• 11.04.2010
      12:30 Uhr
      Bilderbuch Siegerland SWR Fernsehen BW
       

      Auf den ersten Blick: Hügel, Wälder und schmale Täler. Naturfreunde kommen im Siegerland auf ihre Kosten, und Kulturpilgern klingelt es in den Ohren. Wenn die Philharmonie Südwestfalen aufspielt, dann fegt Klassik über den südlichsten Zipfel Nordrhein-Westfalens.

      Sonntag, 11.04.10
      12:30 - 13:15 Uhr (45 Min.)
      45 Min.

      Auf den ersten Blick: Hügel, Wälder und schmale Täler. Naturfreunde kommen im Siegerland auf ihre Kosten, und Kulturpilgern klingelt es in den Ohren. Wenn die Philharmonie Südwestfalen aufspielt, dann fegt Klassik über den südlichsten Zipfel Nordrhein-Westfalens.

       

      In Hilchenbach am Rothaarsteig, wo niemand ein Landesorchester vermutet, sitzen die Philharmoniker in der Schützenhalle. Improvisation und Überlebenskampf in der Provinz. Als Wanderorchester tragen die Musiker ihr Repertoire bis in die letzte Ackerfurche, spielen im Freien und trotzen dem rauen Mittelgebirgsklima.
      Viel Regen, viel Wald und immer fünf Grad kühler. Orkan Kyrill hat sich hier ausgetobt und der Monokultur einen Denkzettel verpasst. Überlebt haben Mischwälder, die sich selbst verjüngen. Dass die Region heute eine der waldreichsten Deutschlands ist, hat mit einer Tradition zu tun, die stets darauf bedacht war, mit natürlichen Ressourcen keinen Raubbau zu betreiben. Dafür steht die im Siegerland einmalige Haubergskultur. Jahrhundertelang wichtigster Brennholzlieferant zum Schmelzen und Schmieden von Eisen. Das wirtschaftliche Rückgrat einer kleinen, aber feinen Industrieregion, der ältesten in Mitteleuropa. Trotz Niedergang des Eisenerzbergbaus und Krisen in der Stahlindustrie haben sich einige mittelständische Firmen gehalten. Unternehmen mit Weltklasse, die etwas herstellen, das keiner so gut kann wie sie.
      Skulpturen des Amerikaners Richard Serra, tonnenschwere Stahlplatten in gewagten Formen und Dimensionen, stehen weltweit in allen großen Sammlungen zeitgenössischer Kunst - gefertigt werden sie in Siegen. Name gleich Adresse, sagen die Einheimischen und setzen dem Fremden noch einen Künstler vor die Nase: Peter Paul Rubens. Dass der flämische Maler 1577 in Siegen auf die Welt kam, ist ein Glücksfall für die Stadt. Rubens-Kugeln, Rubens-Torten und nicht zuletzt ein Rubens-Darsteller, der im barocken Kostüm des Malerfürsten das Image der Stadt aufpoliert. Seit 1972 Universitätsstadt und von Studenten spöttisch belächelt: "Was ist schlimmer als verlieren? Siegen!" Das sehen die echten "Seejerlänner" natürlich ganz anders. Sie finden ihr Glück in Heimatvereinen und beim traditionellen Backen des Schanzenbrots.
      Gesellschaftliches Leben, Zusammenhalt und Dorfgemeinschaft, das findet in vielen kleinen Vereinen statt, und dabei geht es nicht nur um Verschönerung der Fachwerkbauten. Alle kulturellen Aktivitäten stützen sich auf private Initiativen, Stiftungen und Vereinsgründungen: von der Philharmonie in Hilchenbach über den Backes in Ruckersfeld bis zur Freilichtbühne in Freudenberg.
      Das Bilderbuch zeichnet Facetten der Kultur- und Industriegeschichte des Siegerlands, eine Entdeckungs- und Zeitreise zwischen Tradition und Moderne. Der Blick hinter die Wälder und Täler lohnt sich.

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      Sonntag, 11.04.10
      12:30 - 13:15 Uhr (45 Min.)
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