• 07.03.2021
      23:00 Uhr
      Der stille Schrei - Gewalt hinter verschlossenen Türen tagesschau24
       

      Drei Kinder wurden 2019 in Sachsen-Anhalt getötet. So steht es in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Aus der lässt sich auch diese Zahl ableiten: Vier Kinder pro Tag sollen 2019 in Sachsen-Anhalt im Schnitt Opfer von Körperverletzung gewesen sein. Und das sind nur die offiziellen Fälle. Und es sind Zahlen in Zeiten vor Corona.
      Welches Ausmaß umfasst Gewalt an Kindern im Alltag? Inwiefern greift der Schutz für Kinder gerade jetzt zu kurz? Und was muss getan werden, um dem entgegenzuwirken? Diesen Fragen geht Autorin Lisa Hentschel nach.

      Drei Kinder wurden 2019 in Sachsen-Anhalt getötet. So steht es in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Aus der lässt sich auch diese Zahl ableiten: Vier Kinder pro Tag sollen 2019 in Sachsen-Anhalt im Schnitt Opfer von Körperverletzung gewesen sein. Und das sind nur die offiziellen Fälle. Und es sind Zahlen in Zeiten vor Corona.
      Welches Ausmaß umfasst Gewalt an Kindern im Alltag? Inwiefern greift der Schutz für Kinder gerade jetzt zu kurz? Und was muss getan werden, um dem entgegenzuwirken? Diesen Fragen geht Autorin Lisa Hentschel nach.

       

      Anfang Juli finden Polizisten einen zweijährigen Jungen in Querfurt: Gestorben durch einen unnatürlichen Tod. Verletzungen weisen auf einen sexuellen Missbrauch hin. Der Freund der Mutter ist tatverdächtig. Eine Ausnahme? Drei Kinder wurden 2019 in Sachsen-Anhalt getötet. So steht es in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Aus der lässt sich auch diese Zahl ableiten: Vier Kinder pro Tag sollen 2019 in Sachsen-Anhalt im Schnitt Opfer von Körperverletzung gewesen sein. Und das sind nur die offiziellen Fälle. Und es sind Zahlen in Zeiten vor Corona.

      "Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr mehr tote Kinder haben werden. Und wenn es ‚nur' fünf mehr sind, es werden mehr sein", sagt Dr. med. Andreas Krüger. Der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie ist zugleich Initiator des "Ankerlands" in Hamburg. Hier werden schwersttraumatisierte Kinder und Jugendliche in Gesprächs-, Musik- und Kunsttherapien betreut, jahrelang. Bundesweit ist das einmalig. Aufgrund der Pandemie war das "Ankerland" wochenlang dicht. "Die Pandemie nimmt Kindern Orte, an denen sie abschalten können, einen kurzzeitigen Schutzraum finden. Das wirft uns um Jahre zurück", betont Krüger.

      Knappe 300 Kilometer weiter südöstlich, im Uniklinikum Magdeburg, beraten ein Kinderarzt und eine Rechtsmedizinerin über einen aktuellen Fall: Oberschenkelspiralbruch eines zweijährigen Kindes. "Hier müssen wir davon ausgehen, dass der Knochen gleichzeitig in entgegengesetzte Richtungen gedreht wurde", erklärt Dr. med. Katja Jachau. "Ich begegne bei meiner Arbeit mehr betroffenen Kindern als Erwachsenen." Und: "Das passiert bei Eltern auch aus Überforderung." Überforderung führt dann zu sogenannten "Schüttelbabys". Auch das ist für die Rechtsmedizinerin ein Alltag, der kaum an die Oberfläche gelangt.

      Cäcilia hatte jahrelang mit einer Form von Gewalt zu kämpfen, die äußerlich noch weniger messbar ist: Seelische Gewalt. Jahrelang dauert es, bis das Gericht der heute 18-Jährigen erlaubt, ihren Vater meiden zu dürfen. Schüchtern, instabil, depressiv - nur drei Folgen. "Immer wieder vernommen zu werden - von der Sozialarbeiterin, vom Jugendamt und auch vor Gericht - das war das schlimmste. Ernstgenommen hat mich keiner." Um Kinder wie Cäcilia psychisch zu entlasten, gibt es Einrichtungen wie das "Childhood-Haus" in Leipzig. Hier kommen diejenigen an einen Tisch, die im direkten Kontakt zu Opfern stehen. Von Gewalt betroffene Kinder werden vernommen - einmalig und lediglich im Beisein eines Betreuers. Nur: Reicht das aus? Welches Ausmaß umfasst Gewalt an Kindern im Alltag? Inwiefern greift der Schutz für Kinder gerade jetzt zu kurz? Und was muss getan werden, um dem entgegenzuwirken? Diesen Fragen geht Autorin Lisa Hentschel nach.

      Film von Lisa Hentschel

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