• 17.04.2021
      09:30 Uhr
      Geschichte schreiben Das Grabtuch von Turin - Eine Reliquie für das 20. Jahrhundert | arte
       

      Der Abdruck Christi auf einem Tuch: Heilige Reliquie oder aufgemaltes Kunstwerk? Das Grabtuch von Turin - eine Kontroverse zwischen Wissenschaft und Religion. Der Historiker und Archivar Yann Potin schildert die an Wendungen reiche Geschichte dieses Kultobjekts seit seiner ersten offiziellen Anerkennung im 16. Jahrhundert.

      Samstag, 17.04.21
      09:30 - 10:00 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      DGS TV Stereo

      Der Abdruck Christi auf einem Tuch: Heilige Reliquie oder aufgemaltes Kunstwerk? Das Grabtuch von Turin - eine Kontroverse zwischen Wissenschaft und Religion. Der Historiker und Archivar Yann Potin schildert die an Wendungen reiche Geschichte dieses Kultobjekts seit seiner ersten offiziellen Anerkennung im 16. Jahrhundert.

       

      Stab und Besetzung

      Regie Jean-Dominique Ferrucci

      Ein Leinentuch, mit dem Abbild eines nackten Mannes von hinten und von vorn - für die Gläubigen ist das Grabtuch von Turin das Leichentuch Christi. Im Lateinischen heißt es "sudarium", weil der Abdruck vom Schweiß des gekreuzigten Jesus stammen soll. Für manche Historiker ist es bloß ein schlecht erhaltenes Stoffbild aus dem 14. Jahrhundert.Seit 1355 erhitzt die wahre Herkunft des legendären Stück Stoffs die Gemüter. Es ist nicht leicht, die Geschichte eines Gegenstandes zu erzählen, bei dem es sich um eine einzigartige Reliquie und zugleich um eine weltberühmte Fotografie handelt. Erst nachdem das angebliche Grabtuch Christi 1898 von Secondo Pia fotografiert wurde, erlangte es im 20. Jahrhundert den Status einer anerkannten Reliquie: Auf dem Negativ erscheinen plötzlich Formen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar waren. Aus einem Leinentuch wird ein heiliges Bild, bei dem es nicht mehr nur darum geht, ob es aufgemalt wurde oder nicht.Im Jahr 1988 gibt die C-14-Datierung der Diskussion um das Turiner Grabtuch eine entscheidende Wende. Das Tuch wird auf den Zeitraum 1260 bis 1380, also das 14. Jahrhundert, datiert. Und das verweist auf die ursprüngliche Hypothese, wonach dieses Objekt im Mittelalter entstand, also - ohne Zweifel - aufgemalt wurde. Obwohl damit seine Echtheit widerlegt ist, bremst das den Hype um das legendäre Grabtuch kein bisschen. So hat der Erzbischof von Turin während des Lockdowns das Grabtuch auf die flehenden Bitten der Gläubigen hin im Fernsehen und im Netz präsentieren lassen. Die Faszination für Reliquien ist also auch in unserer Gegenwart ungetrübt.

      "Geschichte schreiben" ist das erste von Historikern und Historikerinnen moderierte Geschichtsmagazin. Im Mittelpunkt der von dem französischen Mittelalter- und Renaissancespezialisten Patrick Boucheron präsentierten Sendung steht die Frage: Was hat uns Geschichte heute zu sagen? Jede Woche stellt ein Gast einen Gegenstand und seine Geschichte vor. Geschichtsträchtig kann alles sein: seriengefertigte Objekte, Einzelstücke, Kultgegenstände, Werkstoffe oder Schriftdokumente. Die verwendeten Archivaufnahmen werden in kreative grafische Animationen eingebettet und pädagogisch aufbereitet. In einer regelmäßigen "Kolumne" schlägt die Historikerin und YouTuberin Manon Bril die Brücke zwischen Geschichte und Digitalzeitalter.

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      Samstag, 17.04.21
      09:30 - 10:00 Uhr (30 Min.)
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