• 21.04.2010
      03:00 Uhr
      Der neunte Tag Fernsehfilm Deutschland 2004 | arte
       

      Im Januar 1942 wird der Luxemburger Priester Kremer für neun Tage aus dem KZ Dachau entlassen. Sollte er nicht zurückkehren, droht seinen Mithäftlingen der Tod.

      Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 21.04.10
      03:00 - 04:30 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Im Januar 1942 wird der Luxemburger Priester Kremer für neun Tage aus dem KZ Dachau entlassen. Sollte er nicht zurückkehren, droht seinen Mithäftlingen der Tod.

       

      Im sogenannten Pfarrerblock des Konzentrationslagers Dachau sind Geistliche aus ganz Europa inhaftiert. Einer von ihnen ist der luxemburgische Priester Henri Kremer, im KZ wegen seines Widerstandes gegen das Naziregime. Hilflos muss er mit ansehen, wie Mithäftlinge grausam ermordet, ja sogar gekreuzigt werden.
      Im Januar 1942 wird Kremer unerwartet ein neuntägiger Urlaub gewährt - doch dieser ist an eine furchtbare Bedingung geknüpft: Sollte er nicht ins Lager zurückkehren, werden seine sämtlichen Mithäftlinge aus dem Pfarrerblock exekutiert.
      Daheim in Luxemburg muss er sich täglich bei Untersturmführer Gebhardt melden. Der macht ihm ein schreckliches Angebot: Er verspricht Kremer die Freiheit, wenn er den passiven Widerstand des luxemburgischen Bischofs bricht und ihn zur Unterstützung von Hitlers Kirchenpolitik zu bewegen. Sollte Kremer stattdessen fliehen, brächte er nicht nur das Leben seiner Leidensgenossen sondern auch das seiner Familie in Gefahr. Hin und her gerissen zwischen den grausamen Erinnerungen an das Leben im KZ und seinem festen Glauben an Gott, gerät Kremer in einen schier unerträglichen Gewissenskonflikt. Der junge Karrierist Gebhardt, selbst geweihter Diakon, benutzt seine religiösen Kenntnisse und Überzeugungen als Waffe im Intrigenspiel um Kremer, in dem er die Rolle des Versuchers übernommen hat, der Kremer zum Verrat anstiften will. Schließlich hält der Abbé dem Drängen Gebhardts stand und kehrt ins Lager zurück.

      Volker Schlöndorff ist mit "Der neunte Tag" ein eindringliches, so bildmächtiges wie spannendes Werk gelungen, welches in einer überzeugenden Ästhetik das Grauen eines verbrecherischen Mördersystems widerspiegelt, ohne dabei die gegenwärtigen Adressaten aus den Augen zu verlieren. Exemplarisch thematisiert der Film die Haltung der katholischen Kirche zum Nationalsozialismus und stellt auf diese Weise die noch immer gültige Frage nach Gewissen, Glauben, Verrat und Schuld. Dabei verzichtet Schlöndorff auf Gut-Böse-Klischees, denn auch Gebhardt ist eine gebrochene Figur und wird so zum glaubwürdigen Gegenspieler Kremers.
      Im Rahmen des Münchner Filmfests wurden Schlöndorff und Produzent Jürgen Haase für "Der neunte Tag" mit dem Bernhard Wicki Filmpreis "Die Brücke" und dem Friedenspreis des Deutschen Films ausgezeichnet. Außerdem erhielt der Film neben zahlreichen Nominierungen Preise beim Biberach-Festival 2004 und beim Fajr Film Festival Teheran 2005 und lief erfolgreich auf dem 29th Toronto International Festival und im Wettbewerb auf dem Filmfestival Locarno 2004.

      Ulrich Matthes, geboren 1959, verkörpert eindrucksvoll und authentisch die schicksalhafte Figur des Priesters. Er wurde für den Deutschen Filmpreis 2005 und im selben Jahr für den Europäischen Film-Award als bester männlicher Schauspieler nominiert. Matthes spielte in den TV-Produktionen "Nikolaikirche" (1995) und "Abgehauen" (1998) und war auf der Kinoleinwand in Tom Tykwers "Winterschläfer" (1997), in dem mehrfach prämierten NS-Drama "Aimée und Jaguar" (2000) und glänzte 2004 neben Bruno Ganz in Oliver Hirschbiegels Oscar nominierten "Der Untergang" als Joseph Goebbels. Ulrich Matthes überzeugt aber nicht nur in NS-Dramen, sondern ebenso auch in der heiter-melancholischen ARTE-Koproduktion "Mitfahrer" (2004) von Nicolai Albrecht über die Schicksalsgemeinschaft Mitfahrgelegenheit. 2008 war Matthes an der Seite von Jungschauspielerin Anna-Maria Mühe in dem Kinofilm "Novemberkind" zu sehen.

      August Diehl überzeugt in der Rolle des aufsteigenden Nazis Gebhardt, die ihm eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2005 als bester männlicher Hauptdarsteller einbrachte. Der 1976 geborene Nachwuchsschauspieler erhielt schon 1999 für seine Rolle in Hans Christian Schmids "23 - Nichts ist so, wie es scheint" (1998) den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller und den Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsdarsteller. Es folgte "Kalt ist der Abendhauch" (2000) nach einem Roman von Ingrid Noll und 2004 "Was nützt die Liebe in Gedanken", der mit dem Deutschen Filmkritikerpreis 2005 geehrt wurde. Für seine Rolle des Günther Scheller in "Was nützt die Liebe in Gedanken" wurde Diehl 2004 mit dem österreichischen Undine Award für den besten Schauspieler geehrt. 2008 verkörperte August Diehl die Rolle des Christian Buddenbrook in Heinrich Breloers kostümgewaltiger Thomas Mann Adaption "Die Buddenbrooks". Im selben Jahr spielte Diehl in Max Färberböcks erschütterndem Nachkriegsfilm "Anonyma - Eine Frau in Berlin" an der Seite von Nina Hoss. Im vergangenen Jahr stand August Diehl mit Brad Pitt und Christoph Waltz für Quentin Tarantinos "Inglourious Bastards" vor der Kamera. Dieses Jahr wird August Diehl zusammen mit Daniel Brühl in Lars Kraumes "Die kommenden Tage" zu sehen sein.

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