• 10.03.2021
      08:55 Uhr
      Bahnhofskathedralen - Europas Reise-Paläste Antwerpen | arte
       

      Antwerpen Centraal ist mehr als ein Bahnhof. Der Bau erinnert vielmehr an einen Palast. Der Bahnhof Antwerpen Centraal gilt als steinerne Manifestation der aufstrebenden Kolonialmacht. Antwerpen warwährend der früheren Stadtgeschichte eine der größten Handelsstädte der Welt, seit jeher wichtig für die Nord-Süd-Verkehrsachse nach Amsterdam oder Rotterdam.

      Mittwoch, 10.03.21
      08:55 - 09:40 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Antwerpen Centraal ist mehr als ein Bahnhof. Der Bau erinnert vielmehr an einen Palast. Der Bahnhof Antwerpen Centraal gilt als steinerne Manifestation der aufstrebenden Kolonialmacht. Antwerpen warwährend der früheren Stadtgeschichte eine der größten Handelsstädte der Welt, seit jeher wichtig für die Nord-Süd-Verkehrsachse nach Amsterdam oder Rotterdam.

       

      Stab und Besetzung

      Regie Jeremy J.P. Fekete

      Er ist das Juwel in der Stadt der Diamanten: Antwerpen Centraal. Seine gigantische Kuppel erinnert an das Pantheon in Rom. Deswegen wird er im Volksmund auch Eisenbahnkathedrale genannt. Nicht von ungefähr galt das palastähnliche Bauwerk als steinerne Manifestation der damals aufstrebenden Kolonialmacht. Selbst König Leopold II. ließ sich bei seinem Anblick 1905 zu einem Ausruf des Erstaunens hinreißen: "C'est une petite belle gare" ("Das ist ein hübscher kleiner Bahnhof").

      Mauer an Mauer mit dem Bahnhof liegt Antwerpens grünes, klopfendes Herz - der Zoologische Garten. Im Jahr 1843 gegründet, zählt er zu den ältesten der Welt. Hier zeugen noch Okapis vom königlichen Anspruch der damaligen Welt. Denn in seinen Gehegen konnte man europaweit erstmals diese Giraffenart aus dem Kongo bewundern.

      Eingeführt über den Antwerpener Hafen - das ältere Gegenstück zum Bahnhof. Hier ankerten die Dampfschiffe großer Reedereien wie Hapag Lloyd und Red Star Line. Insbesondere mit der Red Star Line schipperten um die Jahrhundertwende rund 2 Millionen Europäer ins gelobte Land - Amerika.

      Regisseur Jeremy J.P. Fekete veranschaulicht in seiner Dokumentation die untrennbaren Verbindung zwischen Bahnhof und dem Antwerpener Bürger. Vom zaghaften Kuss ihrer ersten Liebe auf den Bahnhofsbänken bis zum Verlust liebgewonnener Kuscheltiere im Gewusel drängelnder Reisender. Hinter dem Bahnhof entstand das "Jerusalem des Nordens", wie man das Diamantenviertel auch nennt. Hier ist man aus Tradition steinreich. Und deshalb ist Antwerpen auch die "Stadt der funkelnden Steine" und größter Handelsplatz.

      Sie wirken wie Kulissen aus einer verlorenen Zeit. Ihre pompösen Empfangshallen strotzen vor königlichem Stuckwerk. Vorne Schloss, in der Mitte Kathedrale, hinten Tor zur weiten Welt - die Bahnhöfe des 19. Jahrhunderts. Erschaffen in einer Epoche des Dampfes, der Mechanik und des Zukunfts- und Erfindergeistes - gepaart mit dem viktorianischen Lebensgefühl - die eine ganze Welt beherrschte. Der Prunk war gewollt, die Bahn galt vor eineinhalb Jahrhunderten als das Fortbewegungsmittel der Reichen.

      Diese Kathedralen des Verkehrs mit ihren Perrons, Gleisen, Fahrkartenschaltern und riesigen mechanischen Uhren erfuhren unlängst eine Renaissance: von außen geliftet und von innen verjüngt, beflügeln sie erneut die Fantasien eiliger Durchreisender, technikverliebter Eisenbahner und Jüngern des retro-futuristischen Steampunks. Mit fokussiertem Blick und aus dem steten Gewusel der Hallen fliehend, finden sich die Menschen, die nicht nur ein-, aus- oder umsteigen.

      Die Dokumentationsreihe folgt ihnen an ihre Plätze und zeigt ihre Gedanken, Sehnsüchte und Hoffnungen. Jede dieser Kathedralen hat ihren eigenen Lebenslauf und Charakter, geprägt durch das jeweilige Land und jeweilige Stadt. Für Autor und Regisseur Jeremy J.P. Fekete sind diese Bahnhöfe der Jahrhundertwende die alten, vergessenen Herzen der Metropolen, von denen aus die Welt entdeckt wurde. Seine Dokumentationsreihe erzählt von der romantischen Seite dieser noch immer faszinierenden Stationen.

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