In der Mitte des 19. Jahrhunderts stellt die berühmt-berüchtigte Tänzerin Lola Montez ihr bewegtes Leben in einer riesigen Zirkusmanege dar. ARTE zeigt die restaurierte Fassung von Max Ophüls' erstem Farbfilm, der zugleich sein letzter Film war.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts stellt die berühmt-berüchtigte Tänzerin Lola Montez ihr bewegtes Leben in einer riesigen Zirkusmanege dar. ARTE zeigt die restaurierte Fassung von Max Ophüls' erstem Farbfilm, der zugleich sein letzter Film war.
Stab und Besetzung
Impresario | Peter Ustinov |
Lola Montez | Martine Carol |
Student | Oskar Werner |
Franz Liszt | Will Quadflieg |
Ludwig I. | Adolf Wohlbrück |
Leutnant James | Ivan Desny |
Regie | Max Ophüls |
Drehbuch | Franz Geiger, Annette Wademant, Max Ophüls, Jacques Natanson |
Musik | Gorges Auric |
Kamera | Christian Matras |
Die Gräfin Lola Montez, von außergewöhnlicher Schönheit aber vom Leben verbraucht, zieht Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem Zirkus durch die Welt. Vor einem sensationslüsternen Publikum und unter den anfeuernden Rufen des Impresarios breitet sie ihre bewegte Vergangenheit aus. Es handelt sich um die wichtigsten Passagen ihres Lebens, die zumeist mit der Bekanntschaft bedeutender Männer verbunden sind.
Als Gräfin geboren und von ihrer Mutter gedrängt, einen älteren, aber wohlhabenden Freund ihres Vaters zu heiraten, läuft sie davon - in eine unglückliche Ehe mit Leutnant James, aus der sie bald ebenfalls flieht. Und auch mit dem Musiker Franz Liszt wird Lola nicht glücklich, obwohl dieser sie glühend verehrt. Als Tänzerin geht sie nach München, wo sie jedoch nicht engagiert wird.
Um in Kontakt mit dem König von Bayern zu kommen, beginnt sie eine Affäre mit Ferdinand von Freiberg. Als König Ludwig I. ihr tatsächlich eine Audienz gewährt und sie ihm freizügig beweist, dass sie für ein Tänzerinnenengagement "gut genug gewachsen" sei, macht der sie kurzerhand zu seiner Mätresse - und sie entdeckt zum ersten Mal die Liebe.
Doch die Bayern sind von dieser Verfehlung ihres Königs gar nicht begeistert und revoltieren bis Lola schließlich mit Hilfe eines jungen Studenten über die Grenze flieht. Sie erinnert sich an ein Angebot des Impresarios, das sie in glücklicheren Zeiten abgelehnt hatte und gelangt so zum Zirkus. Mit gebrochenem Herzen, krank und gedemütigt, wagt sie am Ende jeder Vorstellung einen Sprung aus der Zirkuskuppel ins Nichts - auch an diesem Abend in New Orleans, obwohl ihre Kräfte dramatisch schwinden ...
Drehbuch nach dem Roman "La vie extraordinnaire de Lola Montès"
"Lola Montez" ist Max Ophüls' erster Farbfilm und sein letzter Film, den er vor seinem Tod 1957 drehte. Der 1902 in Saarbrücken geborene Regisseur musste aufgrund seiner jüdischen Abstammung 1933 Deutschland verlassen. Er ging nach Paris, wurde französischer Staatsbürger und realisierte in Frankreich einige Filme, bevor er weiter in die USA floh und dort nach einigen Anfangsschwierigkeiten ebenfalls zum erfolgreichen Regisseur wurde. 1950 kehrte er dennoch nach Europa zurück. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören die Literaturverfilmungen "Liebelei" (1933) nach Arthur Schnitzlers gleichnamigem Schauspiel und "Werther" (1938) nach Goethes "Die Leiden des jungen Werther". Mit sieben Millionen Mark war "Lola Montez" die teuerste Kinoproduktion im Nachkriegsdeutschland.
"Ophüls' großartiger Cinemascope-Farbfilm ist ein Meisterwerk der Eleganz: Die Bilddramaturgie des Films, in dem die Rückblenden in ihrer anfänglich verwirrenden Anzahl und Vielfalt immer wieder neu und verschieden gestaltet sind, lässt die Farben selbst spielerisch Bedeutung annehmen." (Lexikon des Internationalen Films)
Die Hauptrolle in "Lola Montez" markierte auch den Höhepunkt der Karriere von Hauptdarstellerin Martine Carol, die im Frankreich der 50er Jahre als unumstrittenes Sexsymbol verehrt wurde. Da die Französin jedoch für sehr freizügige Auftritte in ihren vorherigen Filmen bekannt war, zeigte sich der ein oder andere Kinobesucher von ihrer relativ braven Darstellung der Lola Montez enttäuscht. Ophüls, der gerne mit der Erwartung der Zuschauer spielte, ließ den Film zwar mit Martine Carol im aufreizenden Dekolleté bewerben, verwehrt im entscheidenden Moment jedoch den Blick auf die schon berühmte Brust der Schauspielerin: In der bekannten Szene, in der sich Lola das Kleid aufreißt, um den bayerischen König von ihrer perfekten Tänzerinnenstatur zu überzeugen, schneidet Ophüls unverhofft auf zwei schlafende Lakaien, die daraufhin angehalten werden, schnellstmöglich Nähzeug zu holen.
"Lola Montez" wurde als Großprojekt geplant, das die Theorie eines europäischen Films in die Tat umsetzen sollte. Daher wurde der Film sowohl auf Französisch, Deutsch und Englisch gedreht. Schon kurz nach seiner Premiere wurde der Film - kommerziell eine Flaute - von den Produzenten mehrfach umgeschnitten und neu vertont. Dabei wurden Teile der Originalnegative und die Originaltonmischungen unwiederbringlich zerstört. ARTE zeigt nun die restaurierte Fassung.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 21.03.2023