Michel nennen die Hamburger liebevoll ihre berühmte Michaeliskirche am Hafen, das Wahrzeichen der Freien und Hansestadt Hamburg. Freilich ein Wahrzeichen mit einem akustischen Schönheitsfehler, der der Gemeinde viele Sorgen machte.
Michel nennen die Hamburger liebevoll ihre berühmte Michaeliskirche am Hafen, das Wahrzeichen der Freien und Hansestadt Hamburg. Freilich ein Wahrzeichen mit einem akustischen Schönheitsfehler, der der Gemeinde viele Sorgen machte.
Denn das Geläut des ehrwürdigen Bauwerks war lange Zeit nicht vollständig, ein Platz im Turm verwaist. Es fehlt das tiefe und erhabene "F" der "Jahrtausendglocke", die wegen Beschädigung im Jahr 2006 eingeschmolzen worden war.
Die traditionsreiche Firma Bachert in Karlsruhe gehört zu den ganz wenigen Gießereien in Deutschland, die die schwierige Kunst der Glockenherstellung beherrschen. Seit Jahrhunderten wird dieses Wissen in der Familie Bachert von Generation zu Generation weitergegeben. Und im Grunde hat sich seither an der Herstellungsweise nicht viel geändert. Die läuft so, wie es viele Schüler bis heute im Deutschunterricht eingebläut bekommen, wenn sie Schillers Gedicht von der Glocke auswendig lernen müssen: "Fest gemauert in der Erden steht die Form aus Lehm gebrannt.".Auch der Geburtsprozess der Michelglocke beginnt mit Lehm, Stroh und Wasser und zieht sich über viele Monate. Mehrere Schichten werden mit der Hand aufgetragen, geformt und über Wochen getrocknet, bis dann der feierliche Tag des Gusses naht. Dazu reisen Pastor und Gemeinde an. Es wird gebetet und gesungen, denn der Segen von oben darf bei keinem Glockenguss fehlen. Seit Jahrhunderten wird jede Glocke an einem Freitag um 15 Uhr gegossen, der Sterbestunde Christi.
Autorin Rita Knobel-Ulrich begleitete die Entstehung der Michel-Glocke und die Arbeiter, die monatelang an ihr gebaut haben bis zum feierlichen Moment im Dezember 2008, als die Glocke in Hamburg zum ersten Mal ertönte.
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 29.03.2023