• 07.01.2012
      14:30 Uhr
      Die Jahre danach Flüchtlinge und Vertriebene in Schleswig-Holstein | Radio Bremen TV
       

      Sie trugen die größte Last des verlorenen Krieges und ihre Integration in den Alltag der jungen Bundesrepublik verlief nicht so reibungslos, wie lange angenommen: die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen.

      Samstag, 07.01.12
      14:30 - 15:15 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Sie trugen die größte Last des verlorenen Krieges und ihre Integration in den Alltag der jungen Bundesrepublik verlief nicht so reibungslos, wie lange angenommen: die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen.

       

      Stab und Besetzung

      Autor Kay Gerdes

      Lange galt die Ansicht, dass die Aufnahme dieser Flüchtlinge in die entstehende Bundesrepublik vorbildlich und nahezu reibungslos verlaufen ist. Bestehende Probleme, die Trauer über den Verlust der Heimat und der soziale Abstieg, den viele der Vertriebenen erfuhren, wurden verdrängt. Erst in jüngster Zeit hat die Öffentlichkeit begonnen, sich detaillierter mit dem tatsächlichen Verlauf dieser Integration oder Nichtintegration zu beschäftigen. Heute, mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, leben viele der ehemaligen Flüchtlinge nicht mehr. Die meisten noch lebenden Zeitzeugen haben diese Zeit als Kinder oder Jugendliche erlebt.

      In dieser Dokumentation stehen die Berichte und Erzählungen der ehemaligen Flüchtlinge und Vertriebene im Mittelpunkt. Hinzu kommen Zeitzeugen, die den Ansturm der vielen Menschen damals als Schleswig-Holsteiner erlebt haben. Ergänzt wird die Darstellung durch historisches Filmmaterial, das in den ersten Nachkriegsjahren in Flüchtlingsunterkünften in Schleswig-Holstein im Auftrag der britischen Besatzer entstanden ist und durch zahlreiche, auch private Fotos der ehemaligen Flüchtlinge. In den Erzählungen dominieren für die Jahre 1945 bis 1947 vor allem die Themen Hunger und die Kälte in den oft nicht beheizbaren Unterkünften. Der Zwang zur Improvisation, die extreme Enge in den Gemeinschaftsunterkünften, die tägliche Not, etwas zu essen zu bekommen und Brennmaterial aufzutreiben: Dieser Überlebenskampf bestimmte die ersten Jahre in der Fremde.

      Vielen Schleswig-Holsteinern fiel es schwer, die neuen Mitbürger zu akzeptieren. Es gab aber auch Hilfsbereitschaft und freundliche Aufnahme der Flüchtlinge gegenüber von Anfang an. Dementsprechend unterschiedlich schildern die Flüchtlinge ihre ersten Begegnungen mit den Einheimischen. Einige fühlten sich recht schnell in die neue Gesellschaft integriert, andere litten noch lange unter Benachteiligungen und großer Armut. Dabei spielte auch die Art der Unterbringung, z. B. in Lagern oder auf Bauernhöfen eine große Rolle. Die 1950er-Jahre waren im ganzen Land gekennzeichnet durch die langsame Rückkehr zur Normalität. Der Wiederaufbau der Städte schritt voran, die Massenarbeitslosigkeit ging zurück. Für die Vertriebenen war dieser Weg ungleich schwerer als für die Einheimischen. Viel stärker und länger noch waren sie von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen.

      In den Städten und Dörfern erinnert heute nichts mehr an diese Zeit. Die Barackenlager, Nissenhütten oder Notunterkünfte sind verschwunden. Und doch hat diese Zeit bei den Flüchtlingen und Vertriebenen bis heute Spuren hinterlassen.

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