• 27.03.2013
      23:00 Uhr
      Die Generation Midlife Dokumentation von Iris Bettray | SWR Fernsehen RP
       

      "Die Baby-Boomer Generation, die Mitte der 60er geboren ist, ist auf alle Fälle nicht anti-kapitalistisch. Die ist konsumfreudig und nutzt das als Abgrenzung," sagt Schauspielerin Maren Kroymann. Damit beginnt die Spurensuche in der Kindheit und Jugendzeit der heute 40- bis 50-Jährigen, die vielleicht gerade das Phänomen einer Midlife-Krise erleben. Eine Generation, die anders sein wollte als die 68er und damit ihre Eltern vor neue Herausforderung stellte.

      Mittwoch, 27.03.13
      23:00 - 23:45 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      "Die Baby-Boomer Generation, die Mitte der 60er geboren ist, ist auf alle Fälle nicht anti-kapitalistisch. Die ist konsumfreudig und nutzt das als Abgrenzung," sagt Schauspielerin Maren Kroymann. Damit beginnt die Spurensuche in der Kindheit und Jugendzeit der heute 40- bis 50-Jährigen, die vielleicht gerade das Phänomen einer Midlife-Krise erleben. Eine Generation, die anders sein wollte als die 68er und damit ihre Eltern vor neue Herausforderung stellte.

       

      "In meiner Generation", analysiert Franz Müntefering, selber Vater von zwei Töchtern, "stellte sich gegenüber den Babyboomern, gegenüber unseren Kindern die Frage, wie muss man die eigentlich erziehen? Darf man die eigentlich einfach laufen lassen oder muss man ihnen auch was mitgeben?"

      In keinem Jahr nach Kriegsende kamen mehr Kinder zur Welt als 1964. "Wir waren immer zu viele", sagt ein Baby-Boomer. Es ist das Jahr, in dem auch das Musterkind dieser Dokumentation geboren wird. Mit ihm beginnt eine Reise durch vier Jahrzehnte Geschichte der Bundesrepublik mit Fragen wie: Was hat diese Generation geprägt, welche gesellschaftliche Themen haben sie geleitet, wie haben sie politischen Ereignisse wahrgenommen? Musik, Filme, Serien, Fernsehen überhaupt, gehörten zu einer behüteten Kindheit, um die herum sich die Welt veränderte. Ist diese Generation deswegen anfälliger, in eine Sinnkrise in der Mitte des Lebens zu geraten?

      Wenn sich die Babyboomer erinnern, dann weder schmerzhaft noch heroisch, sondern nostalgisch. Thommy Ohrner, selbst Kinderstar Mitte der 70er Jahre, erinnert sich an sein Bonanza-Rad: "Du hast dich gefühlt wie auf nem Chopper, und das war schon ein heißes Teil." Die 43-jährige Entertainerin Kim Fisher träumte als erstem Auto von einer Ente: "Und bin nen Golf gefahren. Kannste mal sehen. Ich wollte immer wild sein und war wahrscheinlich total langweilig."

      Es ist eine Zeit der eher sanften, schrittweisen Veränderungen, die Familienpolitik wird liberaler, Ehebruch und Homosexualität sind nicht mehr strafbar, die Pille entkrampft den Sex. Buchautor Harald Martenstein gerät ins Schwärmen: "Da war also vieles möglich plötzlich, und es gab noch kein Aids. Es war einfach alles da. Empfängnisverhütung. Kein Aids. Liberales Klima. Also diese 20 Jahre müsste es noch mal geben."

      Während Alice Schwarzer in den frühen 70ern für die Rechte der Frauen mächtig Propaganda macht, lehnt die Generation der Baby-Boomer den radikalen Feminismus weitestgehend ab: "Wir sind eben nicht mehr diese 68er, wir sind aber auch nicht diese ganz unpolitische Generation, die dann danach kam, sondern wir sind irgendwo so ein bisschen zwischen Baum und Borke", schildert die Journalistin Amelie Fried. Und während die BRD durch den Terror der RAF unter Druck gerät, schaut die Baby-Boomer-Generation eher unschuldig-fasziniert auf die Fahndungsbilder. Schauspieler Hans Werner Meyer, Jahrgang 1964, erinnert: "Also es wurde immer von der Baader-Meinhof-Bande gesprochen, für mich war das immer Räuber und Gendarm, das hatte irgendwie was Bedrohliches, aber auch bisschen was Abenteuerliches, aber dass es was mit Politik zu tun hatte, das war mir natürlich nicht klar."

      In den frühen 80ern machen die volljährigen Baby-Boomer von ihrem Wehrdienst-Verweigerungsrecht Gebrauch. So auch Harald Martenstein: "Ich glaube, wir sind nach 1945 eher eine Softie- und Schlaffi-Nation gewesen, aus guten historischen Gründen. Das Soldatische hatte sich so diskreditiert und war so untendurch, dass nur eine kleine Minderheit Lust aufs Soldatisch-Sein hatte." Weltwirtschaftskrise und steigende Arbeitslosigkeit kennt die Teenager-Generation höchstens aus der Tagesschau oder man guckte ohnehin eher "Disko" mit Ilja Richter.

      Thomas Ohrner blickt behaglich zurück: "Man hat sich um Geld keine Gedanken gemacht oder du hast im Elternhaus nicht gespürt: Oh, Krise, und ist das Essen noch gesichert oder die Miete? In keinster Weise, eigentlich war es eine sehr aufgehobene Kindheit, ich glaub sogar, dass wir die erste Generation gewesen sind, die wirklich so in Watte gepackt werden konnte."

      Die Dokumentation ist mit ganz unterschiedlichen Zeitzeugen aus den starken Geburtenjahrgängen unterwegs auf einer Zeitreise durch die eigene "Heidschi-Bumbeidschi"-Generation. Der Blick zurück bringt Erkenntnisse über den Aufbruch dieser Generation in eine gesellschaftliche Neuzeit nach 1989, die deutlich temporeicher, komplexer und (finanz-)krisengeschüttelter ist.

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