Die Dokumentation beleuchtet die wilden Jahre der Wismut nach dem Kriegsende, die unbeschreiblich widersprüchlich, brutal und lebendig waren. Voller Zäsuren, Abenteuer, Chaos, Anarchie, Terror und Tragödien.
Die Dokumentation beleuchtet die wilden Jahre der Wismut nach dem Kriegsende, die unbeschreiblich widersprüchlich, brutal und lebendig waren. Voller Zäsuren, Abenteuer, Chaos, Anarchie, Terror und Tragödien.
Die Dokumentation ist ein Blick zurück in die unmittelbare Pionierzeit der Wismut. Ein ganz besonders spannendes Kapitel voller Geheimnisse, bis heute. Zwar dürfte vielen inzwischen bekannt sein, was sich hinter der Tarnbezeichnung Wismut tatsächlich verborgen hat, nämlich das gigantische Uranförderprogramm der Sowjets im Erzgebirge. Aber die wenigsten haben eine Ahnung davon, mit welch rabiaten Methoden der Uranbergbau hier eingeführt und betrieben wurde.
In kürzester Zeit wurde ein unvorstellbares Uran-Imperium regelrecht aus dem Boden gestampft. Eine Region, die vom Krieg verschont geblieben war, wurde ohne Rücksicht auf Verluste umgekrempelt. Überall wurde nach dem begehrten Stoff, aus dem die Bombe ist, gesucht, gebohrt, geschürft, gebuddelt. Der Uran-Hunger der Sowjets war grenzenlos. Die Gefahren der radioaktiven Strahlen wurden einfach ausgeblendet. Die Kumpel bekamen weder Informationen über die Strahlung noch über die anderen Gefahren, die im Berg auf sie lauerten.
Die wenigsten gingen aus Begeisterung zur Wismut. Viele wurden schlicht zwangsverpflichtet. Wer sich weigerte, bekam keine Lebensmittelkarten mehr. Viele ließen sich aber auch durch großzügige Versprechungen wie Sonderzuteilungen an Lebensmitteln und tolle Verdienstmöglichkeiten locken. Auf manchen Plakaten war von Monatslöhnen über 10.000 Mark zu lesen, astronomische Dimensionen in einer Zeit, wo man knapp 300 Mark im Durchschnitt verdiente.
Inmitten der wild zusammengewürfelten Wismut-Gesellschaft herrschten eigene Gesetze und raue Sitten. Der Schnaps floss in Strömen. Frauen umschwirrten die Kumpel-Kneipen und Quartiere. Viel Abwechslung war hier nicht zu haben. Irgendwie musste das viele Geld schließlich ausgegeben werden. Manche zündeten sich mit den Geldscheinen die Zigaretten an, andere fuhren mit dem Taxi zur Arbeit.
Aber selbst die reichsten Kumpel mussten unter unsäglichen Bedingungen in Massenquartieren kampieren. Konflikte waren programmiert. An Zahltagen ging es besonders hoch her. Schlägereien waren an der Tagesordnung. Wenn Polizei erschien, verbündeten sich die Kumpel prompt gegen die Ordnungskräfte, die in den ersten Jahren absolut nichts zu melden hatten.
"Wildwest bei der Wismut" ist eine Dokumentation, die ebenso wie die Fiktion "Der Uranberg" auf emotionale Wucht und spannende Geschichten setzen kann. Zum einen, weil auf eine beeindruckende Protagonisten gefunden wurden. Menschen, die das Wismut-Geschehen seinerzeit sehr unmittelbar und auch aus sehr unterschiedlichen Perspektiven erlebt haben. Zum anderen, weil exklusives Archivmaterial recherchiert wurde.
Insbesondere das 8-Millimeter-Filmmaterial des Heimatforschers C. Teller ist noch nie zu sehen gewesen. Beeindruckende Ansichten aus einer Zeit und Zone, in der Bildermachen streng verboten war. Mit Glück und Geschick gelangen sogar einmalige Filmbilder vom Abzug der sowjetischen Wachmannschaften aus der Wismutregion im Jahre 1956, zehn Jahre nachdem sie die Postentürme gebaut und besetzt hatten.
Ein Film von Jürgen Ast und Kerstin Mauersberger
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 26.03.2023