• 13.03.2010
      15:30 Uhr
      Alles auf Zucker! Fernsehfilm Deutschland 2004 | arte
       

      Jaeckie Zucker, Zocker aus Leidenschaft, steht kurz vor dem Aus. Nur das Preisgeld eines Billardturniers könnte ihn noch retten. Doch Mutters letzter Wille lautete: Jackie soll ihr zu Ehren eine Woche strengstens jüdische Totentrauer halten!

      Samstag, 13.03.10
      15:30 - 16:55 Uhr (85 Min.)
      85 Min.

      Jaeckie Zucker, Zocker aus Leidenschaft, steht kurz vor dem Aus. Nur das Preisgeld eines Billardturniers könnte ihn noch retten. Doch Mutters letzter Wille lautete: Jackie soll ihr zu Ehren eine Woche strengstens jüdische Totentrauer halten!

       

      Stab und Besetzung

      Jaeckie Zucker, Jakob Zuckermann Henry Hübchen
      Marlene Zucker Hannelore Elsner
      Samuel Zuckermann Udo Samel
      Golda Zuckermann Golda Tencer
      Thomas Steffen Groth
      Jana Anja Franke
      Joshua Zuckermann Sebastian Blomberg
      Lilly Elena Uhlig
      Rabbi Ernst Ginsberg Rolf Hoppe
      Irene Inga Busch
      Regie Dani Levy
      Drehbuch Dani Levy
      Holger Franke
      Kamera Charly F. Koschnick
      Musik Niki Reiser
      Schnitt Elena Bromund

      Jaeckie Zucker, ein liebenswerter Zocker aus Leidenschaft, steckt - wie er selbst sagt - "bis zum Hals in der Scheiße, aber mit gutem Ausblick!" Der ehemalige DDR-Sportreporter ist über beide Ohren verschuldet, seine Frau droht ihm mit Scheidung, der Gerichtsvollzieher mit Haft. Einziger Lichtblick könnten die 100.000 Euro Preisgeld des Fünften Europäischen Poolbillard Turniers sein und die will Jaeckie gewinnen.
      In diesem ganzen Schlamassel ereilt Jaeckie die Nachricht vom Tod seiner Mutter. Nach 40 Jahren Funkstille reist sein jüdisch-orthodoxer Bruder Samuel samt Familie und toter Mutter aus Frankfurt an, um die Verstorbene in Berlin zu beerdigen. Mit seiner jüdischen Herkunft, diesem "Club", will Jaeckie Zucker alias Jakob Zuckermann nichts zu tun haben. Seine Frau Marlene hat alle Hände voll zu tun, sich im Schnellkurs jüdisches Brauchtum anzueignen und Jakob, Sohn und Tochter zu überzeugen, sich den Anschein einer glücklichen, jüdischen Familie zu geben. Jaeckies einzige Sorge jedoch gilt der gefährdeten Teilnahme am Billardturnier und so täuscht er während der Beerdigung einen Herzinfarkt vor. Damit aber nicht genug. Der Rabbi eröffnet den Söhnen den gewitzten letzten Willen der Mutter: Die Brüder sollen nur erben, wenn sie sich aussöhnen und die Familie nach jüdischem Ritus sieben Tage Trauer übt. So schwer es den beiden fällt, Samuel und Jaeckie können es sich nicht leisten, auf eine Erbschaft zu verzichten, und willigen ein. Die orthodoxe Verwandtschaft wird bei den Zuckers einquartiert und Samuels strenggläubiger Sohn Joshua übernimmt die Aufsicht. Doch während die Ehefrauen sich solidarisieren, die Söhne und Töchter sich näher kommen, als unter Verwandten unbedingt üblich, schweigen die Brüder sich sturköpfig aus. Mit immer fantastischeren Einfällen strampelt Jaeckie dem drohenden Knast und Erbschaftsverlust davon und läuft zwischen Billardturnier und Wohnung Amok.

      "Alles auf Zucker" ist eine charmant-rasante Familienkomödie, die gerne Klischees bedient, um sie gleichermaßen ad absurdum zu führen. Mit jüdischem Humor nähert sich Levy nicht nur dem komplizierten deutsch-jüdischen Verhältnis, sondern thematisiert auch ein Stück deutsch-deutscher Vergangenheit. "Endlich ein Film, der nicht die Gefahr birgt, dass man über uns Juden lacht, sondern in dem man mit uns lacht", schrieb Henryk M. Broder. "Alles auf Zucker" wurde 2005 mit dem Deutschen Filmpreis als bester Spielfilm in Gold ausgezeichnet.
      "Ich bin Skorpion, Schweizer und Jude", sagt der 1957 in Basel geborene Schauspieler, Autor und Regisseur Dani Levy. Seinem erfolgreichen Regiedebüt "Du mich auch" (1986) folgten die preisgekrönten Filme "RobbyKallePaul" (Publikumspreis Max Ophüls Festival 1989), "I was on Mars" (Kritikerpreis FIPRESCI, San Sebastian 1991, auf ARTE am 01.04.1999) und "Stille Nacht" (Wettbewerbsbeitrag der Berlinale 1996, auf ARTE am 14.03.1999). Bereits in "Meschugge" (1997, auf ARTE am 01.03.2004), für den er 1999 den Bayerischen Filmpreis erhielt, setzte sich Levy mit seiner jüdischen Herkunft auseinander. Damit begann er sich auch, an seine ganz persönliche Geschichte heranzutasten.

      Für "Alles auf Zucker" erhielt Levy 2005 den Deutschen Filmpreis für die beste Regie und gemeinsam mit dem Ko-Buchautor Holger Franke den Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch. Außerdem wurde der Film mit dem Deutschen Filmpreis 2005 in den Kategorien "Beste Komödie" und "Beste Filmmusik" ausgezeichnet. Levys jüngster Film "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" (2007) löste in den Feuilletons zahlreiche Debatten darüber aus, ob es zulässig ist, Hitler als komische Figur darzustellen. 2009 trug Levy mit seinem Kurzfilm "Joshua" an dem Projekt "Deutschland 09 - 13 kurze Filme zur Lage der Nation" bei. Sein neustes Projekt "Das Leben ist zu lang" (2010) ist eine Komödie über Sein, Schein und Familienglück, die diesmal in der Film- und Fernsehbranche angesiedelt ist.

      Henry Hübchen (Jackie Zucker) wurde 1947 in Berlin geboren und avancierte nach seinem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin zu einem der gefragtesten Schauspieler der DDR. So stand er für den 1976 oscarnominierten Film "Jakob der Lügner" von Frank Beyer (auf ARTE am 21.03.2001) vor der Kamera. Nach dem Mauerfall wurde der gebürtige Charlottenburger durch seinen Auftritt in Leander Haußmanns "Sonnenallee" (1998) in ganz Deutschland bekannt. 2000 wurde er für seine Darstellung in "Warten ist der Tod" von Hartmut Schoen für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Bester Darsteller" nominiert. Hübchen gehört seit Jahren zum Ensemble der Volksbühne Berlin und führt auch Regie. 1993 erhielt sein Team für die Inszenierung des "Molière" den "Friedrich-Luft-Preis", 1994 und 2001 wurde er zum besten Schauspieler des Jahres ausgezeichnet und 2000 nahm er zusammen mit Frank Castorf den Berliner Theaterpreis entgegen. Für seine slapstickartige Darstellungsweise des Jackie Zucker erhielt Hübchen 2005 den Deutschen Filmpreis in der Kategorie "Beste männliche Hauptrolle". 2009 war Hübchen gleich mit zwei Filmen auf den deutschen Kinoleinwänden zu sehen: zum einen in Andreas Dresens melancholischer Komödie "Whisky mit Wodka". In "Lila Lila" spielte er an der Seite von Daniel Brühl und Hannah Herzsprung.
      Hannelore Elsner, die Jaeckies Frau Marlene gibt, spielte bereits in jungen Jahren in den preisgekrönten Produktionen "Endlose Nacht" (1963, Regie: Will Tremper), "Reise nach Wien" (1973, Regie: Edgar Reitz) oder "Der Grüne Vogel" (1980, Regie: István Szabo). Sie stand in Fernsehfilmen wie Dieter Wedels "Schwarz-Rot-Gold - Schmutziges Gold" (1991), Bernd Eichingers "Das Mädchen Rosemarie" (1996) und der "Schrei des Schmetterlings" (1999, Regie: Frank Strecker, auf ARTE am 18.05.2001), vor der Kamera.

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      Samstag, 13.03.10
      15:30 - 16:55 Uhr (85 Min.)
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