• 14.12.2019
      11:45 Uhr
      Nachtcafé Du sollst Vater und Mutter ehren? | SWR Fernsehen RP
       

      Die Gäste bei Michael Steinbrecher:

      • Gabriel Babel, wurde in der Kindheit vom Vater misshandelt
      • Gabriele Dietz-Paulig, sollte für die Pflegekosten ihrer leiblichen Mutter aufkommen, die sie in ein Kinderheim gegeben hatte
      • Birgit Jatho, betreut ihre pflegebedürftige Mutter
      • Bernd Wollschlaeger, fand heraus, dasss ein Vater ein Wehrmachtsoffizier und glühender Anhänger des Naziregimes war
      • Jeannette Hagen, wünscht sich eine Aussprache mit ihrem leiblichen Vater
      • Irmela Wiemann, Psychotherapeutin

      Samstag, 14.12.19
      11:45 - 13:15 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Die Gäste bei Michael Steinbrecher:

      • Gabriel Babel, wurde in der Kindheit vom Vater misshandelt
      • Gabriele Dietz-Paulig, sollte für die Pflegekosten ihrer leiblichen Mutter aufkommen, die sie in ein Kinderheim gegeben hatte
      • Birgit Jatho, betreut ihre pflegebedürftige Mutter
      • Bernd Wollschlaeger, fand heraus, dasss ein Vater ein Wehrmachtsoffizier und glühender Anhänger des Naziregimes war
      • Jeannette Hagen, wünscht sich eine Aussprache mit ihrem leiblichen Vater
      • Irmela Wiemann, Psychotherapeutin

       
      • "'Du sollst Vater und Mutter ehren', dieser Satz ist mir unglaublich fremd", sagt Gabriel Babel. Als Kind litt er jahrelang unter Misshandlungen durch den Vater, bis er mit zwölf Jahren schließlich beschloss, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder zu fliehen. Doch auch wenn die Kinder im Heim einen sicheren Hafen fanden: Die Narben auf der Seele blieben - und hatten für Gabriels Bruder dramatische Folgen.

      • Als Gabriele Dietz-Paulig ein Schreiben vom Amt erhielt, in dem sie aufgefordert wurde, sich an den Pflegekosten für ihre Mutter zu beteiligen, war sie fassungslos. Denn bereits kurz nach der Geburt wurde sie von ihrer Mutter in ein Kinderheim gegeben. Bis heute blieb die Beziehung distanziert: "Meine Mutter ist für mich nur eine entfernte Bekannte." So musste ein Gericht über den Fall entscheiden.

      • Dass man aber seinen Eltern am Lebensende etwas zurückgeben möchte, wenn man zeitlebens ein gutes Verhältnis hatte, davon ist Birgit Jatho überzeugt. Als nach ihrem Vater auch ihre Mutter plötzlich zum Pflegefall wurde, war schnell klar, dass die Familie sich daheim mit vereinten Kräften kümmern wird: "Meine Eltern haben es verdient, möglichst liebevoll und in ihrem eigenen Zuhause versorgt zu werden."

      • In der Kindheit verehrte Bernd Wollschlaeger seinen Vater - bis er herausfand, dass dieser als Wehrmachtsoffizier ein glühender Anhänger des Naziregimes war und auch nach dem Krieg an seinen Überzeugungen festhielt: "Als ich immer mehr herausgefunden hatte, wandelten sich meine Gefühle zu riesiger Enttäuschung, Verbitterung, Traurigkeit und Schock." Bernd Wollschlaeger tat alles, um sich abzugrenzen, wanderte aus und konvertierte schließlich sogar zum Judentum.

      • Als 9-Jährige fand Jeannette Hagen zufällig heraus, dass ihr vermeintlicher Vater nicht ihr Vater war. Zwar versuchte ihr Stiefvater, diese Leerstelle in ihrem Leben zu schließen, doch die Sehnsucht nach ihren Wurzeln ließ die heute 52-Jährige nicht los. Umso größer ist ihre Enttäuschung, dass sie bis heute nur Ablehnung von ihrem leiblichen Vater erfährt: "Dass er eines Tages sterben könnte, ohne dass es eine Aussprache gab, macht mir Angst."

      • Die Psychotherapeutin Irmela Wiemann sagt: "Es gibt einen Unterschied zwischen biologischer Elternschaft und wirklicher Elternschaft." Deshalb könne man auch nicht pauschal verlangen, dass Kinder ihre Eltern ehren sollen. Doch die erfahrene Familientherapeutin weiß auch, dass es dabei hilft, ein zufriedenes Leben zu führen, wenn man die Verbindung, die unweigerlich zwischen Eltern und Kindern besteht, würdigt.

      Sind Eltern strahlende Vorbilder, denen die Kinder nachstreben - oder Feindbilder, von denen sie sich möglichst deutlich abgrenzen wollen? Wo ist das Ehren von Mutter und Vater angebracht und wo endet diese Verpflichtung?

      Aus biblischer Sicht fordert das vierte Gebot: "Ehre deinen Vater und deine Mutter." Doch egal, ob christlich geprägt oder nicht: Dieser Auftrag ist in den meisten Menschen tief verankert. Schließlich haben die Eltern den Kindern das Leben geschenkt, sie haben sie beschützt, gefördert und begleitet, ihnen Liebe und Wärme geschenkt und Werte fürs Leben mit auf den Weg gegeben.

      Dafür sind die Kinder Mutter und Vater dankbar und lieben sie dafür. Wenn sie ihnen als gutes Vorbild dienen, werden sie ihnen nacheifern und ihrem Beispiel folgen. Die Eltern werden verehrt für die guten Taten und großen Erfolge, die sie vollbracht haben. Und wenn Vater und Mutter dann irgendwann selbst hilfsbedürftig werden, ist es an den Kindern, nun für sie da zu sein und etwas zurückzugeben. So ist es für so manche Tochter und so manchen Sohn selbstverständlich, die alten Eltern zu sich zu nehmen und sie zu pflegen. Auch wenn das für die jüngere Generation nicht selten bedeutet, sich zwischen Job, eigener Familie und Pflege aufzureiben.

      Doch häufig geht diese Selbstverständlichkeit auch von den Eltern aus. Was, wenn man als Kind diese Pflege und Unterstützung nicht leisten kann oder möchte? Pochen die Eltern darauf, dass die Kinder es ihnen schuldig seien? Wie schwer wiegen Pflichtgefühl und schlechtes Gewissen? Denn natürlich gibt es auch ganz andere Eltern-Kind-Beziehungen: Muss ich ehren, wer nie für mich da war? Wer mich als Kind ins Heim gegeben, mich vernachlässigt oder gar misshandelt hat? Und kann ich ehren, wer großes Unrecht getan hat? Zum Beispiel eine Mutter, die wegen Mordes im Gefängnis sitzt, oder einen Vater, der Gräueltaten in der Zeit des Nationalsozialismus verübt hat?

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