• 18.01.2018
      14:45 Uhr
      Die Oder Wasserstraße | ARD alpha
       

      Die Oder ist 860 Kilometer lang, ihr Einzugsgebiet umfasst knapp 120.000 Quadratkilometer. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erlangte sie Bedeutung als deutsch-polnische Wasserstraße und wurde zu einer gemeinsamen Lebensader. Die Sendung beleuchtet die wirtschaftliche Nutzung des Flusses.

      Donnerstag, 18.01.18
      14:45 - 15:00 Uhr (15 Min.)
      15 Min.
      Stereo

      Die Oder ist 860 Kilometer lang, ihr Einzugsgebiet umfasst knapp 120.000 Quadratkilometer. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erlangte sie Bedeutung als deutsch-polnische Wasserstraße und wurde zu einer gemeinsamen Lebensader. Die Sendung beleuchtet die wirtschaftliche Nutzung des Flusses.

       

      Den Deutschen gilt der Rhein als "Schicksalsfluss", den Polen die Weichsel. Kaum etwas Mythisches wird mit der Oder verbunden. Anders als die "Rheinländer" im Westen fühlen sich die Oder-Anwohner nicht als "Oderländer". Es existieren nur wenige Reiseberichte und im kulturellen Leben der Anrainerstaaten spielt die Oder eine eher untergeordnete Rolle. Unter den deutschen Flüssen sei die Oder wie ein Bauernweib unter den Großen und Edlen, meinte der schlesische Dichter Paul Keller, nicht so reich wie die Elbe, nicht so majestätisch wie der Rhein, nicht so mächtig wie die Donau. Und Heinrich Laube, Mitte des 19. Jahrhunderts Direktor des Wiener Burgtheaters, meinte beim Anblick der Oder verächtlich, sie sei ein armer Tagelöhnerfluss, der es wohl nie zu einer glänzenden Umgebung bringen werde.

      Nur mühsam kam die Schifffahrt in Gang, denn die Oder ist ein Tieflandfluss mit geringem Gefälle. Wegen ihrer unregelmäßigen Wasserführung ist die Schiffbarkeit stark eingeschränkt, im Winter friert sie oft zu. Nicht selten sind die Fahrrinnen so niedrig, dass nur speziell angefertigte Kähne auf dem Fluss verkehren können. Mit ihren 860 Kilometern Länge und einem Einzugsgebiet von 118.611 Quadratkilometern ist die Oder im europäischen Vergleich nur Mittelmaß. Nur zweimal schien es, als hätte die Oder das Zeug zum "Schicksalsstrom": In den letzten Monaten des Zeiten Weltkriegs, als Tausende Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten auf der Flucht vor der Roten Armee in Richtung Oder strömten, hinter der sie glaubten, vor den Russen sicher zu sein, und während des großen Hochwassers 1997. Doch als der Krieg zu Ende ging bzw. die Fluten gebannt waren, erlahmte das Interesse an der Oder wieder.

      Für die meisten Deutschen war der Fluss nach 1945 wegen der Grenzziehung zu Polen mehr ein politischer Begriff als eine besiedelte Landschaft bzw. ein Wirtschafts- und Lebensraum. Das änderte sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nur langsam. Zwar wurde 1990 mit dem deutsch-polnischen Vertrag die Oder-Neisse-Linie als offizielle Staatsgrenze festgeschrieben, doch es dauerte Jahre, bis lebendige Städtepartnerschaften zustande kamen, wassertouristische Konzepte und grenzüberschreitende Hochwasserschutzmaßnahmen ausgearbeitet wurden. Seit der EU-Osterweiterung bildet der Fluss die Grenze zwischen zwei souveränen Mitgliedern der Europäischen Union und allmählich beginnen die Menschen – nicht zuletzt dank üppiger EU-Fördermittel - die Gebiete beidseits der Oder als gemeinsamen und verbindenden Lebensraum zu begreifen.

      Auf unserer Oderreise begleiten wir einen Binnenschiffer, der Kohle aus den Gruben um Kattowitz transportiert, und treffen auf einen Eimerkettenbagger, der Kies- und Sand aus dem Fluss befördert. In Wroclaw/Breslau wird in einem Wasserkraftwerk aus der Oder Elektrizität gewonnen. Wir begleiten Berufstaucher bei der Arbeit und gehen der Frage nach, wozu man für die Oderschifffahrt Eisbrecher benötigt. Wir erfahren, dass die Oder einer der wenigen Flüsse ist, die immer wieder komplett zufrieren. Im Kampf gegen Eisdecken und Packeisschollen, die sich übereinander schieben können, setzen Polen und Deutsche Eisbrecher ein. Stromabwärts sehen wir dabei zu, wie riesige Bojen verlegt werden. Sie zeigen großen Seeschiffen den Weg in den Oderhafen Stettin.

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      Donnerstag, 18.01.18
      14:45 - 15:00 Uhr (15 Min.)
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      Stereo

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