• 28.12.2012
      08:30 Uhr
      Kampf um den Vatikan Hinter den Kulissen des Konzils | tagesschau24
       

      Das Zweite Vatikanische Konzil, das im Oktober 1962 begann, war ein dramatisches und äußerst riskantes Ereignis zugleich. Es hat die Institution der katholischen Kirche von Grund auf modernisiert, sie aber auch an den Rand ihrer Spaltung gebracht. Mehr als drei Jahre lang wurde im Vatikan um Macht und Wahrheit gerungen. Die Folgen sind noch heute, 50 Jahre danach zu spüren.

      Freitag, 28.12.12
      08:30 - 09:13 Uhr (43 Min.)
      43 Min.
      Stereo

      Das Zweite Vatikanische Konzil, das im Oktober 1962 begann, war ein dramatisches und äußerst riskantes Ereignis zugleich. Es hat die Institution der katholischen Kirche von Grund auf modernisiert, sie aber auch an den Rand ihrer Spaltung gebracht. Mehr als drei Jahre lang wurde im Vatikan um Macht und Wahrheit gerungen. Die Folgen sind noch heute, 50 Jahre danach zu spüren.

       

      Stab und Besetzung

      Drehbuch Holger Preuße, Ludwig Ring-Eifel

      Papst Benedikt XVI. wirkte als junger Theologe im Hintergrund am Zweiten Vatikanischen Konzil mit. Als Oberhaupt der katholischen Kirche stellt er seit Antritt seines Pontifikats die Fragen des Konzils neu. Er versucht die Risse von damals zu kitten und die Kirche auf Kurs zu bringen.

      Papst Johannes XXIII. hatte mit seinem unverstellten Gottvertrauen und seinem standhaften Geschichtsrealismus das Konzil auf den Weg gebracht. Es sollte die Kirche der modernen Welt öffnen. Um die Konzilsbeschlüsse wurde hart gerungen: Zum ersten Mal wurde das Grundrecht der Religionsfreiheit durch die katholische Kirche anerkannt. Von nun an will sich die katholische Kirche als "Volk Gottes" auf dem Weg durch die Zeit verstehen und dem "gemeinsamen Priestertum" Vorrang vor kirchlichen Ständen und Ämtern geben. Die Liturgie wurde neu gestaltet: Die jeweilige Muttersprache löste Latein in den Gottesdiensten ab und die Gemeinde wurde aktiv ins liturgische Geschehen einbezogen. Das Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen wurde neu bewertet: die bischöfliche Kollegialität als Gegengewicht zum päpstlichen Primat gestärkt.

      Deutschen und französischsprachigen Geistlichen fiel eine entscheidende Rolle beim Konzil zu. Sie waren Teil des Reformflügels. Dagegen standen konservative Kräfte, die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollten. Als Paul VI. nach dem Tod von Johannes XXIII. das Konzil 1965 beendete, waren die Zeichen der Zuversicht vom Anfang des Konzils nicht mehr deutlich zu erkennen. Der Reformstau, der sich über Jahrhunderte gebildet hatte, überlagerte viele Hoffnungen. Etwa in der Mitte des Konzils machte sich die Utopie breit, dass man in ganz kurzer Zeit sehr weitreichende Veränderungen erreichen könnte. Aber diese Utopie ist gegen Ende des Konzils zerfallen, weil man sah, dass es sehr starke Meinungsverschiedenheiten und Konflikte gab. "Man hatte begriffen, dass der Konflikt sehr tief ging.", sagt Luigi Accattoli, ein Vatikankenner, im Film.

      Papst Benedikt XVI. hat der umstrittenen traditionalistischen Piusbruderschaft, die die Konzilsreformen ablehnt, nach Jahrzehnten der Trennung einen Weg zurück in die katholische Kirche geebnet. 50 Jahre nach dem Konzil geht die Krise der Kirche damit in eine neue Runde.

      Der Film begibt sich auf eine Spurensuche. Er spürt den Ränkespielen, Intrigen und Machtkämpfen des Zweiten Vatikanischen Konzils nach, zugleich aber zeigt er die Folgen für unsere Gegenwart auf. Zeitzeugen und Vatikankenner entwerfen das Bild von den dramatischen Vorgängen, wie sie sich damals zugetragen haben und ermöglichen so einen Blick hinter die vatikanischen Mauern. Vieles, was sich die Konzilsväter vorgenommen hatten, ist bis heute unerledigt. Wird es der Kirche gelingen, die drängenden Aufgaben zu bewältigen und die Herausforderungen der Zeit anzunehmen? Scheitert sie, dann droht ihr ein weiterer Verlust an Bedeutung.

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      Freitag, 28.12.12
      08:30 - 09:13 Uhr (43 Min.)
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      Stereo

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