• 06.06.2011
      11:35 Uhr
      Baukunst Architekturfakultät Porto | arte
       

      Die Dokumentationsreihe "Baukunst" präsentiert herausragende Bauwerke aus verschiedenen Jahrhunderten der Architekturgeschichte. Heute: die Architekturfakultät in Porto.

      Montag, 06.06.11
      11:35 - 12:15 Uhr (40 Min.)
      40 Min.
      Stereo

      Die Dokumentationsreihe "Baukunst" präsentiert herausragende Bauwerke aus verschiedenen Jahrhunderten der Architekturgeschichte. Heute: die Architekturfakultät in Porto.

       

      Stab und Besetzung

      Regie Richard Copans

      Alvaro Siza zählt zu den bedeutendsten europäischen Architekten des 20. Jahrhunderts.
      Er wurde 1933 in Porto geboren und lebt und arbeitet noch immer in seiner Heimatstadt. Hier ist unter seiner Leitung auch eines der wichtigsten öffentlichen Gebäude der Stadt entstanden: das Institut für Architektur.

      Das Gebäude liegt am Stadtrand und grenzt an den neuen Universitätscampus. Auf den ersten Blick ähnelt die zwischen einer Brücke und der Autobahn nach Lissabon eingekesselte Anlage einer Vorstadtsiedlung. Tatsächlich aber handelt es sich um ein wunderbares Gelände, am Hang über dem Douro gelegen, wo einst das Großbürgertum die prunkvollsten Villen der Stadt errichten ließ. Von der früheren Pracht ist zwar nicht viel übrig geblieben, doch Sizas Bau schafft ständig Bezüge zu dieser Landschaft und dem terrassenförmigen Terrain.

      Das Institut besteht aus einem Hauptgebäude im Norden des Geländes, das der nahen Autobahn den Rücken zukehrt, und aus vier in einem gewissen Abstand zueinander errichteten Pavillons im Süden. Zwischen diesen beiden Komplexen liegt ein großer Innenhof. Das Hauptgebäude beherbergt die kollektiven Einrichtungen: Verwaltung, Ausstellungsraum und Bibliothek. Diese drei Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen sind durch eine gelungene geometrische Anordnung von Kreisbögen und Geraden miteinander verbunden. In den gegenüberliegenden Pavillons befinden sich die Unterrichtsräume. Auch hier finden sich die gleichen einfachen architektonischen Gestaltungselemente wieder, die leicht abgewandelt werden, um keine Monotonie entstehen zu lassen.

      Alle Gebäude sind Ausdruck eines ausgesprochen subtilen architektonischen Konzepts. Für Siza "erfindet ein Architekt nichts, sondern verändert das Existierende"; seine Ideen lassen sich unendlich variieren. So werden die Öffnungen im Institut besonders vielfältig gestaltet: In den Unterrichtsräumen fällt das Licht durch sparsame, schießschartenähnliche Fenster ein, während die Bibliothek über Oberlichter verfügt. Die von außen nicht sichtbaren Verbindungen zwischen den einzelnen Gebäuden gehen von einer zentral gelegenen Verbindungsstraße und dem Gefälle des Geländes folgenden Aufgängen aus. Ein Überhang auf einem der Gebäude verdankt seine Existenz einem 100-jährigen Baum, den Siza unbedingt erhalten wollte.

      Ursprünglich wollte Siza auf dem Gelände mit dreieckigem Grundriss als Hommage an den früheren Bischofssitz von Porto, der auf den Anhöhen der Altstadt über dem Fluss liegt, ein großes viereckiges Gebäude errichten. Bei näherer Betrachtung der Umgebung entschloss sich Siza jedoch, die Idee eines einheitlichen Vierecks aufzugeben, um einerseits den Komplex von der Autobahn abzuschirmen, aber auch, um eine Öffnung zum Fluss hin zu schaffen. Die kleinen, pavillonartigen Türme korrespondieren ebenfalls mit der Stadtlandschaft im Hintergrund, wo Hochhaussiedlungen aus den 60er Jahren in die Höhe ragen. So jedenfalls hatte Siza es geplant.

      Inzwischen entstand in der Nachbarschaft der riesige Block der wissenschaftlichen Fakultät, der nun den von Siza beabsichtigten ironisch-liebevollen Dialog stört. Viele von Sizas Ideen konnten beim Bau des Instituts für Architektur von Porto nicht wie geplant realisiert werden. Daher hat Alvaro Siza zu diesem Bauwerk, das ihm besonders am Herzen liegt, gleichzeitig auch ein sehr gespanntes Verhältnis. Neben Verwaltungsproblemen musste sich Siza auch den Erwartungen seiner Studenten stellen, denn er lehrt selbst an dem von ihm konzipierten Institut.

      Auch anderen Zwängen musste sich der Architekt unterwerfen, woraus sich der Eindruck des Unfertigen ergibt, der dem Gebäude auch heute noch anhaftet und den vor allem der Eingang des Gebäudes vermittelt. Er sollte sich auf theatralische Weise mit der Dreiecksform des Grundstücks auseinandersetzen und gleichzeitig als Bindeglied für die verschiedenen Orte des Instituts fungieren. Dennoch ist es Siza gelungen, diese unterschiedlichen und eigenständigen Gebäude zu einem vollkommen in sich geschlossenen Ensemble zusammenzufügen, das sich jedoch auch ausreichend öffnet, um einen ständigen Dialog mit der Außenwelt pflegen zu können.

      Wird geladen...
      Montag, 06.06.11
      11:35 - 12:15 Uhr (40 Min.)
      40 Min.
      Stereo

programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 29.03.2024