• 16.10.2020
      22:00 Uhr
      Nachtcafé Die tägliche Dosis - wenn Sucht das Leben beherrscht | SWR Fernsehen BW
       

      Persönliche Krisen, Trennungen, Druck im Beruf, falsche Freunde, Gruppenzwang - die Gründe, warum Menschen zu Drogen greifen, sind vielfältig, und oft ist der Übergang vom ersten Versuch über den gelegentlichen Konsum bis zur lebensbeherrschenden Sucht fließend und geschieht unbemerkt. Erst wenn es zu spät ist, stellen Betroffene fest, dass sie ihr Leben ohne die tägliche Dosis nicht mehr bestreiten können. Wie entkommt man diesem Teufelskreis? Und wie kann man seine Angehörigen und Freunde beim Weg aus der Sucht unterstützen?

      Freitag, 16.10.20
      22:00 - 23:30 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      Persönliche Krisen, Trennungen, Druck im Beruf, falsche Freunde, Gruppenzwang - die Gründe, warum Menschen zu Drogen greifen, sind vielfältig, und oft ist der Übergang vom ersten Versuch über den gelegentlichen Konsum bis zur lebensbeherrschenden Sucht fließend und geschieht unbemerkt. Erst wenn es zu spät ist, stellen Betroffene fest, dass sie ihr Leben ohne die tägliche Dosis nicht mehr bestreiten können. Wie entkommt man diesem Teufelskreis? Und wie kann man seine Angehörigen und Freunde beim Weg aus der Sucht unterstützen?

       

      Von Alkohol bis Crystal Meth - die Liste der Stoffe, die Menschen süchtig machen können, ist lang. Schnell wird aus dem gelegentlichen Griff zu Flasche oder Pille eine Sucht, um die sich dann das ganze Leben dreht. 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig, mehr als 600.000 sind illegalen Drogen verfallen und geschätzte 2,3 Millionen Menschen sind abhängig von Medikamenten.

      Persönliche Krisen, Trennungen, Druck im Beruf, falsche Freunde, Gruppenzwang - die Gründe, warum Menschen zu Drogen greifen, sind vielfältig, und oft ist der Übergang vom ersten Versuch über den gelegentlichen Konsum bis zur lebensbeherrschenden Sucht fließend und geschieht unbemerkt. Erst wenn es zu spät ist, stellen Betroffene fest, dass sie ihr Leben ohne die tägliche Dosis nicht mehr bestreiten können.

      Nicht nur die eigene Sucht kann das Leben verändern. Auch Angehörige sind betroffen. Wie Eltern, die eines Tages feststellen müssen, dass Drogen Schuld an den Veränderungen sind, die sie bei ihrem Kind feststellen. Wenn es nicht mehr gelingt, das eigene Kind zu erreichen, um ihm einen Weg aus der Sucht aufzuzeigen, endet der Konsum mitunter sogar tödlich. Und auch die Sucht des Partners oder der Partnerin nimmt unmittelbar Einfluss auf das Leben der Menschen. Oft ist nur ein radikaler Schnitt der Ausweg aus dieser Situation.

      Warum greifen Menschen zu Drogen? Wie entkommt man diesem Teufelskreis? Und wie kann man seine Angehörigen und Freunde beim Weg aus der Sucht unterstützen? "Die tägliche Dosis - wenn Sucht das Leben beherrscht", das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im "Nachtcafé".

      Die Gäste:

      Als sie ihren Mann kennenlernte, war es für Viktoria Tapp zunächst die Liebe ihres Lebens. Und so wollte sie nicht wahrhaben, was Freunde und Verwandte schon bald erkannten: dass ihr Partner ein Alkoholproblem hat. Insgesamt neun Jahre lang lebte sie in Co-Abhängigkeit und ordnete ihr Leben der Sucht des zunehmend aggressiven Lebensgefährten unter. Bis sie schließlich zusammenbrach. "Ich war zu dumm, zu erkennen, dass ich das nicht gewinnen kann", sagt Tapp heute.

      "Manchmal denke ich, hätte sie mich doch im Bauch getötet", sagt Bernd Thiele über seine Mutter. Als Alkoholikerin trank sie auch während der Schwangerschaft, deshalb erlitt Thiele bereits im Mutterleib schwere Hirnschäden, unter denen er nun ein Leben lang leiden muss. Er wuchs in Pflegefamilien auf und lernte seine leiblichen Eltern nie kennen. Gemeinsam mit Tim Boehme machte er sich schließlich auf die Suche nach seinen Wurzeln.

      Als Ina Milert durch Zufall in einem Chat las, dass ihre Tochter Lea mit einer Freundin Heroin ausprobieren wollte, fiel sie aus allen Wolken. Dabei hatte die erst 13-jährige Tochter zu diesem Zeitpunkt schon einige Drogenexzesse hinter sich. Trotz aller Versuche und mehrere Entzüge schaffte es Lea nicht, von den Drogen loszukommen. Sie entglitt der Mutter immer mehr und nahm sich nach einem Rückfall schließlich das Leben. "Ich mache mir bis heute Vorwürfe", sagt Ina Milert.

      Crystal, LSD, Kokain, Speed, Ecstasy: Dominik Forster hat fast alle Drogen genommen. Es war die Suche nach Anerkennung, die ihn zunächst zu Cannabis, dann zu immer härteren Drogen brachte. "Mit 21 war mein Leben dermaßen im Arsch, dass die beste Option gewesen wäre, mich umzubringen", sagt Forster. Weil er seinen Konsum als Dealer finanzierte, landete er schließlich im Gefängnis - dies wurde zum Wendepunkt für ihn: Seit zehn Jahren lebt er nun drogenfrei.

      Die Psychiaterin, Neurologin und Psychotherapeutin Dr. Sylvia Claus weiß: Sucht ist eine schwere Erkrankung, die das Leben in vielen Bereichen beherrscht und eine umfassende Behandlung nötig macht. Oft werden Suchterkrankungen allerdings verharmlost, so die Expertin: "Es gibt in der Gesellschaft häufig die Idee, man müsse sich einfach nur zusammenreißen."

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