierfacht. Konkret heißt das: Wer als Alleinstehender weniger als 979 Euro netto im Monat zur Verfügung hat, ist arm. 37 Grad begleitet Rentner, die ums tägliche Überleben kämpfen. Solange sie bei stabiler Gesundheit sind, geht das ganz gut - aber was, wenn sie krank werden?
Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland immer mehr auseinander. Das trifft auch die Rentner. Seit 2006 hat sich die Zahl der in Armut lebenden Rentner vervierfacht. Konkret heißt das: Wer als Alleinstehender weniger als 979 Euro netto im Monat zur Verfügung hat, ist arm. 37 Grad begleitet Rentner, die ums tägliche Überleben kämpfen. Solange sie bei stabiler Gesundheit sind, geht das ganz gut - aber was, wenn sie krank werden?
Heidi S. lebt in einem Hochhaus an einer der verkehrsreichsten Kreuzungen Berlins. Sie wohnt dort schon seit 33 Jahren und hat sich an den Lärm gewöhnt. Die 66-jährige gelernte Bäckereiverkäuferin hat ihre Freundinnen hier und will auf keinen Fall aus ihrer kleinen Eineinhalb-Zimmerwohnung ausziehen. Doch die Wohnung ist mit 557 Euro zu teuer, zumindest zu teuer, um noch Grundsicherung zu erhalten. Dafür müsste sie in eine günstigere Wohnung ziehen, was in Berlin mit weniger als zwei Prozent Leerstand kaum möglich ist; außerdem würde sie ihr gewachsenes soziales Umfeld verlieren.
Heidi hat 821 Euro Rente. Sie hat seit ihrer Jugend gearbeitet, aber wenn sie ihre Miete bezahlt hat, dann bleiben noch 264 Euro übrig. Davon muss sie dann noch Strom, Telefon, die Monatskarte für Bus und Bahn, die Rundfunk- und Fernsehgebühren bezahlen. Zum Leben bleibt kaum etwas. Ohne zu arbeiten, geht es nicht. 50 Stunden im Monat arbeitet sie in einer Bäckerei für den Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde. Manchmal beginnt ihre Schicht um 6:30 Uhr, manchmal am Nachmittag. Und wenn große Feste in der Stadt anstehen, steht sie am Grill und brät Würstchen an einer Imbissbude. Wenn sie noch Zeit und Kraft findet, dann kocht sie für ihre Freundin Marga, die auf die 70 zugeht. Auch sie arbeitet, weil die Rente zum Leben nicht reicht.
Aus der Bahn geworfen: Hans-Jürgen B. ist fast 70. Er lebt auf dem Land bei Hamburg und hat früher als Fachangestellter bei einem Steuerberater gearbeitet. Eigentlich hatte er gedacht, er könnte einen sorglosen Lebensabend verbringen, doch es kam anders. Eine Ehekrise warf ihn aus der Bahn als er 55 Jahre alt war. Er wurde geschieden, verlor seine Arbeitsstelle und blieb lange arbeitslos. Als er 60 wurde, drängte ihn die Jobagentur, die Rente zu beantragen. Hans-Jürgen willigte ein, doch musste er empfindliche Rentenabschläge hinnehmen.
Jetzt hat er eine Rente von 800 Euro. Jeden Sonntag fährt er Zeitungen aus. Dafür steht er um 3:00 Uhr auf, um 7:00 Uhr ist er fertig und hat 39 Euro verdient. Im Dorf macht er alle Arbeiten, die anfallen. Der Bürgermeister hat ihm eine 450 Euro-Job besorgt. Hans-Jürgen nimmt, was er bekommen kann. Mit dem, was er verdient, kommt er hin. "Ich habe keine großen Ansprüche. Ich trage ohnehin nur Arbeitskleidung." Er ist froh, dass er arbeiten kann, aber was wird sein, wenn er das alles eines Tages gesundheitlich nicht mehr schafft? Daran will er gar nicht denken.
Zum Leben zu wenig: Wolfgang H. (65) hat in der DDR studiert und 1978 in Zwickau ein Diplom für Maschinenbau gemacht. Bis zur Wende arbeitet er als Ingenieur und Abteilungsleiter bei der GISAG, eine Gießerei mit 8.500 Angestellten. Nach der Wende wird sein Betrieb abgewickelt. Wolfgang startet noch einmal neu durch. Er wird Versicherungsberater, arbeitet für AXA und Barmenia. Da er als Selbständiger tätig ist, schließt er eine private Zusatzrentenversicherung ab. Eine ganze Zeitlang läuft es beruflich gut, er übersteht zwei Scheidungen, sorgt für seine drei Kinder, die heute erwachsen sind und an verschiedenen Orten der Republik leben. 2003 wird seine Mutter zum Pflegefall. Er kommt zusammen mit seiner Schwester für das teure Heim der Mutter auf. Das übersteigt aber schon nach kurzer Zeit seine finanziellen Möglichkeiten. Er löst seine private Rentenversicherung auf, um die Zahlungen leisten zu können. Als auch das nicht mehr zu stemmen ist, holt er seine Mutter zu sich nach Hause und pflegt sie zwei Jahre lang. 2008 stirbt die Mutter, Wolfgang H. wird selbst krank und muss eine Auszeit nehmen.
Danach nimmt er wieder einen Anlauf, will wieder ins Versicherungsgeschäft einsteigen, doch es läuft nur schleppend an. Es folgen zwei Unfälle, erst stürzt er von der Treppe und bricht sich die Kniescheibe, dann rutscht er mit dem Akkuschrauber aus und verliert fast seinen Finger. 2012 macht er eine Umschulung zum Energieberater. Seither versucht er, Kunden zu finden, die Strom- oder Gasverträge abschließen ein mühsames Geschäft. Letztes Jahr ging er in Rente. Er bekommt 799 Euro im Monat. Er bekommt eine Aufstockung von 300 Euro, da seine Krankenversicherung bei fast 350 Euro liegt. Seine Miete liegt bei 495 Euro im Monat. Zum Leben bleibt nicht viel. Die Arbeit als Energieberater bringt im Monat rund 100 Euro ein, er kommt kaum über die Runden. Er ist auf die Lebensmittel der Berliner Tafel angewiesen.
Film von Enrico Demurray und Anelika Wörtmüller
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 31.05.2023