Der organisierte Heimatschutz entstand im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Die Bewegung war vor allem eine Reaktion auf die Veränderungen in Folge der Industrialisierung, aber auch mit dem Ziel die bayerischen Identität zu stärken.
Der organisierte Heimatschutz entstand im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Die Bewegung war vor allem eine Reaktion auf die Veränderungen in Folge der Industrialisierung, aber auch mit dem Ziel die bayerischen Identität zu stärken.
Der Berliner Musikprofessor Ernst Rudorff hatte 1897 mit seiner gleichnamigen Publikation den Begriff "Heimatschutz" geprägt. In München wurde 1902 der "Verein für Volkskunst und Volkskunde" gegründet. Als Initiatoren waren vor allem Gustav Kahr, Franz Zell und Gabriel von Seidl hervorgetreten. Das Arbeits- und Freizeitverhalten, das gesellschaftliche Miteinander oder das Landschaftsbild hatten sich durch die Industrialisierung so nachhaltig gewandelt, dass die Heimatschützer eine umfassende kulturelle Entwurzelung der Bevölkerung fürchteten. Dem setzten sie eine Rückbesinnung auf das eigene Herkommen und die eigene Tradition entgegen. Dies erstreckte sich auf so unterschiedliche Felder wie Kunst und Literatur, Natur- und Denkmalschutz, die Pflege von Volksliedern und tradierter handwerklicher Fähigkeiten und heimatgebundene Architektur. Zu einer klaren Definition, was unter Heimatstil zu verstehen sei, kam es dabei jedoch nicht.
In Bad Tölz ist die Marktstraße mit ihren giebelständigen Häusern und den Lüftlmalereien der Inbegriff - wenn auch keineswegs die einzige Form - des Heimatstils. Der Vortrag stellt die Eingriffe, die Anfang des 20. Jahrhunderts vorgenommen wurden und ganz überwiegend Gabriel von Seidl zu verantworten hatte, dar und versucht, die Bewegung im Bayern der Prinzregentenzeit politisch zu verorten. Dabei wird deutlich, dass es dem bayerischen Heimatschutz nicht nur um eine Wiedergutmachung der Härten des Industrialisierungsprozesses ging, sondern auch um eine Stärkung bayerischer Identität, die sie vom jungen Deutschen Kaiserreich und dem "persönlichen Kurs" Kaiser Wilhelms II. bedroht sahen. Entgegen den Vorstellungen, die der Verein selbst propagierte, handelte es sich dabei nicht um eine Volksbewegung, sondern um einen von Eliten gesteuerten und staatlich unterstützten Prozess.
In der Vorlesung "Eine Reise durch Bayern" geht es um Orte in Bayern, die sich durch ein besonderes Ereignis, eine außergewöhnliche Entwicklung oder durch eine herausragende Persönlichkeit auszeichnen.
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Referent: Dr. Jörg Zedler (Universität Regensburg)
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 24.03.2023