• 23.07.2010
      20:15 Uhr
      Die Nacht der großen Flut Fernsehfilm Deutschland 2005 | arte
       

      Die emotional bewegende Doku-Fiktion rekonstruiert die Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962, als in Hamburg völlig unerwartet ein Großteil der Stadt von einer Sturmflut überschwemmt wird.

      Freitag, 23.07.10
      20:15 - 21:45 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Die emotional bewegende Doku-Fiktion rekonstruiert die Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962, als in Hamburg völlig unerwartet ein Großteil der Stadt von einer Sturmflut überschwemmt wird.

       

      In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar brechen in Hamburg völlig unerwartet die Deiche und überschwemmen einen Großteil der Stadt. Die Menschen werden im Schlaf von den eiskalten Wassermassen überrascht. So auch Familie Brandt: Gerade noch zu Besuch bei ihren Eltern, gehen sie spätabends bei strömendem Regen nach Hause. Mitten in der Nacht werden sie vom ins Haus eindringenden Wasser geweckt.

      Gerda Brandt, Hausfrau und Mutter, gelingt es, sich mit ihrem 14-jährigen Sohn Fred und ihrer nur wenige Monate alten Tochter Bärbel auf das Dach eines Hauses zu retten. Während sie dort gemeinsam mit anderen Nachbarn auf Hilfe warten, müssen sie hilflos mit ansehen, wie ihre Tante schreiend in den Fluten ertrinkt. Christina Langer feiert am Abend des 16. Februar ihren sechsten Geburtstag. In derselben Nacht wird auch das Haus ihrer Eltern von den Fluten überschwemmt - das Ende einer unbeschwerten Kindheit. Werftarbeiter Horst Sahm verlässt wie so oft am Abend des 16. Februar seine Frau Anita und seine beiden Kinder Kai und Monika, um zur Nachtschicht zu gehen. Er ahnt nicht, dass er seine Familie nicht mehr lebend wiedersehen wird.

      Auch Helden gibt es in dieser Katastrophennacht: Gerd Pichowiak rettet mit Mut und Eigeninitiative mehrere Menschen, die auf Dächern ausharren. In der Not hoffen die Hamburger auf ihren jungen Polizei- und Innensenator Helmut Schmidt, den späteren Bundeskanzler, der sich in diesen Tagen beweisen muss. Er befiehlt, die Bundeswehr bei der zivilen Rettungsaktion einzusetzen - ein in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bis dato einmaliger Vorgang!

      Die emotional bewegende Doku-Fiktion "Die Nacht der großen Flut" rekonstruiert die dramatischen Stunden und Tage der Hamburger Sturmflut 1962, in denen die egoistischen Wirtschaftswunderinteressen der Einzelnen sich dem menschlichen Solidarprinzip unterordneten, wirklichkeitsgetreu bis in die Details des Geschehens. Helmut Schmidt erinnert sich in einem Interview vor der Kamera daran, wie er die Rettung leitete. In vielen Dokumenten, Tönen und Spiel-Szenen lässt Regisseur Raymond Ley diese Stunden wiederaufleben - und widmet sich dabei authentischen Schicksalen von Menschen. Die von ihm befragten Zeitzeugen erzählen das erste Mal im Fernsehen von ihrem Überlebenskampf. Ihre Geschichten wurden für die Kamera nachgespielt.

      Ulrich Tukur verkörpert den Innensenator Helmut Schmidt. Mit Christiane Paul und Florian Lukas wurden weitere Stars gewonnen - sie spielen junge Erwachsene, die in Wilhelmsburg und Georgswerder mit ihren Familien vor der Flut flüchteten. Gedreht wurde mit 50 Darstellern und 600 Komparsen, unter anderem im Studio Bendestorf, in einer eigens ausgestatteten Halle in Fuhlsbüttel, aber auch in Planten un Blomen, der Hamburger Handwerkskammer und in Schlutup bei Lübeck. Extreme technische Herausforderungen an die Produktion stellten die zu zeigenden Wassermassen dar. Diese Effekte wurden durch Flutung der Kulissen, aber auch durch Computeranimationen erzielt. Um Deichbrüche wirklichkeitsnah abzubilden, wurden Modelle gebaut, die unter extremen Wasserdruck gesetzt wurden.
      "Die Nacht der großen Flut" ist bei aller Nähe zur Wirklichkeit jedoch kein Katastrophenfilm. Bei aller Dramatik ist nicht Action das Ziel des Films. Die Doku-Fiktion konzentriert sich vielmehr darauf, von Menschen und ihren ergreifenden Schicksalen zu erzählen, die bisher - völlig zu Unrecht - keine Beachtung gefunden haben. Der Kampf der vier Familien, die Regisseur Ley nach mehr als 100 Gesprächen ausgewählt hat, steht exemplarisch für Tausende von "kleinen Leuten" in den Elbniederungen, die sich damals retten mussten. Menschen, von denen viele Flucht und Vertreibung bereits im Krieg erfahren hatten, und die nach dieser einen Februarnacht wieder vor dem materiellen Nichts standen. Eine traumatische Erinnerung blieb dies im Übrigen auch für viele Kinder - denn die Bewohner der elbnahen Siedlungen, die von der Flut zerstört wurden, waren arm, aber kinderreich - unter den Todesopfern der Flut waren 36 Mädchen und Jungen.

      Der Kontakt zwischen den Zeitzeugen und der Produktion war bei diesem außergewöhnlichen Filmprojekt sehr eng: Es gab immer wieder Gespräche, und so trafen sich auch die Schauspieler Florian Lukas und Christiane Paul noch vor Drehbeginn mit ihren realen Vorbildern Gerda Brandt und Horst Sahm.

      Wird geladen...
      Freitag, 23.07.10
      20:15 - 21:45 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 29.03.2024