Eboshi, die Herrscherin über die Eisen-Stadt, will den göttlichen Wald roden, doch die Tiere ergeben sich nicht kampflos. Ein junger Krieger und Prinzessin Mononoke streiten für eine friedliche Koexistenz von Mensch und Natur ...
Eboshi, die Herrscherin über die Eisen-Stadt, will den göttlichen Wald roden, doch die Tiere ergeben sich nicht kampflos. Ein junger Krieger und Prinzessin Mononoke streiten für eine friedliche Koexistenz von Mensch und Natur ...
Stab und Besetzung
Ashitaka | Alexander Brem |
San | Stefanie Beba |
Eboshi | Marietta Meade |
Jiko | Mogens von Gadow |
Moro | Mady Rahl |
Gonza | Holger Schwiers |
Toki | Claudia Lössl |
Kouroku | Claus Brockmeyer |
Ok-Koto | Jochen Stierbeck |
Kaya | Shandra Schadt |
Nago | Dirk Galuba |
Regie | Hayao Miyazaki |
Drehbuch | Hayao Miyazaki |
Kamera | Atsushi Okui |
Musik | Jô Hisaishi |
Produktion | Yasuyoshi Tokuma |
Schnitt | Hayao Miyazaki |
Takeshi Seyama |
Japan - zu einer Zeit, als die Götter noch in Tiergestalten auf der Erde weilen. Die Menschen verlieren langsam den Respekt vor den geheimnisvollen göttlichen Refugien und bedrohen deren Natur zugunsten ihrer eigenen Zivilisation. Eboshi, die Herrscherin über die Eisen-Stadt, will den göttlichen Wald roden, um wertvolle Erze zu bekommen. Aus diesen schmelzen die Bewohner der festungsähnlichen Stadt Eisen und daraus stellen sie wiederum Schusswaffen her.
Außerdem muss sie - erpresst von einem Größenwahnsinnigen - Jagd auf den Kopf des mächtigen Waldgotts machen. Dieser ist ein Hirsch mit einem menschenartigen Gesicht und hat die Macht über Leben und Tod; immer nachts verwandelt er sich in der Dunkelheit in einen gigantischen seelensammelnden Nachtwanderer.
Die wütenden Tiere des prachtvollen Waldes wollen sich Eboshi nicht kampflos ergeben, sondern sammeln sich zu ihrer letzten großen Schlacht. Der junge Krieger Ashitaka kommt ihnen dabei zu Hilfe: Tödlich verwundet durch ein Wildschwein, das durch eine von Eboshis Kugeln wild geworden ist, hatte er sich in der Hoffnung auf Heilung zum Waldgott aufgemacht. Dort lernt er die menschliche Wolfstochter San - auch ehrfürchtig Prinzessin Mononoke genannt - kennen, die bei einer mächtigen Wolfsgöttin lebt. Er verliebt sich in die geheimnisvolle Kriegerin und die beiden kämpfen schließlich Seite an Seite für eine friedliche Koexistenz von Mensch und Natur und versuchen, Eboshi von ihren mörderischen Plänen abzuhalten.
"Prinzessin Mononoke" setzt die sechsteilige Miyazaki-Reihe auf ARTE fort. Der vielfach preisgekrönte Film lief 1998 außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale und drei Jahre später kam er endlich in Deutschland in die Kinos. Gerade auf der großen Leinwand, wo die Bilder ihre ganze Schönheit entfalten können, lassen sich die fantasievollen und abenteuerlichen Welten gebührend genießen.
Doch Miyazaki begeistert auch in diesem Film nicht nur visuell, sondern stellt ein weiteres Mal seine Ambitionen als intelligenter Geschichtenerzähler unter Beweis: Seine komplexe Handlung läuft - im Gegensatz zu westlichen Animationsfilmen - nicht auf ein plakatives Gut-und-Böse-Schema hinaus. Alle Protagonisten haben ihre positiven wie negativen Seiten; so handelt beispielsweise die "böse" Eboshi nicht selbstsüchtig, sondern zum Wohle ihrer Untergebenen, zu denen auch Geächtete wie Leprakranke und Prostituierte zählen. Und obwohl Miyazakis Ökobotschaft klarwird, zeigt er auch die Vorteile des Fortschritts wie Emanzipation und Sicherheit. Dass dieses vieldimensionale Konzept aufgeht, erreicht Miyazaki dadurch, dass er aus der Perspektive des ohnehin todgeweihten Ashitaka erzählt, der ein Beobachter zwischen den Fronten ohne Zorn oder Vorurteile ist. Obwohl er letztlich ins Geschehen eingreift, bleibt sein objektiver und versöhnender Standpunkt gewahrt.
Trotz des hohen erzählerischen Niveaus, der wenig kindgerechten Länge und den zum Teil sehr expliziten - wenn auch stets nachvollziehbaren - Gewaltdarstellungen, versteht sich "Prinzessin Mononoke" als Kinderfilm, der gleichermaßen für Erwachsene geeignet ist. Miyazaki meinte dazu: "Ich denke, dass Kinder mit Gewalt besser umgehen können, als Erwachsene es oft glauben. Angst und Schrecken gehören ebenso wie Freude und Trauer zur Erlebniswelt eines Kindes".
Mit "Prinzessin Mononoke" schuf Miyazaki 1997 bis dato den erfolgreichsten japanischen Film aller Zeiten, um dann 2001 mit "Chihiros Reise ins Zauberland" auch im Westen alle Rekorde zu brechen. Dieser wurde zum weltweit meist ausgezeichneten Zeichentrickfilm und erhielt neben vielen anderen Preisen 2002 als erster Zeichentrickfilm den Goldenen Bären und 2003 den Oscar als besten Animationsfilm. Miyazakis letztes Werk, "Ponyo, das verzauberte Goldfischmädchen" (2008), lief im Wettbewerb der 65. Filmfestspiele von Venedig.
Das Erfolgsgeheimnis von Miyazakis Geschichten scheint ihr scheinbar allumfassender Horizont zu sein: Es wird nicht nur aus westlichem und östlichem Mythenkanon und Kulissen geschöpft, sondern auch thematisch eine Konfrontation zwischen Tradition einerseits und technisierter Moderne mit ihrer Naturzerstörung andererseits angestrebt. Oftmals kommt Kindern oder Jugendlichen als Helden Miyazakis Filmen dabei eine vermittelnde Funktion zwischen diesen Polen zu.
Aufgrund einer enormen symbolischen Verdichtung kann man in den Filmen des Zeichentrick-Virtuosen eine Vielzahl von Interpretationsansätzen finden; zum einen der immer wieder anklingende Aufruf, den selbstzerstörerischen Tendenzen unserer Gesellschaft entgegenzutreten und zu Werten wie Mitmenschlichkeit und ökologischer Verantwortlichkeit zurückzufinden. Auf einer individuellen Rezeptionsebene wird dem Einzelnen Mut gemacht, sich seinen Ängsten und Träumen zu stellen.
Eine weitere essenzielle Zutat für Miyazakis Erfolgsrezept ist jedoch auch seine unbändige Fantasie, mit der er hochkomplexe Parallelwelten, utopische Gestalten und Architekturen erfindet. Das Übernatürliche ist eine Konstante und akzentuiert immer wieder, dass sich Miyazakis Filme jenseits von Rationalität bewegen. Damit stehen sie im Gegensatz zu den Pixar-Studio-Filmen, die sich digitaler Perfektion und wahrheitsgetreuer Abbildung verschrieben haben.
Der 69-jährige Autorenfilmer und Mangazeichner Hayao Miyazaki ist eine Legende des japanischen Zeichentrickfilms. Seine Karriere begann er als Zeichner bei der Produktionsfirma Studio Toei, wo er an Zeichentrickserien wie "Heidi" und "Biene Maja" mitarbeitete, die auch im Westen bekanntwurden. Nach einigen Studiowechseln gründete er in den 80ern sein eigenes Zeichentrickfilmstudio: das heute weltberühmte Studio Ghibli. Dies wurde durch den kommerziellen Erfolg und die internationale Anerkennung seines Manga "Nausicaä" und dessen Leinwandadaption "Nausicaä aus dem Tal der Winde" möglich.
Er verzaubert mit seinen farbenprächtigen wie nachdenklich stimmenden Fantasiewelten Groß und Klein: der Mangazeichner und Autorenfilmer Hayao Miyazaki. ARTE ehrt den großen Zeichentrick-Virtuosen mit einer sechsteiligen Reihe, in der seine bekanntesten Filme wie "Prinzessin Mononoke" (1997) und das oscarprämierte Werk "Chihiros Reise ins Zauberland" (2001) gezeigt werden.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 31.03.2023