• 23.04.2010
      08:00 Uhr
      Metropolis Magazin | arte
       

      Themen:

      • Theatersterben
      • 300 Jahre Meissen
      • Tokyo Fashion Hype
      • Karikaturen im Islam
      • Santa Fe - Amerikas heimliche Kunsthauptstadt - Ein Beispiel gelungener Kulturpolitik

      Freitag, 23.04.10
      08:00 - 08:45 Uhr (45 Min.)
      45 Min.
      Stereo

      Themen:

      • Theatersterben
      • 300 Jahre Meissen
      • Tokyo Fashion Hype
      • Karikaturen im Islam
      • Santa Fe - Amerikas heimliche Kunsthauptstadt - Ein Beispiel gelungener Kulturpolitik

       
      • Theatersterben

      Das Ruhrgebiet feiert sich in diesem Jahr als Kulturhauptstadt Europas. Gleich in der Nachbarschaft, nur 35 Kilometer entfernt, droht in Wuppertal die Schließung des Sprechtheaters. Die Heimatstadt des international renommierten Tanztheaters von Pina Bausch hat 1,8 Milliarden Euro Schulden. Eingespart werden soll bei der Kultur. Selbst den Stadträten ist nicht wohl beim angedachten Sparprogramm. Eine landesweite Protestwelle braut sich zusammen. Am 27. März , dem Welttheatertag, protestierten Künstler mit Aktionen einen Tag lang an unterschiedlichen Orten in ganz Wuppertal.
      Noch skurriler ist die Situation des Theaters in der Metropole Köln. Erst im Dezember letzten Jahres beschloss der Rat der Stadt den Neubau des dortigen Schauspielhauses. Kurz zuvor plädierte die Intendantin des Kölner Schauspiels, Karin Beier, gegen den Neubau ihrer Bühne und warb für eine Sanierung des bestehenden Hauses. Denn schon im Herbst hatte der Stadtkämmerer weitreichende Kürzungen im Kulturbereich, insbesondere für das Schauspiel, gefordert. Für Karin Beier ist es "völlig verkehrt, an der Kunst zu sparen und dafür das Gehäuse aufzublasen". Vielleicht gibt es demnächst in der Hochburg der Jecken ein neues Schauspielhaus ohne Programm ...

      • : 300 Jahre Meißen

      In diesem Jahr feiert Meißen, die älteste und berühmteste Porzellanmanufaktur Europas, ihren 300. Geburtstag. Anfang des 18. Jahrhunderts behauptete der Alchimist Johann Böttger, dass er Gold herstellen könne. Das gelang ihm nicht, dafür erfand er in Meißen das erste europäische Porzellan. Eine Sensation! Bis heute wird das hochwertige Meißener Porzellan in einem komplizierten Verfahren in der sächsischen Manufaktur hergestellt und dann von Künstlern handbemalt. Seit den Anfängen unter August dem Starken fehlt in keinem europäischen Königshaus das "weiße Gold". Zum Jubiläum gibt es verschiedene Ausstellungen. Ein Highlight präsentiert das Kölner Museum für angewandte Kunst. Es zeigt eine Privatsammlung, die bislang weder ausgestellt noch publiziert wurde. Tafelgeschirr, Figuren, Galanterien - die über 300 Exponate geben einen Einblick in die vielfältige Produktion der Manufaktur in der Zeit des Barock und Rokoko.
      Die "Kunst im kleinen Format" gibt der Epoche ein Zeit- und Sittenbild. Und auch auf dem Kunstmarkt erfreut sich Meißener Porzellan großer Beliebtheit. Stücke aus dem 18. Jahrhundert werden zu Höchstpreisen versteigert. Aber auch Geschirr und Tischdekorationen aus dem 19. und 20. Jahrhundert werden hoch gehandelt. Kein anderes europäisches Porzellan kann da mithalten.

      • Tokyo Fashion Hype

      Für viele Designer ist Tokyo ein Fashion-Hub, eine Quelle der Inspiration und ein Paradies für teure Designer-Labels, die mit auffälligen Prachtbauten internationaler Stararchitekten um die Gunst finanzstarker Kundschaft buhlen. Die reiche Vielfalt der japanischen Modewelt hat drei Gründe: die Bereitschaft der Japaner, viel Geld für Mode auszugeben, eine kaum zu überblickende Zahl kleiner japanischer Designerlabels und schließlich die Kreativität der Kunden, die mit gewagten Kombinationen neue Trends schaffen. Was Schulmädchen aus Louis-Vuitton-Accessoires, Rockerstiefeln und Anime-orientierten Rüschenkleidern zu neuen Outfits verarbeiten, treibt jedes Wochenende kamerabewaffnete "Style scouter" von Magazinen und großen Modefirmen zur Trendsafari nach Harajuku.
      So ist es verwunderlich, dass Japans Designerlabels im Ausland bisher kaum vertreten sind. Japans Textilindustrie will das nun ändern. Die große "Tokyo Fashion Week" möchte internationale Einkäufer von der Kreativität und Vermarktbarkeit junger Talente aus Nippon überzeugen.

      • Karikaturen im Islam

      Die Kombination von Karikaturen und Islam hat seit den Mohammed-Karikaturen den Beigeschmack brennender Fahnen und wuterfüllter Protestmärsche. Karikaturen, die von Muslimen gezeichnet wurden, wie mögen die aussehen?
      Die Männer kommen gar nicht gut weg. Sie haben Sex mit Eseln und sehen oft aus wie Kozalak, die Comicfigur von Mehmet Ça?ça?. "Kozalak" bedeutet "Tannenzapfen". Der Schädel des Helden sieht aus wie ein Hoden oder Hintern: Ein ungehobelter Taxifahrer vom Lande, der halsbrecherisch Auto fährt, seine Frau unterdrückt, Touristinnen auf der Strasse aber jagt wie Hasen in freier Wildbahn. Mehmet Ça?ça? ist einer der Herausgeber der türkischen Karikaturenzeitschrift "Leman". Ein Kultblatt, das im Szeneviertel Beyo?lu seine Redaktionsräume über der Leman-Kneipe hat. Abends sitzen die Zeichner hier zwischen ihren meist jungen Lesern. Immerhin hat "Leman" eine Auflage, von der vergleichbare Hefte in Europa nur träumen können. Ebenso erfolgreich ist die Zeitschrift "Penguen". Der Zeichner und Redakteur Bahad?r Baruter musste sich wegen mehrerer Pornografieklagen verantworten. Beiden Zeitschriften gemeinsam ist die Karikierung von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan. Der hat so manche Empfindlichkeiten, die in Sprechblasen besonders gut zur Geltung kommen. Mehmet Ça?ça? erklärt uns den Beginn der zeichnerischen Satire in der Türkei. Es begann alles mit der Nase eines despotischen Sultans.
      "Die Nase des Sultans" heißt auch eine Ausstellung mit Karikaturen aus der Türkei, die ab April in Köln zu sehen ist.

      • Santa Fe - Amerikas heimliche Kunsthauptstadt - Ein Beispiel gelungener Kulturpolitik

      Kunst und Kultur waren schon immer Lebensgrundlage für Santa Fe. Die alte Stadt im US-Bundesstaat New Mexico hat über 200 Galerien, eine weltberühmte Oper und Dutzende von Zentren für indianische Kunst. Nirgendwo gibt es eine so hohe Konzentration von Malern und Musikern, Fotografen und Filmemachern, Architekten, Bildhauern und Schriftstellern wie hier. Vierzig Prozent der Bewohner leben von Kunst und Kultur. Die Stadtväter unterstützen die Kreativen nicht nur finanziell, sondern auch durch Gesetzgebung und Toleranz selbst für die wahnwitzigsten Projekte. Gleichzeitig sind sie bemüht, die alte Stadtstruktur zu erhalten. Jedes neue Gebäude muss im Adobe-Stil errichtet werden. Strip Malls und Ketten sind verboten. Das Kultur-Mekka hat im Laufe der vergangenen Jahre auch viele Wissenschaftler angezogen, insbesondere Leute, die im Bereich 'grüner' Technologien arbeiten und forschen. Es gibt jede Menge Doktoren.
      Und gerade in Krisenzeiten erweist sich diese Mischung aus Kunst, Kultur, Hightech und hohem Bildungsniveau nun als besonders krisenfest. Die Stadt ist eines der wenigen Beispiele in den USA für gelungene Städteplanung und Kulturpolitik.
      Vor 400 Jahren, 1610, zehn Jahre bevor die Mayflower in Plymouth an Land ging, kamen die Spanier über den legendären Camino Real in das von Indianern bewohnte Hochland und gründeten Santa Fe. Im Laufe der Jahrhunderte prägten die verschiedensten Kulturen die Stadt - angefangen von den indianischen Ureinwohnern über die lateinamerikanischen Einflüsse bis hin zu Europäern und Afrikanern: sie alle haben einen interkulturellen Ort entstehen lassen.

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