• 08.11.2015
      07:15 Uhr
      TELEKOLLEG Deutsch Verfälschung, Manipulation, Klischees | ARD alpha
       

      Journalisten sind der Wahrheit verpflichtet. Sie dürfen nichts erfinden und manipulieren. Wie kann der Zuschauer oder Leser zwischen subjektiver Berichterstattung und Verfälschung von Nachrichten unterscheiden?

      Moderation: Volker Matthies

      Sonntag, 08.11.15
      07:15 - 07:45 Uhr (30 Min.)
      30 Min.
      Stereo

      Journalisten sind der Wahrheit verpflichtet. Sie dürfen nichts erfinden und manipulieren. Wie kann der Zuschauer oder Leser zwischen subjektiver Berichterstattung und Verfälschung von Nachrichten unterscheiden?

      Moderation: Volker Matthies

       

      Der Schweizer Journalist Tom Kummer wurde im Mai 2000 Grund eines Medienskandals: Als "Phantom-Interviews" entlarvten der Focus und kurz darauf der Spiegel seine gefragten Interviews mit den größten Stars aus Hollywood; mit Stars, die sonst kaum ein Journalist zu fassen bekam. Das vielfach preisgekrönte Magazin der Süddeutschen, das Kummers gefälschte Interviews gedruckt hat, geriet ins Kreuzfeuer der Kritik, die Glaubwürdigkeit der SZ stand in Frage. Kummers Erklärung: "Mir ging es immer darum, die Definition, was Realität ist und was Fiktion, in Frage zu stellen ... Ich wollte die Medientheorie erweitern." Das SZ-Magazin habe ihm Raum für diesen Borderline-Journalismus gewährt. Der Dokumentarfilmer Miklos Gimes produzierte 2011 einen Film über den gefeierten Starreporter. Angesichts der Plagiatsvorwürfe gegen Politiker ist die Suche nach Wahrheit immer noch aktuell.

      Angeblicher Quotendruck machte den Filmemacher Michael Born erfinderisch. Mit seinen gefälschten Reportagen über rechtsradikale Umtriebe und Krisengebiete in aller Welt, versorgte er verschiedene wie er meint, grenzenlos sensationsgierige Fernsehsender so lange, bis sie ihm 4 Jahre Haft wegen "Volksverhetzung und Urkundenfälschung" einbrachten.

      Die Grenze zwischen Subjektivität bei der Auswahl von Information, Kamera-Einstellung und der Kommentierung der Bilder sowie Manipulation verläuft dort, wo der Journalist "wider besseres Wissen etwas seiner Klientel mitteilt. In dem Moment fängt er an, die Unwahrheit zu erzählen, die Lüge, die ihm selber bewusst ist." So Peter Sartorius, ehemaliger leitender Redakteur der SZ.

      Nicht nur einzelne Journalisten manipulieren bisweilen: Die Kriegsberichterstattung steht meist unter Zensur. So täuschte die offizielle Berichterstattung aus den Golfkrieg z.B. einen sterilen Krieg ohne alle zivilen Opfer vor.

      Wie wir uns in unserer Welt bewegen, wie wir als Personen in unserer Gesellschaft auftreten, uns einfügen, einbringen und durchsetzen, das hängt entscheidend von unserem Wissen über die Welt ab. Die Medien selbst aber, die uns all dies Wissen vermitteln, übersehen wir meist solange sie funktionieren: solange das rechte Buch zur Hand ist, das Radio nicht rauscht, der Internetzugang klappt.

      Wir wollen diesen "blinden Fleck" aufspüren und das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Massenmedien keine neutralen Kanäle oder Vermittlungsinstanzen sind. Wie sie wem welches Wissen vermitteln, dies hängt von vielen Faktoren ab: ob es sich um Print-, elektronische oder digitale Medien handelt, wem sie gehören, in welche Zeit sie gehören und in welchem gesellschaftlichen und politischen Kontext sie von wem wofür gebraucht werden.

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      Sonntag, 08.11.15
      07:15 - 07:45 Uhr (30 Min.)
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