• 26.10.2019
      10:45 Uhr
      Nachtcafé Sterben - wie damit leben? | SR Fernsehen
       

      Kaum etwas ist mit so vielen Fragen, Sorgen und Ängsten verbunden wie das Sterben. Und kaum etwas löst in den Menschen so tiefen Schmerz und so große Trauer aus. Gleichzeitig wird wenig darüber gesprochen. Das Beschäftigen mit dem Tod wird verdrängt und hinausgezögert. Wie gelingt es, den Tod anzunehmen und ihm den Schrecken zu nehmen?

      Samstag, 26.10.19
      10:45 - 12:15 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Kaum etwas ist mit so vielen Fragen, Sorgen und Ängsten verbunden wie das Sterben. Und kaum etwas löst in den Menschen so tiefen Schmerz und so große Trauer aus. Gleichzeitig wird wenig darüber gesprochen. Das Beschäftigen mit dem Tod wird verdrängt und hinausgezögert. Wie gelingt es, den Tod anzunehmen und ihm den Schrecken zu nehmen?

       

      Kaum etwas ist mit so vielen Fragen, Sorgen und Ängsten verbunden wie das Sterben. Und kaum etwas löst in den Menschen so tiefen Schmerz und so große Trauer aus. Gleichzeitig wird wenig darüber gesprochen. Das Beschäftigen mit dem Tod wird verdrängt und hinausgezögert. Wie gelingt es, den Tod anzunehmen und ihm den Schrecken zu nehmen?

      Der Tod und die Angst vor ihm, das sind große Themen, die alle Menschen umtreiben. Und trotzdem oder gerade deshalb ist der Tod ein Tabu in der Gesellschaft. In Familien wird darüber geschwiegen und Entscheidungen, die getroffen werden müssen, werden lange aufgeschoben. Dabei gehört der Tod zum Leben. Nichts ist gewisser als der Tod, so heißt es. Nimmt es den Menschen die Angst, wenn sie sich frühzeitig mit ihm beschäftigen? Das Testament schreiben, eine Patientenverfügung aufsetzen, die eigenen Wünsche für Bestattung und Trauerfeier festlegen, so lange man selbst darüber entscheiden kann. Vor allem den Angehörigen wird damit eine große Last von den Schultern genommen.

      Die meisten mussten bereits erleben, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren. Sie haben Trauer und Schmerz erfahren und wissen, wie unmöglich es scheint, mit dem Verlust zu leben. Viele Menschen haben Angehörige beim Sterben begleitet. Die alte Mutter oder den schwer kranken Ehemann gepflegt und dem geliebten Menschen bei den letzten Schritten aus diesem Leben zur Seite gestanden. Was bedeutet diese Erfahrung für den eigenen Blick auf das Sterben? Und wie erleben das Menschen, die beruflich vom Tod umgeben sind? Schauen Palliativmediziner, Sterbebegleiter und Pfleger im Hospiz mit weniger Sorge auf das Sterben und auf den eigenen Tod?

      Immer wieder sagen Menschen, sie fürchten den Tod weniger als das Sterben. Denn da ist die Angst, dass Schmerzen, Leid und Einsamkeit am Lebensende warten. Für einige Menschen, die schwer krank sind und ihr Ende vor Augen sehen, ist es daher wichtig, würdevoll und selbstbestimmt sterben zu dürfen. Sie wünschen sich selbst zu entscheiden, wann und wie sie gehen.

      Die Gäste bei Michael Steinbrecher:

      Selbstbestimmt sterben - darauf bereitet sich Sabine Mehne ganz konkret vor. Die Spätfolgen einer schweren Krebserkrankung veränderten ihr Leben so tiefgreifend, dass die lebensfrohe Frau beschloss: Sollte sie das Leid eines Tages nicht mehr ertragen, wird sie mit dem Sterbefasten beginnen. So hat sie inzwischen alles vorbereitet, um bald ihre letzte Reise anzutreten: "Wenn man keine Angst mehr vor dem Tod hat, dann hat man auch keine Angst mehr vor dem Leben."

      Wie sehr sie ihre Mutter liebte, merkte Stefanie Gillbricht erst, als es zu spät war. Sie war 19, als ihre Mutter vor zwei Jahren unerwartet verstarb. Und in Trauer und Schmerz mischten sich auch Selbstvorwürfe, nicht früher für ein besseres Verhältnis gesorgt zu haben. Der Verlust führte der jungen Frau schmerzhaft vor Augen, wie knapp die gemeinsame Zeit ist: "Ich habe danach vielen Leuten gesagt, was ich für sie fühle. Das waren Dinge, die mir früher nie über die Lippen gekommen wären."

      Um seiner todkranken Frau im Hospiz eine Freude zu machen, setzte sich der passionierte Pianist Walter Schulte kurzerhand ans Klavier und spielte für sie. Seit ihrem Tod vor drei Jahren beschenkt der 84-Jährige nun jeden Freitag die Bewohner eines Bochumer Hospizes mit seiner Musik und ermöglicht ihnen unbeschwerte Stunden: "Ein Arzt sagte einmal zu mir: 'Herr Schulte, Sie machen mir die Patienten durch die Musik wieder gesund. Zwar nicht körperlich, aber seelisch".

      Drei Jahre war Talina erst alt, als Rahel Cramatte erfuhr, dass ihre Tochter an einer seltenen und lebensbedrohlichen Erbkrankheit leidet. Nach langwierigen und qualvollen Behandlungen entschieden die Eltern schließlich, ihre kleine Tochter nach Hause zu holen, damit sie im Familienkreis sterben kann. Eine Erfahrung, für die Rahel Cramatte heute dankbar ist: "Ich bin froh für Talina, dass sie gehen konnte. Sie ist weiter ein Teil unserer Familie, auch wenn sie nicht mehr da ist."

      Auch wenn sich in den letzten Jahren einiges getan hat, ist für den Psychotherapeuten Dr. Georg Pieper klar, dass die Menschen sich noch immer viel zu wenig mit den Themen Sterben und Tod auseinandersetzen. "Es ist wie bei allen Dingen, die uns Angst machen. Aber wenn wir uns mit dem Sterben konkret beschäftigen, wird der erste Baustein gelegt, ein Stück Akzeptanz zu entwickeln. Denn den Tod müssen wir ja alle akzeptieren."

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      10:45 - 12:15 Uhr (90 Min.)
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