Eine außergewöhnlich groteske Familiensaga über drei Generationen im Ungarn des 20. Jahrhunderts. Nichts für sensible Gemüter ...
Eine außergewöhnlich groteske Familiensaga über drei Generationen im Ungarn des 20. Jahrhunderts. Nichts für sensible Gemüter ...
Stab und Besetzung
Morosgoványi Vendel | Czene Csaba |
Junger Leutnant | Gyuricza István |
Frau des Leutnant | Molnár Piroska |
Kálmán | Trócsányi Gergö |
Gizi | Stanczel Adél |
Miszlényi Béla | Koppány Zoltán |
Kálmán als alter Mann | Máté Gábor |
Lajos Balathony | Marc Bischoff |
Pr. Regoczy Andor | Hegedüs D. Géza |
Jeno bá | Hunyadkürti István |
Regie | |
Drehbuch | |
Kamera | |
Musik |
Die außergewöhnlich groteske Familiensaga umfasst drei Generationen im Ungarn des 20. Jahrhunderts und erweist sich zugleich als Auseinandersetzung mit dem Faschismus, Kommunismus und Kapitalismus. Ein junger Leutnant im Zweiten Weltkrieg mit manischer Onaniesucht und bizarren Selbstbefriedigungsmethoden schwängert die Frau seines Vorgesetzten und wird daraufhin erschossen.
Auch der aus dieser Verbindung hervorgegangene Sohn Kálmán hat eine kuriose Obsession: Während der Zeit des Kommunismus steigt er in den 50er Jahren zum ungarischen Landesmeister im Wettfressen auf. Mit seiner Frau Gizi, mit der er die Leidenschaft für die Fresswettbewerbe teilt, verbringt er einige glückliche Jahre und bald erblickt Sohn Lajos das Licht der Welt.
Im Vergleich zu seinen gewichtigen Eltern fällt der Sohn etwas kümmerlich aus und fühlt sich als Schwächling. Doch auch er entdeckt seine - ebenfalls etwas ungewöhnliche - Berufung: Im Ungarn der Gegenwart macht er sich als Tierpräparator einen Namen. Nebenbei pflegt er seinen Vater, der mittlerweile verbittert und gealtert, mit völlig deformiertem Leib, vor sich hin vegetiert. Allmählich reift in dem einsamen jungen Mann ein monströser Plan, wie er seinem Vater und sich selbst zur Unsterblichkeit verhelfen kann: Seine abstruse Begabung kulminiert schließlich in der perfekt durchgeführten Selbstpräparation ...
"In der Literatur wurde das Modell der Familiensaga von Thomas Mann definiert: In drei Generationen setzt zunächst der Großvater den Clan in die Welt. Der Vater führt die Familie an die Spitze der Gesellschaft. Der Sohn schließlich schlägt das Erbe des Erfolgs aus und wendet sich von den Werten der Vorväter ab. In 'Taxidermia - Friss oder stirb' wird dieses Muster aufgegriffen, verformt, vertieft und zugleich in seinen Grundfesten erschüttert", erklärt der ungarische Regisseur des Films.
Der 1974 in Budapest geborene György Pálfi wurde 1992 bereits für seinen Film "Hukkle - Das Dorf" mit dem Europäischen Filmpreis (Fassbinder-Preis für die Europäische Entdeckung des Jahres) ausgezeichnet. Er selbst sieht in den inszenierten, grotesken Deformationen der Realität einen Kosmos aus surrealistischen Visionen und historischen Fakten mit Anklängen an die Welt von Gabriel García Márquez. Die drei Episoden zeigen drei verschiedene Welten und Zeiten und fügen sich zu einem Gesamtkunstwerk. Die Befremdlichkeit der vorgeführten Kuriositäten, die von obszön, makaber bis abstoßend reichen, wird intensiviert durch die Gestaltung des Films, der Elemente von Horror, Drama und Komödie miteinander verwebt. Das morbide Ende des Films stellt zugleich eine Art Anfangspunkt dar, da der Akt der Selbstzerstörung auch etwas Schöpferisches impliziert, das die drei Generationen schließlich vereint und verewigt. Der deutsche Filmdienst resümiert: "Eine kalkulierte Provokation, die zur Auseinandersetzung mit Faschismus, Kommunismus und Kapitalismus zwingt und eine Menschheit vor Augen führt, die sich nie so recht von ihren primitivsten Gelüsten emanzipiert hat."
"Taxidermia - Friss oder stirb" wurde 2006 unter anderem auf der Ungarischen Filmwoche mit dem Hauptpreis und beim Filmfestival Cottbus mit dem Don Quijote-Preis ausgezeichnet.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 01.03.2021