• 03.07.2011
      16:30 Uhr
      Mein Leben - Jürgen Böttcher / Strawalde Dokumentation Deutschland 2010 | arte
       

      Der Dokumentarfilmer und Maler Jürgen Böttcher, alias Strawalde, zählt zu den bedeutendsten Künstlern der ehemaligen DDR. Mit seiner Neigung zum Experiment hat er entscheidenden Einfluss auf nachfolgende Generationen genommen.

      Sonntag, 03.07.11
      16:30 - 17:15 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      HD-TV Stereo

      Der Dokumentarfilmer und Maler Jürgen Böttcher, alias Strawalde, zählt zu den bedeutendsten Künstlern der ehemaligen DDR. Mit seiner Neigung zum Experiment hat er entscheidenden Einfluss auf nachfolgende Generationen genommen.

       

      Stab und Besetzung

      Regie Christian Beetz

      Jürgen Böttcher ist ein Mann, der drei deutsche Systeme erlebt hat und der mit viel Wut über die Untiefen der deutschen Geschichte spricht. Geprägt von den erschütternden Erfahrungen des Faschismus, enttäuscht vom System in der DDR, an das er doch so gern geglaubt hätte und das dann seine Werke verbot und seine Freunde ausbürgerte, lebt er in einer Zeit, in der er sich nicht wirklich wiederfindet. Jürgen Böttcher ist ein Stück deutscher Geschichte, auf eine sehr unangepasste Art, und er ist bekennender Antikapitalist.

      Der zweifache Adolf-Grimme-Preisträger Christian Beetz besucht mit Jürgen Böttcher den Ort seiner Kindheit, Strahwalde in der Oberlausitz, und spricht mit ihm über Kindheit und Jugend. Viele Erinnerungen, auch an seine Zeit in der Hitlerjugend, werden wach - und immer wieder geht es um das Gefühl der Schuld. Sie treffen sich in Böttchers Atelier-Wohnung in Berlin-Karlshorst, und Freunde wie der Leiter der Berlinale Dieter Kosslick schauen vorbei.
      In der DDR und auch in der BRD der 70er und 80er Jahre war Jürgen Böttcher einer der bekanntesten Dokumentarfilmregisseure. Seine Filme waren stilbildend, Orientierungsgröße und heimliches Vorbild für eine ganze Generation deutscher Filmemacher.

      Böttcher wurde zu Beginn seiner künstlerischen Karriere als Maler verboten und auch als Filmemacher zum Teil ausgebremst. Trotzdem blieb er in der DDR und ging nicht mit Freunden wie Biermann "rüber" nach Westdeutschland. Seine unter dem Pseudonym "Strawalde" berühmt gewordenen Bilder befinden sich unter anderem in der Neuen Nationalgalerie Berlin, der Sammlung Deutscher Bundestag im Reichstagsgebäude, im Albertinum Dresden, im Dresdner Residenzschloss, in der Albertina Wien, in der Bibliothèque nationale de France in Paris, im Museum Ludwig in Köln und in der Boston Public Library.

      Nach dem Zusammenbruch der DDR war Böttcher der erste Dokumentarfilmer aus dem Osten, der in das Pantheon der europäischen Filmgeschichte aufgenommen wurde. 1992 erhielt Jürgen Böttcher aus der Hand des Bundesinnenministers das Filmband in Gold für sein Lebenswerk: Die höchste Auszeichnung, die der Staat an Filmschaffende zu vergeben hat. Kurz zuvor hatte er für seinen Film "Die Mauer" (1990) den Europäischen Filmpreis für den besten Dokumentarfilm erhalten.

      1994 wurde er durch den französischen Präsidenten François Mitterrand mit dem Titel "Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres" für sein künstlerisches Gesamtwerk ausgezeichnet, 2001 erhielt er das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 2006 wurde er bei der Berlinale mit einer Goldenen Kamera geehrt.
      Dem inzwischen so vielfach Geehrten wurde zu Zeiten der DDR keine Anerkennung erwiesen. Im Gegenteil: Man warf ihm "Ästhetizismus" vor. Der von der DDR-Regierung veranlasste Ausschluss aus dem Verband der bildenden Künstler führte zu einem Ausstellungsverbot, das ihn jedoch nicht vom Malen abhielt.

      In den vergangenen Jahren widmete sich Jürgen Böttcher intensiv der Malerei. In seinen Bildern spielt das surreale Element - das Suchen nach einer verborgenen, übergeordneten Wahrheit - eine große Rolle. Jürgen Böttcher, alias Strawalde, ist heute international anerkannt. Seine Gemälde werden in Asien zu hohen Preisen gehandelt.
      Die Dokumentation von Christian Beetz zeigt auch Ausschnitte aus dem filmischen Schaffen Strawaldes, wie "Wäscherinnen" (1972), "Rangierer" (1984), "Barfuß und ohne Hut" (1964) oder "Die Mauer" (1990). Die Dokumentarfilme erzählen Geschichten aus seinem anderen Leben, aus einer nunmehr unwirklich erscheinenden Zeit.

      So sind auch kurze Beispiele seiner experimentellen Übermalungsfilme "Verwandlungen 1-3" daraus "Potter's Stier" (1981) und aus seinen DEFA-Auftragsfilmen, den sogenannten Straffilmen, wie zum Beispiel dem "Tierparkfilm" (1968) eingeflochten.

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      Sonntag, 03.07.11
      16:30 - 17:15 Uhr (45 Min.)
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