Experten sind sich mittlerweile sicher: Menschen mit viel Geld leben zwar im Durchschnitt länger und sind weniger krank, aber sie sind deshalb nicht glücklicher.
Experten sind sich mittlerweile sicher: Menschen mit viel Geld leben zwar im Durchschnitt länger und sind weniger krank, aber sie sind deshalb nicht glücklicher.
Bietet einem nur Geld die Möglichkeit, sein Leben zu gestalten? Wie lebt es sich mit einem kleinen Budget? Wird Geld überbewertet? Macht Geld glücklich? Wie viel genügt für ein erfülltes Leben?
Die Gäste:
Der Soziologe Prof. Thomas Druyen erforscht die Vermögenskultur rund um den Globus. Seine Kernfrage: Was macht Geld mit der Psyche? Er fand heraus, dass die ethische und moralische Grundhaltung sich offensichtlich mit der Höhe des Vermögens ändert. 5 oder 50 Millionen machen dabei keinen Unterschied, denn die Gier wächst mit dem Bankkonto. "Wer dagegen gar nichts hat, kanalisiert seine Gier in Wut, und Wut haben wir aktuell mehr als genug".
Als Ex von Alain Delon hätte Rosalie van Breemen ein Leben in Wohlstand führen können, aber sie wollte bei der Trennung nur ihren Stolz retten. Erst mit ihrer zweiten Scheidung lernte sie, wie man auch finanziell gut überlebt. "Man investiert doch einen Teil seiner Lebenszeit in eine Ehe, warum sollte man bei einer Scheidung dann nicht auch über Geld sprechen?" Heute führt die Autorin in Paris und auf Sylt ein unabhängiges Leben.
"Wer viel hat, kann auch viel geben", meint Hans Wall. Trotz Vermögen hat der Unternehmer den Blick für das Gemeinwohl nicht verloren. Geld und Reichtum waren ihm allerdings nicht in die Wiege gelegt: Aus einfachen Verhältnissen stammend baute Wall mit designten Bushaltestellen und Toilettenhäuschen, die als Werbeflächen dienen, ein weltweites Imperium auf. Dabei waren ihm seine Ideale als Unternehmer immer wichtiger als das Geld.
Thomas Bäkmann lebt den Luxus und das Extravagante - ob Hermelinjäckchen oder Chinchillacapes, Schmuckunikate oder Luxusimmobilien. Zu seinem eigenen Vergnügen gründete er eine Boutique, in der er verkauft, was er selber liebt. "Die ganzen Fahrzeuge und Annehmlichkeiten, die ich mir gönne, - dafür muss man schließlich auch was tun". Seine Klientel dankt es ihm.
Raphael Fellmer kann mit Pelz und Klunkern nichts anfangen - im Gegenteil: der Berliner lebt ohne Geld. Gemeinsam mit zwei Freunden wollte er im vergangenen Jahr mit einer Reise nach Mexiko beweisen, dass man einen wesentlich näheren Bezug zur Natur und zu den Menschen bekommt, wenn man ohne Geld unterwegs ist. Das Experiment glückte und Fellmer sah sich in seiner Vermutung bestärkt: "Geld schränkt die Menschen ein, erst ohne ist man wirklich frei."
Das sorgenfreie Leben von Cornelia Zahrt endete 2001: Nach dem Bankrott ihrer Immobilienagentur und der anschließenden Insolvenz verstarb ihr Mann unerwartet. Mit Schulden in sechsstelliger Höhe und vier Kindern zu Hause war sie nun ganz auf sich allein gestellt. Die finanziellen Fesseln der Insolvenz ließen der Familie kaum Luft zum Atmen. "Ich habe immer gehofft, dass es danach wieder aufwärts geht." Vergeblich, heute kämpft Zahrt mit der Arbeitslosigkeit.
Der Wirtschaftsexperte der Süddeutschen Zeitung, Alexander Hagelüken, versteht die Ängste der Leute angesichts der wirtschaftlichen Dauerkrise. Sie verstärke die Kluft und mache manche nur noch reicher: "Lohnerhöhungen und Reichensteuer sind hierzulande längst überfällig". Eine Umverteilung könnte für ihn der Wirtschaft hierzulande helfen, für die Rettung des Euro allerdings müssten alle Staaten an einem Strang ziehen.
An der Bar
Wer in der Partnervermittlung von Christa Appelt einen Partner fürs Leben sucht, muss nicht unbedingt Aussehen und Sexappeal aufweisen. Erfolg und Reichtum entscheiden hier über das Liebesglück. Ihre Klientel sucht Ihresgleichen, sonst lägen die Lebensvorstellungen zu weit auseinander. Dabei haben sich die Geschlechterrollen heute deutlich verschoben: "Viele Männer können nicht damit umgehen, wenn die Frau mehr verdient".
programm.ARD.de © rbb | ARD Play-Out-Center || 09.06.2023