• 11.10.2019
      22:00 Uhr
      Nachtcafé Der Knacks im Kopf - Leben mit psychischen Störungen | SWR Fernsehen BW
       

      "Der hat doch eine Schraube locker" oder "Die hat einfach eine Macke" - schnell werden Menschen, die scheinbar nicht ins Raster passen, abgestempelt. Dabei ist der Grund oftmals eine ernstzunehmende Erkrankung, die Betroffenen ihr Leben und den Umgang mit ihren Mitmenschen erschweren.
      Welche Schwierigkeiten und Hindernisse erleben Betroffene? Was brauchen sie, um den Alltag meistern zu können? Was können Angehörige unterstützend tun? Und wie können wir alle unseren Blick auf diese Erkrankungen korrigieren?

      Moderation: Michael Steinbrecher

      Freitag, 11.10.19
      22:00 - 23:30 Uhr (90 Min.)
      90 Min.

      "Der hat doch eine Schraube locker" oder "Die hat einfach eine Macke" - schnell werden Menschen, die scheinbar nicht ins Raster passen, abgestempelt. Dabei ist der Grund oftmals eine ernstzunehmende Erkrankung, die Betroffenen ihr Leben und den Umgang mit ihren Mitmenschen erschweren.
      Welche Schwierigkeiten und Hindernisse erleben Betroffene? Was brauchen sie, um den Alltag meistern zu können? Was können Angehörige unterstützend tun? Und wie können wir alle unseren Blick auf diese Erkrankungen korrigieren?

      Moderation: Michael Steinbrecher

       

      "Der hat doch eine Schraube locker" oder "Die hat einfach eine Macke" - schnell werden Menschen, die scheinbar nicht ins Raster passen, abgestempelt. Dabei ist der Grund oftmals eine ernstzunehmende Erkrankung, die Betroffenen ihr Leben und den Umgang mit ihren Mitmenschen erschweren.

      Der junge Mann mit Tourette, der - egal ob im Bus oder beim Bäcker - durch seine lauten Ausrufe und unkontrollierten Bewegungen auffällt. Oder die Autistin, die in Privat- und Berufsleben immer wieder aneckt, weil sie in ihrem Sozialverhalten einfach anders tickt als ihr Umfeld. Auch Menschen mit Panikattacken, Angst- und Zwangsstörungen bis hin zu Schizophrenie und anderen Psychosen kennen diese Herausforderungen. Sie alle sind eingeschränkt im alltäglichen Umgang mit anderen Menschen und sie alle werden schnell schief angeschaut und in eine Schublade gesteckt. Viele Menschen wissen nicht mit Betroffenen umzugehen. Daher werden diese Erkrankungen allzu oft nicht erkannt oder nicht ernst genommen.

      Das alles führt dazu, dass Betroffene stigmatisiert werden. Es wird ihnen schwer gemacht, offen über Ihre Krankheit zu sprechen und sich Hilfe zu holen. So bleiben sie oftmals auf sich alleine gestellt mit den Problemen, mit denen sie im Alltag konfrontiert sind. Nicht nur Arbeitssuche, sondern auch Freundschaften und Beziehungen sind gefährdet - und das nicht nur durch die konkreten Symptome, sondern häufig durch Vorurteile. Nicht selten hat das für die Betroffenen existentielle Konsequenzen.

      Welche Schwierigkeiten und Hindernisse erleben Betroffene? Was brauchen sie, um den Alltag meistern zu können? Was können Angehörige unterstützend tun? Und wie können wir alle unseren Blick auf diese Erkrankungen korrigieren?

      • Die Gäste bei Michael Steinbrecher:

      Als sein Sohn Daniel immer stärkere Anzeichen einer Psychose zeigte, setzte Günther Küblböck alles in Bewegung, um ihm zu helfen. Doch Polizei, Behörden und auch die Ärzte des Schiffes, von dem der Sänger vor einem Jahr in den Tod sprang, konnten nicht gegen Daniels Willen eingreifen. So blieb der Vater machtlos: "Wenn jemand einen Herzanfall hat, dann wird ganz schnell reagiert, aber bei einer starken psychischen Erkrankung wird ewig lange nichts unternommen."

      "Ich habe immer abgeguckt, was die anderen tun und das irgendwie nachgemacht", sagt Birgit Saalfrank, die sich im Umgang mit anderen Menschen schon immer schwertat. Doch erst im Alter von 39 Jahren erhielt sie die Diagnose Asperger-Syndrom und verstand, warum sie ist, wie sie ist. Diese Erkenntnis stellte allerdings auch ihre komplette bisherige Identität in Frage, was tiefgreifende Konsequenzen für ihren beruflichen und privaten Lebensweg hatte.

      Cordt Winklers Kindheit war von Scham und Unsicherheit geprägt, denn sein Vater litt an paranoider Schizophrenie. Mit Anfang 20 dann erlebte er selbst seine erste Psychose, in der er überzeugt war, Bundeskanzler zu sein und die Weltformel gefunden zu haben. In Angst mischte sich auch Erleichterung für den jungen Mann: "Davor hatte ich also die ganze Zeit Angst. Das ist das, was meinen Vater über all die Jahre bewegt hat."

      Vor sechs Jahren kamen die Tics in Fabiene Wengerts Leben: plötzliche Zuckungen, Schläge mit der Faust gegen Kopf und Brust, Schnalzlaute und Schimpfworte. Erst mit Hilfe von Selbsthilfegruppen und ärztlich verschriebenem Cannabis konnte die 23-Jährige ihre Erkrankung teilweise kontrollieren und vor allem akzeptieren. "Tourette ist mittlerweile ein Teil von mir, ohne den ich gar nicht mehr leben will. Ich habe mein Leben damit gut arrangiert."

      Als Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar hat Prof. Dr. Hans Förstl tagtäglich mit psychischen Erkrankungen zu tun. "Nichts ist ganz typisch bei psychischen Erkrankungen", weiß der Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie. Betroffene gehen sehr unterschiedlich mit ihrer Krankheit um und selbst bei der gleichen Diagnose können die symptomatischen Unterschiede groß

      sein.

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