• 09.11.2019
      11:55 Uhr
      Das Wunder von Großburschla Ein Dorf, die Wiedervereinigung und was daraus wurde | MDR FERNSEHEN
       

      Großburschla war ein geteiltes Dorf im Werratal, in dem Familien getrennt wurden und Freunde sich nicht mehr sehen konnten, weil sie keinen Passierschein bekamen. Das hat die Menschen geprägt. Der Film erzählt die Geschichte dieses Dorfes mit vielen Stimmen und Bildern und fragt, was vor allem in den vergangenen 25 Jahren passiert ist.

      Großburschla war ein geteiltes Dorf im Werratal, in dem Familien getrennt wurden und Freunde sich nicht mehr sehen konnten, weil sie keinen Passierschein bekamen. Das hat die Menschen geprägt. Der Film erzählt die Geschichte dieses Dorfes mit vielen Stimmen und Bildern und fragt, was vor allem in den vergangenen 25 Jahren passiert ist.

       

      Manchmal, wenn es schon dämmrig war und Margret Ruhlandt von der Arbeit in der Strumpf-Fabrik "Esda" nach Hause ging, ertönte ein leiser Pfiff. Das hieß: "Ich habe Dienst an der Werra-Brücke, komm‘ hier vorbei!" Das war im Herbst 1962. Erich Riethmüller war Soldat der Nationalen Volksarmee (NVA) und im thüringischen Großburschla stationiert. Er musste darüber wachen, dass keiner versuchte, aus dem eingeschlossenen Dorf abzuhauen: etwa durch die Werra nach Hessen zu schwimmen, die Zäune zu überwinden oder abseits der einzigen Straße, die aus Großburschla heraus und wieder hinein führte, in den hessischen Westen zu türmen.

      Manchmal rief Erich auch über den Gartenzaun von Margrets Elternhaus direkt neben der verschlossenen Werra-Brücke: "Kannste mal paar belegt Brote bringen?" Das machte Margret Ruhlandt dann und im Winter gab es dazu eine Kanne heißen Tee "mit Schuss".

      Am 1. August 1964 heirateten die beiden. 25 Jahre später - kurz nach ihrer silbernen Hochzeit - öffnete sich der Eiserne Vorhang. An ihrer goldenen Hochzeit gab es für das Paar gleich mehrere Gründe zum Feiern: das 25-jährige Jubiläum der Wiedervereinigung und die kirchliche Trauung, die sie nach 50 Jahren nachholten.

      Wie hatten sich seitdem die Zeiten geändert? Verwandte und Bekannte brauchten keinen Passierschein mehr, es saßen auch keine Spitzel in der Kirche, nur das Fernsehen war zusätzlich zu den vielen Gästen da. Und ein Spaziergang an der Werra entlang und über die Brücke ins hessische Altenburschla war auch nicht verboten.

      Am 9. November 1989 fiel die Mauer in Berlin, am 13. November war es in Großburschla soweit. Hier in der Provinz hatten 1.400 Menschen, eingesperrt in einem Dorf, das wie ein Schlauch nach Hessen hinein ragt, 40 Jahre leben müssen.

      Großburschla war ein geteiltes Dorf im Werratal, in dem Familien getrennt wurden und Freunde sich nicht mehr sehen konnten, weil sie keinen Passierschein bekamen. Das hat die Menschen geprägt. Der Film erzählt die Geschichte dieses Dorfes mit vielen Stimmen und Bildern und fragt, was vor allem in den vergangenen 25 Jahren passiert ist - eben in der Zeit zwischen der Silbernen und der Goldenen Hochzeit der Riethmüllers.

      Freiheit '89

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